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Der Oberentfelder Gemeindeammann Markus Werder (64, SVP) will kein Wahlduell gegen den Unternehmer Markus Bircher (55, FDP).
Mitte Januar noch wollte der Oberentfelder Gemeindeammann Markus Werder (64, SVP) die Katze nicht aus dem Sack lassen. Jetzt ist klar: Fahrlehrer Werder bleibt bis Ende 2017 im Amt, tritt aber im Herbst nicht mehr zur Wahl an. «Die Versammlung musste zur Kenntnis nehmen, dass Markus Werder aus diversen Gründen im Herbst nicht mehr für die Kommunalwahlen kandidiert», schreibt die SVP-Ortspartei in einer Pressemitteilung. Was mit der Formulierung «aus diversen Gründen» harmlos klingt, birgt aber Zündstoff.
Sind es vielleicht die teils heftigen verbalen Angriffe an den Gemeindeversammlungen, die Werder zu diesem Schritt bewogen haben? Sind es die finanziellen Probleme, die die Gemeinde plagen? Oder ist es gar fehlender Rückhalt in der Partei, weil Werder nicht stramm nach Parteibuch politisiert?
Werder verneint. Es seien nicht diverse Gründe, die ihn nach nur einer Amtszeit als Ammann zum Rücktritt bewogen haben, sondern einer: die angekündigte Kandidatur von Vizeammann Markus Bircher (55) für das Ammannamt. «Markus Bircher fordert eine Kampfwahl», sagt er. «Und für solche Spiele biete ich keine Hand.»
Ein kampfloses Hinwerfen, das überrascht. Werder steht für seine Meinung ein, Gegenwind ist ihm recht. «Ich bin nicht der Typ, der Konfrontationen scheut», bestätigt er denn auch. Diskussionen und Konfrontationen würden zur Lösungsfindung dazugehören. «Aber unter diesen Voraussetzungen tue ich mir das nicht mehr an.» Er wolle keine Polemik machen, aber dass im Oberentfelder Gemeinderat der Wurm drin ist, das wolle er auch nicht verheimlichen. «Es knirscht im Getriebe», sagt Werder. Mehr will er nicht sagen.
Diesem Geknirsche zum Trotz – Werder blickt auf gute Jahre im Gemeinderat zurück. «Ich habe die Arbeit als sehr spannend und lehrreich empfunden», sagt er. Und auch wenn er sich nicht immer strikte ans Parteibuch gehalten habe, so habe er doch immer eine sehr starke Unterstützung durch die Ortspartei erfahren. «Meine Linie hat sicher auch parteiintern zu Diskussionen geführt», sagt Werder. «Aber persönlich angegriffen wurde ich nie.» Auch die verbalen Attacken an den Gemeindeversammlungen seien ihm nie an die Nieren gegangen. «Ich habe eine dicke Haut», sagt Werder und lacht.
Einen Frust hege er keinen, überhaupt nicht. «Wenn einer glaubt, es besser machen zu können, dann soll er es tun.» Mit 64 Jahren habe er zudem ein Alter erreicht, in dem ein Rückzug aus der Politik in Ordnung sei. «Wäre ich zehn Jahre jünger, würde ich kämpfen. Aber jetzt ist es so, wie es ist.» Markus Werder wird Ende 2017 dem Gemeinderat während zwölf Jahren angehört haben. 2013 war er – als Nachfolger der zur Grossratspräsidentin gewählten Vreni Friker – für ein paar Monate Vizeammann.
Der Freisinnige Markus Bircher bestätigte gegenüber der az, dass er auch für das Amt des Gemeindeammanns kandidiert hätte, wenn Markus Werder wieder angetreten wäre. Die FDP wird ihn an der Generalversammlung vom 17. März nominieren. Der Vorstand unterstützt seine Ambitionen.
Markus Bircher wurde im Herbst 2009 in den dem Gemeinderat Oberentfelden gewählt. Er war zuvor erster Präsident der Kreisschulpflege Entfelden. Bircher hatte als Leiter der Technischen Betriebe gearbeitet, ehe er 2007 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Er ist heute Chef und Besitzer der Elektro Strub AG (Kölliken, Oberentfelden, Rupperswil, Safenwil). Das Unternehmen beschäftigt 35 Angestellte.
Die SVP hat keinen Nachfolger für das Ammann-Amt. Ihre bisherige Gemeinderätin Monique Gammeter (46, im Amt seit Frühling 2013) will nicht Gemeindeammann werden. Sie kandidiert im Herbst aber wieder als Gemeinderätin und will Vizeammann werden. Den zweiten SVP-Sitz soll Kevin Friker verteidigen. Der 27-Jährige hat einen interessanten Werdegang: Er ist gelernter Forstwart und studiert jetzt im vierten Semester an der Universität Bern Jurisprudenz. Kevin Friker ist im Militär Oberleutnant. Er ist Kreisschulrat und Mitglied der Ortsbürger-Finanzkommission. Die Politik bekam Kevin Friker in die Wiege gelegt: Seine Mutter Vreni Friker (55) war bis zu ihrer Wahl als Grossratspräsidentin 2013 Vizeammann in Oberentfelden. Die Grossrätin ist neu Präsidentin der SVP Oberentfelden (als Nachfolgerin von Guido Kyburz).