Fast 30 Jahre nachdem sein Vater Heino den Betrieb aufzubauen begann, steht nun sein Sohn als Geschäftsführer in den Startlöchern. Die Landwirtsfamilie Hängärtner leistet mit der Kompostierung einen wichtigen Beitrag für die Natur.
Der Kreislauf schliesst sich – gleich in mehrfacher Hinsicht: Als Heino Hängärtner vor 30 Jahren die ersten Kompostierkurse belegte und das Geschäft aufzubauen begann, war sein Sohn Sandro gerade mal einjährig. Heino Hängärtner hatte zuvor den Landwirtschaftsbetrieb seines Vaters in vierter Generation übernommen, sah aber, dass die Landwirtschaft schon damals finanziell nicht sehr viel hergab. «Für das Kompostieren hatte ich mich schon immer interessiert», sagt Heino. Dadurch liesse sich nicht nur erneute, nährstoffreiche Erde für den eigenen Ackerbau herstellen, sondern auch noch ein Geschäft aufbauen.
Über viele Jahre baute er diesen Betrieb schrittweise auf, das Kompostieren wurde zur Fachkompetenz der Firma Hängärtner. Privatpersonen, Gartenbauer, Forstämter und Werkhöfe von Gemeinden bringen ihr Grüngut zu den Hängärtners an den Oberesterweg in Suhr, wenige Meter an der Grenze zu Oberentfelden und lassen dieses dort zu Naturprodukten umwandeln. Auch Schwemmholz und andere Naturerzeugnisse werden dort verwertet.
Rund 5000 Tonnen Grüngut jährlich sind es aktuell. Daraus entstehen reine, torffreie Naturprodukte ohne Zusätze: Unkrautfreie Blumen- oder Komposterde, gesiebter Humus, Holzschnitzel, Rindendekor oder Pferdeeinstreu. Gekauft werden diese nicht nur von grossen Gartenbaubetrieben, sondern auch von einigen Privaten. Seit kurzem wird alles auch verpackt in handlichen 20- oder 40-Liter-Säcken angeboten. Profi- wie Hobbygärtner berichten offenbar nur Gutes.
Aus altem Grüngut frische Erde und so eine neue Lebensgrundlage schaffen, ist der eine, nachhaltige Kreislauf, der sich bei den Hängärtners harmonisch schliesst. Der andere ist die Familiengeschichte: Seit 1. Januar hat Heinos Sohn Sandro Hängärtner den Kompostierbetrieb offiziell übernommen – nun in fünfter Familiengeneration. Den Landwirtschaftsbereich führte er bereits seit 2014.
Für Heino, heute 64, ein grosser Grund zur Freude. «Dass man jemanden findet, der alles weiterbetreibt, und dann noch innerhalb derselben Familie, ist nicht mehr selbstverständlich», sagt er. Dankbar sei er auch über die vielen treuen Kunden, die teils 30 Jahre lang ihr Grüngut vorbeibringen, so wie auch über die guten Mitarbeiter, wie er sagt. Der Kompostierplatz Hängärtner beschäftigt aktuell fünf Festangestellte und zwei Aushilfen.
Heino und seine Ehefrau Renate Hängärtner bleiben derweil im Team und unterstützen den Betrieb, wo sie können. Vor Ort übergaben sie gestern symbolisch den Schlüssel an Sandro. «Ich bin schon voller Ideen», brachte der 31-jährige neue Geschäftsführer seine Begeisterung zum Ausdruck. Torffreie Produkte oder veredelte Erdmischungen seien die Zukunft – weitere Ideen möchte er aber noch geheim halten.
Innovativ war Sandro Hängärtner zuletzt schon beim neu kreierten Rapsöl und der Firma «Ölwerk», die er mit dem Gränicher Rütihof-Wirt und Gemeinderat Andreas Fetscher ins Leben gerufen hat. Das edle, kaltgepresste Rapsöl sei «wie das Schweizer Olivenöl», sagt Sandro.
Nebst Raps pflanzen die Hängärtners noch Mais, Weizen und Gerste an, auf verschiedenen Flächen in Suhr und anderen nahegelegenen Gemeinden. Sandros ältere Schwester Alexandra findet man derweil mit ihrem Foodtruck «Wagabond» jeweils zur Mittagszeit an mehreren Stellen in der Region, donnerstags zum Beispiel in der Aarauer Telli beim KIFF.