Aarau
Wegen Corona: Die erste Bank mit einer Geister-GV

Geschaffen wurde der Begriff im Sport: Geister-Spiel. Zur Anwendung kommt er jetzt auch bei Aktiengesellschaften: Geister-Generalversammlung.Bei der Clientis Bank Aareland (Küttigen) konnten wegen des Coronavirus statt 600 nur 4 Personen am Jahrestreffen teilnehmen.

Urs Helbling
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Geister-GV mit Präsident Daniel Heller (r.) und zwei der vier Teilnehmer (der Vierte fotografierte).

Geister-GV mit Präsident Daniel Heller (r.) und zwei der vier Teilnehmer (der Vierte fotografierte).

Zur Verfügung gestellt

Als erste Aargauer Bank führte die Clientis Bank Aareland (CBA) am Freitag eine Geister-GV durch. Statt mit gegen 600 Personen im Zentrum Bläuen (Erlinsbach) mit 4 Personen im Sitzungszimmer des Hauptsitzes (Küttigen).

Ohne GV gäbe es für die Aktionäre keine Dividende

Die AZ konnte nicht dabei sein, hat sich aber über den Verlauf der Versammlung informieren lassen. Sie dauerte nur 25 Minuten – neuer Rekord. Die schriftliche Beteiligung über den unabhängigen Stimmrechtsvertreter André Gräni war sehr hoch: 897 Aktionäre (über 50 Prozent!) haben mitgemacht. Keine Gegenstimme gab es bei der Verwendung des Gewinns: Dank des Vor­gehens, dass bei Corona­ausbruch unkonventionell erschien, ist Clientis Aareland als erste Aargauer Bank in der Lage, die Dividende auszuzahlen (dafür braucht es einen GV-Entscheid). Überwiesen werden 26 Franken pro Aktie.

«Mit der Möglichkeit dieser Not-GV bleiben wir als Bank handlungsfähig», erklärte CBA-Präsident Daniel Heller. Anwesend waren nur vier Personen: Neben dem Präsidenten und dem Stimmrechtsvertreter waren es CBA-Geschäftleiter Hansjörg Gloor und Protokollführer Renato Lüscher. Die übrigen fünf Verwaltungsräte waren per Telefon zugeschaltet, so auch National­rätin Maja Riniker. Verwaltungsrat Florian Studer (Lostorf) hatte seinen Rücktritt erklärt. Neu ins Gremium gewählt wurden Ursula Kurer (Aarau) und Andreas Wermuth (Lostorf).

Die Rekordzahlen von 2019 gibts 2020 nicht mehr

2019 war für die Clientis Aareland Bank ein Rekordjahr (AZ vom 29. 1.). Für 2020 sei man bis zum Ausbruch der Coronakrise «verhalten optimistisch» gewesen, meinte Bankleiter Gloor. Und jetzt? Man erwarte tiefere Gewinnzahlen als 2019. Wie viele Kreditausfälle es infolge der Rezession geben werde, sei schwer zu prognostizieren, meinte Präsident Heller. Er betonte, die Coronakrise biete für die Banken auch eine Chance: «Jetzt können wir zeigen, dass wir dem hohen Anspruch, die Lebensader der Volkswirtschaft zu sein, gerecht werden.»