Gränichen
Wegen der Nagelfluh weniger Kies in der Kasse

In der Kiesgrubeder Ortsbürgergemeinde erschwert harte Nagelfluh den Abbau. Zudem ist die Deckschicht über den Kiesschichten dicker als erwartet.

Hubert Keller
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In der Kiesgrube Zinggen müssen vermehrt Bagger und Sprengungen eingesetzt werden.

In der Kiesgrube Zinggen müssen vermehrt Bagger und Sprengungen eingesetzt werden.

Pascal Meier

Dass die Nagelfluh auch als Naturzement oder Naturbeton bezeichnet wird, kommt nicht von ungefähr. Auch Jörg Schmid, Betriebsleiter im Kieswerk Gränichen, kann ein Lied davon singen. Im Gebiet Unterer Zinggen, wo er seit 2008 Kies abbaut, fährt er deshalb auch gröberes Geschütz auf – Bagger und Sprengungen. «Es ist so», bestätigt er, «mit Nagelfluh durchsetztes Kies abzubauen und weiter zu verarbeiten, ist mühsam und stellt an Mensch und Maschine erhöhte Anforderungen.» Nagelfluh ist ein grobkörniges Sedimentgestein aus Kies oder Geröll, das durch ein feinkörniges Material verkittet ist. In diesem Ausmass hat man es im neuen Abbaugebiet nicht erwartet.

Das Kieswerk Gränichen ist ein zertifizierter Betrieb der Gränicher Ortsbürger. Seit die Kiesausbeute im Gebiet Moortal erschöpft ist, wird Kies im benachbarten Gebiet Unterer Zinggen abgebaut. Das Vorkommen wurde damals auf 800 000 Kubikmeter geschätzt. «Bis heute wurden im Gebiet Zinggen rund 270 000 Kubik Kies abgebaut», sagt Schmid.

Dicke Deckschicht

Es ist nicht nur die Nagelfluh, die den Betriebsleiter vor Probleme stellt, sondern auch die über Erwarten mächtige Deckschicht, die über dem Kies lagert und abgetragen werden muss. Mit diesem Erdreich wird die Grube im Zinggen wieder aufgefüllt und rekultiviert. Die Deckschicht sei zum Teil bis 14 Meter dick, erklärt Betriebsleiter Schmid. Er rechnet auf eine Fläche von 0,9 Hektaren mit rund 40 000 Kubik Abraum. Der Transportweg vom Abbaugebiet zur Grube ist kurz. Allerdings würde die Ortsbürgergemeinde, wie Gemeindeammann Rolf Arber bestätigt, das Deponievolumen lieber fremden Unternehmen zur Verfügung stellen. Das brächte zusätzliche Einnahmen.

Das Kieswerk Gränichen gehört der Ortsbürgergemeinde zu hundert Prozent. Am Partnerunternehmen, der FBG Frischbeton Gränichen AG, ist die Ortsbürgergemeinde mit 40 Prozent beteiligt. Weitere 40 Prozent hält Jura-Cement, den Rest teilen sich örtliche Bauunternehmer.

Trotzdem ein gutes Geschäft

Für die Ortsbürger ist der Kiesabbau ein einträgliches Geschäft. Die Ortsbürgergemeinde hat rund 9 Millionen Franken auf der hohen Kante. Rund 5 Millionen hat sie in Alterswohnungen investiert, weitere 2 Millionen stecken laut Gemeindeammann Arber in Anlagewerten im Kieswerk und im Forstbetrieb. Wie stark die Wirtschaftlichkeit durch die wegen der Nagelfluh erschwerten Abbaubedingungen geschmälert wird, lasse sich nicht beziffern, sagt Arber. «Unter dem Strich bleibt weniger, aber Not leidet die Ortsbürgergemeinde deswegen nicht», sagt er.

Die Nagelfluh erschwere zwar den Abbau, sei aber ein sehr begehrter Rohstoff, sagt Betriebsleiter Schmid. «Ein wunderbarer Strassenkies kann damit hergestellt werden», fügt er an, «mitunter der beste.» Andere Kieswerke begehrten ihn auch im unverarbeiteten Rohzustand.

Zurzeit laufen erste Planungsarbeiten für die Erweiterung des Abbaugebiets. 2013 wurden im Gebiet Oberer Zinggen sogenannte geoelektrische Untersuchung sowie Probebohrungen durchgeführt. Es wurde die elektrische Leitfähigkeit des Bodens gemessen, die je nach seiner Zusammensetzung verschieden ist. «Die Möglichkeit, den Kiesabbau Richtung Süden zu erweitern, hat sich bestätigt», sagt Gemeinderat Peter Stirnemann, Präsident der Kieswerkkommission.

Das abbaubare Kiesvorkommen im Gebiet Oberer Zinggen und Blaienrain wird auf rund 5 Millionen Kubik geschätzt. «Bei einem durchschnittlichen Jahresbedarf von rund 45 000 Kubik wäre die Rohstoffversorgung auf viele Jahrzehnte gesichert», sagt Jörg Schmid. Ob man auch in diesem Gebiet Überraschungen gewärtigen muss, lässt sich mit Probebohrungen und Messungen nicht schlüssig herausfinden. «Das wird sich weisen müssen», sagt Stirnemann. Sicher ist, die Ortsbürgergemeinde hat auch in 50 Jahren noch genug Kies in der Kasse.