Buchs
Wohngebiet «Steinfeld» ist aus dem kantonalen Richtplan verschwunden

Aufregung im Gemeinderat Buchs: Obwohl sogar vom Kanton empfohlen, figuriert das elf Hektaren grosse Gebiet nicht mehr im Richtplan als Wohnschwerpunkt erster Priorität.

Hubert Keller
Drucken
Das Gebiet Steinfeld ist von Häusern umgeben und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossen.

Das Gebiet Steinfeld ist von Häusern umgeben und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossen.

Sandra Ardizzone

Als Gemeindeammann Urs Affolter am Montag vor zwei Wochen die az aufschlug, stellte er mit Erstaunen fest, dass der Regierungsrat darauf verzichtet, das Gebiet Steinfeld im Richtplan als Wohnschwerpunkt (WSP) auszuscheiden (az vom 10. 1. zum Richtplanverfahren: «So soll der Kanton wachsen»). Und das war ganz und gar nicht im Sinne der Gemeinde. Als der Regierungsrat im April 2014 die überarbeitete Richtplanvorlage in die öffentliche Vernehmlassung und Mitwirkung geschickt hatte, war das Steinfeld nämlich sowohl als Siedlungsgebiet als auch Wohnschwerpunkt vorgeschlagen.

Fest steht, dass in der Region Aarau aufgrund der erwarteten Bevölkerungsentwicklung Bedarf an zusätzlichem Wohngebiet besteht. Und das «Steinfeld» wäre dafür geradezu prädestiniert. Der Planungsverband der Region Aarau (PRA), der die Anliegen der Gemeinden im Richtplanverfahren koordinierte, unterstützte diese Pläne ausdrücklich. Der WSP Steinfeld sei «plausibel und am richtigen Ort».

Im Faktenblatt der Abteilung Raumentwicklung des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) zum «Steinfeld» steht jedoch nichts davon, dass sich die Gemeinde Buchs und der PRA im Rahmen der Vernehmlassung ausdrücklich für den neuen Wohnraumschwerpunkt «Steinfeld» ausgesprochen hätten. Vielmehr werde behauptet, so Gemeindeammann Affolter, dass keine einzige Eingabe zum «Steinfeld» erfolgt sei. Und deshalb, so die Schlussfolgerung des Departements, sei auf das Steinfeld als regionale Baulandreserve zu verzichten. Der Baulandbedarf werde mit anderen Siedlungsgebieten (Hunzikermatte in Buchs, Biberstein und Oberentfelden) abgedeckt.

Brief im Nirgendwo

Das erwähnte Faktenblatt bekam Urs Affolter zu Gesicht, nachdem er aufgrund des az-Artikels beim Departement interveniert hatte. Gleichzeitig stellte er fest, dass der Gemeinderat keine Gelegenheit auf rechtliches Gehör hatte. «Das vom Departement am 5. November 2014 verschickte Schreiben ist beim Gemeinderat nie eingegangen», sagt er.

Der Zug ist noch nicht abgefahren. Dies bestätigt Tobias Vogel, Raumplaner im Departement BVU. Gegenwärtig ist der Richtplan in der grossrätlichen Kommission. Diese sei von der Differenz mit der Gemeinde in Kenntnis gesetzt worden. Es könne also durchaus sein, so Vogel, dass diese im Sinne der Gemeinde und des PRA entscheide. Ob dann der Grosse Rat seiner Kommission folgt, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Tobias Vogel relativiert zudem die Aussage der Gemeinde, wonach das «Steinfeld» aus dem Richtplan gestrichen worden sei. «Der Wohnschwerpunkt ‹Steinfeld› ist im Richtplan durchaus enthalten, jedoch in der Prioritätensetzung zurückgestuft worden», sagt Vogel. Der Richtplan werde periodisch überprüft und angepasst. Also könne der vom Gemeinderat kritisierte Sachverhalt auch später noch korrigiert werden. Sei es in zehn Jahren oder auch schon früher.

Beim Gemeinderat, dem PRA und beim Kanton scheint man sich, zumindest im Grundsatz, einig: Das Steinfeld ist als Wohngebiet geradezu prädestiniert. Es ist umgeben von Wohnbauten, im Westen grenzt es an die Tramstrasse, auf der sich die Busse fast im Minutentakt folgen. Auf der anderen Seite, im Osten des elf Hektaren grossen Areals, verläuft die WSB-Linie. Eine Bahnhaltestelle an dieser Stelle wäre geradezu ideal.

Gemeindeammann Affolter betont: «Für die Weiterentwicklung der Gemeinde Buchs wie auch der Region Aarau ist das «Steinfeld» als Wohn- und Entwicklungsgebiet wichtig.»

Seit 1996 ist das Gebiet im Richtplan für eine nicht weiter bezeichnete öffentliche Nutzung reserviert. In den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts war das «Steinfeld» als Standort für eine Fachhochschule vorgesehen. Soviel scheint sicher, eine Universität wird auf dem heute landwirtschaftlich genutzten Land nie zu stehen kommen.