Die Altersheim Suhrhard AG will die Alterssiedlung vollständig sanieren. Der Einwohnerrat von Buchs findet, der Verwaltungsrat soll zurückgepfiffen werden. Von den Kündigungs- und Umbauplänen sind 62 Menschen zwischen 75 und 100 Jahren betroffen.
Trotz schwül-heissem Klima im Dorfsaal harrten die älteren Zuschauer bis zum Ende der Buchser Einwohnerratssitzung aus. Was unter «Verschiedenes» zur Sprache kommen würde, war ihnen offensichtlich wichtig. Einwohnerrätin Jasmin Blaser (SVP) ergriff schliesslich das Wort. Es ging um die Absicht der Altersheim Suhrhard AG, die Alterssiedlung komplett zu sanieren. Dazu müssen die Bewohner ausziehen: Man hat ihnen Anfang Juni mitgeteilt, dass ihre Mietverträge per Ende Juni 2019 aufgelöst werden. Ersatzlos.
«Es ist Panik ausgebrochen», sagte Blaser. Sie habe festgestellt, dass die Hilfe, welche die Alterszentrum Suhrhard AG (AZS) den Bewohnern bei der Suche nach neuen Bleiben versprochen habe, «nicht ausgereift» sei. Wie und in welcher Form geholfen werden soll, wüssten die Bewohner nicht. «Es kommt mir vor, als hätte man die Sanierung geplant und gehofft, dass keine Gegenwehr kommt.» Blaser wollte daher vom Gemeinderat wissen, wie er zum Thema stehe und was er zu unternehmen gedenke.
Die Gemeinde Buchs ist Mehrheitsaktionärin der Alterszentrum Suhrhard AG (55 Prozent), weitere Aktien halten die Stadt Aarau (25 Prozent) und der Altersheim-Verein (20 Prozent). Einwohnerrätin Heidi Niedermann (CVP), Präsidentin des Vereins, äusserte ebenfalls ihren Unmut über das Vorgehen des Verwaltungsrates. «Wir sind an der GV vom Verwaltungsrat über seine Pläne informiert worden, ohne dass wir das Recht gehabt hätten, darüber abzustimmen. Uns bleibt nur das Zusammenstehen mit der Gemeinde. Wir werden uns für eine würdige und vernünftige Lösung für alle Siedlungsbewohner einsetzen.»
Pikant: Der Gemeinderat hat, wie Ammann Urs Affolter deutlich machte, ebenfalls erst Anfang Juni von den Plänen erfahren, zeitgleich wie die Bewohner. Er hat zwar einen Sitz im Verwaltungsrat, diesen hat aber nicht der zuständige Gemeinderat Walter Wyler inne, sondern die Treuhänderin und frühere Gemeinderätin Barbara Keusch. Der Gemeinderat fühlt sich offenbar durch das späte Kommunizieren des Verwaltungsrats vor den Kopf gestossen. «Wir haben deutlich gesagt, dass wir das nicht akzeptieren», sagte Urs Affolter. Inhaltlich will der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt Stellung nehmen.
Aktiv geworden ist bereits der frühere Einwohnerrat Urs Schweizer: Er hat eine Bürgermotion eingereicht, die den Einwohnerrat auffordert, dafür zu sorgen, dass im Alterszentrum Suhrhard weiterhin klassische Alterswohnungen angeboten werden. Der Verwaltungsrat will auf «Wohnen mit Betreuung und Pflichtdienstleistungen» umstellen. Die bisherige Form der Alterssiedlung, bei der ältere Menschen noch selbstständig wohnen und nur bei Bedarf gewisse Leistungen abrufen können, werde zugunsten eines Leichtpflegeheims abgeschafft, so Schweizer. Noch rüstige Menschen würden damit auf den privaten Wohnungsmarkt verwiesen.
Der Einwohnerrat soll laut Motion auch dafür sorgen, dass die per Ende Juni 2019 ausgesprochenen Kündigungen durch geeignete Massnahmen abgefedert werden. So böte sich nach Schweizers Auffassung die Gelegenheit, «das zum Problemfall gewordene Spittel auszubauen und als Übergangslösung anzubieten». Auch ein Landabtausch mit der Gemeinde, der eine flexiblere Lösung ermöglichen würde, ist für den Motionär denkbar. Für Schweizer ist klar: Als Mehrheitsaktionärin muss die Gemeinde Buchs bestimmen, in welche Richtung sich das Alterzentrum entwickeln soll. Und «sie darf nicht zuschauen, wenn 62 Menschen zwischen 75 und 100 Jahren ohne Alternative auf die Strasse gestellt und dem öffentlichen Wohnungsmarkt ausgesetzt werden.»
Auf Anfrage der az erklärte VR-Präsidentin Monika Fehlmann vor zwei Wochen, man habe angeboten, dass Geschäftsführerin Ursula Baumann ab Herbst 2017 mit allen Mietern die Situation analysieren und den Hilfebedarf abklären werde. Eine Übergangslösung könne die AZS nicht anbieten. Sie verfüge nicht über Landreserven für ein Provisorium mit 43 Wohnungen. Auch kämen die demnächst frei werdenden Provisorien auf dem Spittelareal nicht infrage, da es sich dabei um Einzelzimmer handle und die Baubewilligung 2018 ablaufe.