Wegen der Altstadtgassen-Sanierung in Aarau gab es auch für Wirte der Rathausgasse viel Staub, Lärm und die doppelte Frequenz an Bussen.
Ende März des laufenden Jahres bekamen die Wirte der Aarauer Altstadt ein Schreiben der Stadt, dessen Inhalt sich etwa so zusammenfassen lässt: Wer wegen der kommenden Bauarbeiten in der Altstadt oder der Durchfahrt der zusätzlichen Busse beeinträchtigt ist, dem erlässt die Stadt die Gebühren für die Gartensitzplätze vor dem Restaurant.
Ein schönes Entgegenkommen fanden die Wirte damals, die während der laufenden Sanierung der Altstadtgassen einen langen Atem brauchen.
Wieso 300 Franken bezahlen?
Doch der Wirt des Restaurants Altstadt, Walter Zimmermann, staunte nicht schlecht, als er vor kurzem dann trotzdem eine Rechnung erhielt. 300 Franken müsse er der Stadt für die Gartensitzplätze bezahlen - genau den Betrag, den er ein Jahr zuvor zahlte. «Wir hatten in der Rathausgasse viel Lärm, Staub und eine doppelte Busfrequenz.» Der Wirt kann nicht verstehen, wieso er den vollen Betrag zahlen soll.
Auch der Platzhirsch hat trotz erschwerten Bedingungen in der ganzen Altstadt die gesamte Rechnung erhalten. Die Stadt hätte den Wirten laut Zimmermann hier stärker entgegenkommen müssen: «Schliesslich sind wir wichtig für die Stadt», sagt er. «Und die Leute kommen ja nicht wegen der Baustelle in die Altstadt, sondern wegen den Beizen.»
Wort gehalten
Immerhin: Bei den Wirten in der Kronengasse, in der Laurenzentorgasse und in der Metzgergasse hat die Stadt ihr Versprechen eingehalten. «Normalerweise zahle ich 400 Franken im Jahr für die gut 20 m2. Heuer blieb die Rechnung aus», sagt Erich Frensdorff, Wirt des Restaurants Waage. Darüber ist er sehr froh.
Auch wenn ihn andere Sorgen plagen: «Wegen der Bauarbeiten liegt bei mir im Keller eine zentimeterdicke Staubschicht», so Frensdorff, der schon wegen «des Rauchverbots in den Restaurants viele Gäste verloren» habe. «Soll ich den Staub auf eigene Kosten entsorgen?» Bis jetzt hat er noch keine Antwort auf diese Fragen - er sagt, dass er sich deshalb an die Stadt wenden werde.
Stadtammann Marcel Guignard bestätigt, dass nicht allen Wirten die Gebühr für die Gartensitzplätze erlassen wurde. «Denn Gegenverkehr, Staub und Lärm haben auch andere in der Rathausgasse - nicht nur Wirte, sondern auch Läden und Anwohner», begründet er.
Nach dem Beschluss des Stadtrates bei Beeinträchtigung durch die Bauarbeiten, die Gebühren ganz oder teilweise zu erlassen, habe man die Stadtpolizei beauftragt. Diese sollte die Situation jedes einzelnen Wirtes ganz genau beurteilen. Sind die Wirte tatsächlich eingeschränkt? Stellt einer deswegen weniger Stühle vor sein Restaurant, als im Sommer zuvor?
«Beim Restaurant Altstadt ist die Stadtpolizei zum Schluss gekommen, dass dies nicht der Fall sei», so Guignard. Zimmermann hätte die Gartensitzfläche 2010 nicht verkleinert. Immerhin: Der Stadtammann zeigt sich entgegenkommend: «Falls sich ein Wirt falsch beurteilt fühlt, kann er dies bei der Stadt mit einer genauen Begründung melden - wir schauen dann den entsprechenden Fall nochmals an.»