Aarau
Werken, nähen, gestalten oder Fotos entwickeln: Ein Ort für Kreative Köpfe

Die Aarauer Kreativwerkstatt «Prozessor» geht Samstag auf. Die Initianten gewährten einen ersten Einblick.

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Im Bild (v.l.): Fabian Trost, Hannes von Wyl, Max Hufschmid, Michelle Benz, Roger Lehner und Moritz Gemperli.

Im Bild (v.l.): Fabian Trost, Hannes von Wyl, Max Hufschmid, Michelle Benz, Roger Lehner und Moritz Gemperli.

Daniel Vizentini (dvi)

Seit August wurde in mehreren hundert Stunden Arbeit gesägt, gehämmert, aufgestellt und eingerichtet, nun ist der Traum der zehn jungen Organisatoren Tatsache: Am Samstag wird die gemeinschaftliche Kreativwerkstatt «Prozessor» an der Erlinsbacherstrasse in Aarau eingeweiht. Dort, wo die Eniwa früher ihren Werkhof hatte, werden kreative Köpfe fortan einen Ort haben, wo sie an ihren Werken arbeiten können.

Für 30 Franken am Tag oder 400 Franken im Jahr erhält man im «Prozessor» einen niederschwelligen Zugang zu Werkzeugen und verschiedenen Geräten wie 3D-Druckern, Nähmaschinen oder Fotografie-Vergrösserungsapparaten.

Alles kann erlernt werden

Mitinitiant Hannes von Wyl führte gestern durch die verschiedenen Räume: Im Erdgeschoss gleich am Eingang steht die Velo-Reparaturecke, weiter hinten links die Metall- und rechts die Holz-Werkstatt. In einem anderen Raum wird in den nächsten Tagen eine komplette Gastronomieküche eingebaut, die die «Prozessor»-Initianten vom geschlossenen Gasthof Engel in Muri günstig erwerben konnten. Dort sollen in Zukunft Kochkurse stattfinden.

Eröffnungsfeier «Prozessor»

Samstag, 2. November, 13 bis 22 Uhr,
Erlinsbacherstrasse 34, Aarau

Im Zimmer nebenan wird derzeit ein schalldichtes Musikstudio eingerichtet, das wegen seiner eher bescheidenen Grösse vor allem für elektronische Musik geeignet ist. DJ-Kurse schweben den Organisatoren etwa als Idee vor, überhaupt sollen im «Prozessor» alle möglichen Dinge erlernt werden können: Velos reparieren, Kleider nähen, Fotografieren und Weiteres. Dafür wurde im Obergeschoss ein Kursraum eingerichtet. Daneben steht ein Nähatelier mit drei Maschinen. Weiter gibt es ein Druckatelier mit einem Siebdrucktisch und mehreren 3D-Druckern, dazu ein Fotoatelier samt Dunkelkammer, Lavabo oder Lichtkasten.

Ein Teil der Einrichtung stammt von der ehemaligen Schule für Gestaltung in Langenthal, die im Sommer zuging. «Für relativ wenig Geld konnten wir einen Lastwagen voller Geräte abkaufen», sagt Hannes von Wyl. Den Wagen für den Transport inklusive Chauffeur stellte die Firma Lagerhäuser Aarau gratis zur Verfügung. «Mich hat es sehr überrascht und gefreut, wie grosszügig die Menschen mit uns sind.» Unternehmen aus der Region stellten nebst Fahrzeugen auch Material zur Verfügung, Private haben Werkzeuge und Geräte gespendet. «Und viele haben beim Umbau gleich selber mit angepackt.»

200 Personen spendeten über 33'000 Franken

Den vielen Helfenden und Gönnern wurde gestern Abend mit einem Apéro gedankt. Zwar kam die Eniwa mit dem Mietpreis entgegen, dennoch ist der «Prozessor» weitgehend auf Spenden und Mitgliederbeiträge angewiesen. Die Stadt will offenbar auch Beiträge sprechen, darüber wird derzeit noch beraten. In einem Crowdfunding im Internet kamen über 33'000 Franken von 200 Kleinspendern zusammen. Die Ernst-Göhner-Stiftung sprach weitere 8000 Franken. An der Einweihung morgen Samstag können Interessierte vorbeikommen und etwa ihr Velo flicken, Kleider reparieren oder das Fotolabor ausprobieren.

Damit wird auch der Nachhaltigkeitsgedanke unterstrichen: Lieber reparieren als neu kaufen. In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek veranstaltet der «Prozessor» zudem erstmals ein Geschichten-Bastelprojekt für Kinder ab vier Jahren. Künftig wird es an jedem ersten Samstag im Monat stattfinden. Weitere Kooperationsprojekte, etwa mit dem Stadtmuseum, laufen ebenfalls. Zu Beginn wird die Werkstatt jeweils am Mittwoch- und Freitagnachmittag sowie am Samstag geöffnet haben. Für die nächsten drei Jahre ist die Zwischennutzung gesichert. (dvi)