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SP-Einwohnerat Daniel Siegenthaler hat Ambitionen, Grossrat Marco Hardmeier legt sich noch nicht fest.
Wird ein ehemaliger Kanti-Rektor eine grosse Nummer in der Aarauer Politik? Zwei Wochen, bevor der Vorstand der SP Aarau zuhanden der Mitgliederversammlung einen Antrag beschliesst, beginnt sich abzuzeichnen, wen die Sozialdemokraten ins Stadtrats-Wahlkampf schicken werden. Neu signalisiert Einwohnerrat Daniel Siegenthaler (54) sein Interesse. Und der gewesene Grossratspräsident Marco Hardmeier (40) foutiert sich vieldeutig um eine Antwort. Beide sind in ihren Parlamenten Präsident der Geschäftsprüfungskommission (GPK).
Bekannt ist: SP-Stadträtin Franziska Graf (43) tritt nochmals an. Sie überlegt sich zudem eine Kandidatur für das Amt der Stadtpräsidentin. Zu ersetzen ist Jolanda Urech (63), die angekündigt hat, sie werde nicht wieder kandidieren.
Bekannt ist weiter: Stadtpartei-Präsidentin Gabriela Suter (44) überlegt sich ebenfalls, als Stadtratskandidatin anzutreten. Sie ist deshalb nicht Mitglied des Ausschusses, der die Gespräche mit potenziellen Stadtratsanwärtern führt. Die Generalversammlung vom 15. März wird auch darüber zu befinden haben, ob die SP mit zwei oder drei Kandidaten antreten wird.
Wenn es um potenzielle Anwärter geht, fällt immer wieder der Name von Marco Hardmeier. Er war letztes Jahr Grossratspräsident. Und er könnte dereinst Kandidat sein, wenn es um die Nachfolge von Regierungsrat Urs Hofmann geht. Für ihn könnte ein Stadtrats-Mandat der perfekte Zwischenschritt sein. Auf Anfrage der az ziert sich Hardmeier. Er gibt sich, wie er im Mail selber schreibt, «äusserst diplomatisch» in Sachen Wahlkarussell: «Erstaunlicherweise sorgt Karussell-Fahren bei mir jeweils für ein flaues Gefühl im Magen, Hochseesegeln hingegen komischerweise bislang überhaupt nicht. Dass mein Name medial und auch sonst in Bezug auf die Stadtratswahlen in Aarau mehrfach gefallen ist, ist mir aufgefallen, dies kann ich bestätigen.» Bezüglich aller weiteren Details müsse er jedoch an Gabriela Suter verweisen, Präsidentin der SP Stadt Aarau. Also vorerst kein Dementi von Hardmeier.
Nun kommt ein weiterer Name ins Spiel. Der Name eines Mannes, der zwar noch nicht über langjährige politische Erfahrung verfügt, aber in Aarau bestens bekannt ist: Daniel Siegenthaler. «Ja, ich überlege mir eine Stadtratskandidatur ernsthaft. Ich bin im Gespräch mit der Partei», verriet der 54-jährige auf Anfrage der az. Siegenthaler sitzt seit 2014 im Einwohnerrat. Er war Mitglied der Einbürgerungskommission und hat für die SP-Fraktion in der vorbereitenden Arbeitsgruppe zu Stabilo 2 mitgearbeitet. Seit 2015 ist er Mitglied der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission, seit 2016 deren Präsident.
Siegenthaler wohnt mit seiner vierköpfigen Familie im Zelgli und bringt Führungserfahrung mit: Er unterrichtete ab 1996 an der Neuen Kantonsschule und war sechseinhalb Jahre lang deren Rektor. 2010 wechselte er an die Alte Kantonsschule, wo er Geschichte und Geografie lehrt. Daneben ist er Dozent an verschiedenen Hochschulen.
In Aarau ist er bestens vernetzt: Man kennt ihn als Präsidenten des Quartiervereins Zelgli und als ehemaliges Vorstandsmitglied des Tennisclubs Aarau. Zudem ist Siegenthaler im prominent besetzten Leitungsgremium des Vereins «Freunde des ZDA» (Zentrum für Demokratie Aarau) und Aktuar der Vereinigung für Heimatkunde Suhrental.
Im Einwohnerrat machte sich Siegenthaler unter anderem mittels eines Postulats stark dafür, dass Ausländerinnen und Ausländer auf kommunaler Ebene mehr Mitspracherechte erhalten sollen: «Die Gemeinde ist der ursprüngliche Ort der Demokratie und der Ort der direkten Verantwortung, des Lebensmittelpunkts und auch der Integration», sagte er in einer Ratssitzung. «Deshalb ist auch die Gemeinde der richtige Ort für eine Ausweitung der politischen Teilnahme.»
Anlässlich der Wahl Siegenthalers zum Präsidenten der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission Ende 2015 sagte Fraktionskollege Marc Bachmann: «Er ist sehr engagiert und zeichnet sich durch eine hohe Sozial- und Fachkompetenz aus. Seine ruhige und besonnene Art wird überall geschätzt. Ich erlebe Daniel Siegenthaler als integren und konsensorientierten Kollegen.» Diese Eigenschaften spricht man Siegenthaler auch ausserhalb der Partei zu – er wäre wohl ein Kandidat, der auch aus dem bürgerlichen Lager Stimmen holen könnte.
Das hätte man auch Oliver Bachmann zugetraut, dessen Rücktritt aus dem Einwohnerrat per Ende Januar auch von bürgerlichen Ratskollegen bedauert wurde. Bachmann, langjähriger Einwohnerrat und Fraktionspräsident, sagte jedoch gegenüber der az, er hege für den Wahlherbst keine derartigen Ambitionen.