Der 57-Jährige will den zweiten Gemeinderatssitz der SVP in Unterentfelden verteidigen. Der Schreinermeister und Geschäftsführer des Familienbetriebs könnte das lokale Gewerbe vertreten. Einer Fusion mit Aarau steht er nicht direkt ablehnend gegenüber.
Unterentfelden hat ein Luxusproblem: Bei den Gemeinderatswahlen hat es die Qual der Wahl. Sieben Kandidaten, davon nur drei Bisherige, bewerben sich für die fünf Sitze. Und es sind alles Personen mit hochkarätigen Lebensläufen:
Die einen sind seit Generationen in der Gemeinde verankert, andere sind hochgradige Akademiker, andere engagieren sich seit Jahren für die Gemeinde und bringen einen grossen Erfahrungsschatz mit. Und wohl am wichtigsten: Alle haben den Ruf, gute Teamplayer zu sein, die über die eigene Ideologie hinaus im Konsens das Beste für die Gemeinde herausholen wollen.
In mehrere dieser Kategorien fällt Hansjörg Herzig (57, SVP). Mit Bruder Thomas und Ehefrau Marianne führt der Schreinermeister das Familienunternehmen Herzig AG Raumdesign, an der Unterentfelder Hauptstrasse gleich bei der scharfen Kurve gelegen, in zweiter Generation. Als Ortsbürger ist er in der Gemeinde verankert und seit 36 Jahren in der Dorf-SVP aktiv, zuvor auch in der Kirchenpflege. 2013 wurde er in die Steuerkommission gewählt, inzwischen ist er deren Präsident.
Seine Kandidatur für den Gemeinderat gab er spät bekannt, zwei Tage vor Anmeldeschluss. «Dass es so viele gute Kandidaten gibt, war mit ein Grund dafür», sagt er. «Ich sage immer: Wahl ja, aber Kampf nein.» Während Monaten wurde er von Freunden und Bekannten ermutigt, anzutreten. Als ruhiger, bodenständiger Typ sei er geeignet dafür, sagten sie ihm: «Das ist jetzt deine Chance, mach den Schritt.» Mit Yasmin Dätwyler tritt eine SVP-Gemeinderätin ab, den Sitz will die Partei behalten.
Hansjörg Herzig hat tatsächlich den Ruf als Person, die bedacht und einfühlsam nach gemeinsamen Lösungen sucht. «Ich entscheide stets mit viel Herz und Verstand», sagt er. «Konkordanz leben, Verständnis zeigen – diese Schlagwörter bedeuten mir viel.» Es sei ihm bewusst, dass er es mit Menschen zu tun habe, in der Gemeinde oder in seinem Betrieb.
«Ich bin ein sehr beliebter Chef, das kann ich sagen. Ich habe eine gute soziale Ader und bin ein Chef, der auch in der Werkstatt anpackt.»
Von den rund 30 Angestellten in seiner Firma seien einen Drittel Frauen. «Das ist überdurchschnittlich für ein KMU. Und wir zahlen ihnen selbstverständlich die gleichen Löhne wie den Männern, das ist bei uns gar keine Frage.» Nebst Wörtern wie Anstand oder Respekt nennt Hansjörg Herzig auch Dinge wie «Ehrfurcht gegenüber der Natur».
Das Holz, das bei ihm verarbeitet wird, stamme aus der Region. «Bis es zu uns kommt, ist es höchstens 40 Kilometer gereist.» Die Liebe zum Holz hätten auch seine drei Söhne geerbt: Einer ist Zimmermann geworden, einer Schreiner, einer Forstwart.
Als Vertreter des lokalen Gewerbes will Hansjörg Herzig die Situation für kleine Betriebe verbessern. «Die Entwicklung des Dorfs bereitet mir Sorgen», sagt er. Unterentfelden habe im Dorfinnern nur noch einen kleinen Supermarkt und ein Restaurant, keinen Beck oder Metzger.
Die angedachte Umgestaltung der Hauptstrasse begrüsse er deshalb sehr. Im Zentrumsbereich solle mehr in die Höhe gebaut werden dürfen. Ein Beispiel ist seine Firma: Anstelle des Kleinbetriebs seines Vaters entstand 2003 ein dreistöckiger Neubau.
Zulegen müsse die Gemeinde auch bei den Themen Verkehr und Schule. «Das ist unsere Zukunft, dort zu sparen wäre die schlechteste Entwicklung.» Er lobt den aktuellen Schulleiter, der die Schule in eine positive Richtung führe. Betreffend Ausbau plädiert er aber für «massvolle Ausgaben». Heisst: Ein «nationaler Vorzeigebau» wie etwa das Vinci-Schulhaus in Suhr, wo das Gebäude selbst viel Geld verschlang, soll in Entfelden kein Thema sein.
Gerade die Finanzen sind in Unter- und Oberentfelden stets angespannt. In seinen bald acht Jahren in der Steuerkommission konnte Hansjörg Herzig beobachten, wie die Vermögensschere aufgeht. Zwar wächst die Bevölkerung; die Steuererträge in Unterentfelden bleiben derweil relativ tief. Als Grund nennt er unter anderem die Überalterung.
Es dürfte deshalb nicht überraschen, dass Hansjörg Herzig auch als SVPler einer Fusion mit Aarau nicht sofort ablehnend gegenübersteht. «In der Frage bin ich wirklich ein wenig zwiegespalten», sagt er. Als Mitglied der Resonanzgruppe des gescheiterten Fusionsprojekts Zukunftsraum Aarau habe er viel Positives gesehen. Er sagt:
«Rein wirtschaftlich für die lokalen Unternehmen hätte der Zukunftsraum durchaus etwas gebracht. Für mich hätte es gestimmt, wenn der Zukunftsraum zustandegekommen wäre. Aber ich hätte auch gut leben können mit einem Nein.»
Er verstand aber die Skepsis der Vereine oder der Ortsbürger, die auch mit Aarau fusioniert hätten. «Das ist Tradition, ist schweizerisch. Da hatte der eine oder andere schon Mühe damit.»
Am 10. September will Unterentfelden an einer Zukunftskonferenz darüber beraten, ob eine Gemeindefusion nur mit Aarau angepeilt werden soll. Immerhin hatten knapp 56 Prozent für die Ausarbeitung eines Fusionsvertrags im Zukunftsraum gestimmt.
Von den 7 Gemeinderatskandidaten haben sich nun also 5,5 für eine Fusion ausgesprochen. «Am Schluss wird es aber ein Volksentscheid sein, da ist der Gemeinderat gar nicht so entscheidend.»