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Malik Allawala, Pressesprecher des Verbands Aargauer Muslime, äussert sich über den Auftakt in den Fastenmonat Ramadan, über die Handschlag-Debatte nach dem Fall Therwil und über die Wahrnehmung der Muslime.
Junge Muslime, die ihren Lehrerinnen den Handschlag verweigern, Moscheen, die von regierungsnahen türkischen Kreisen finanziert werden. Malik Allawala, Pressesprecher des Verbands Aargauer Muslime (VAM), hatte in den vergangenen Monaten allerhand unangenehme Anfragen zu beantworten und musste sich als Vertreter der aargauischen Muslime in den Medien für Dinge rechtfertigen, die er persönlich verurteilt.
In der Region vertritt der VAM insgesamt elf Moscheen in Buchs, Lenzburg, Niederlenz, Reinach, Seon, Staufen und Suhr. Gestern Montag, am 6. 6., hat für die Muslime der Fastenmonat Ramadan (arabisch für «der heisse Monat») begonnen. Zeit für 6 «heisse» Fragen an Malik Allawala – über Kritik an der Islamausbildung, über Handschlagverweigerer und wie man es den ganzen Tag ohne Flüssigkeitszufuhr aushält.
Malik Allawala: Die Hauptaufgabe jedes Imams ist die Seelsorge, immer da zu sein, wenn die Gemeinde Zuspruch und Unterstützung bedarf. Dies unabhängig davon, ob es sich um religiöse oder soziale Themen handelt. Die Seelsorge umfasst unter anderem Geburt, Hochzeiten und Todesfälle. Daneben leitet der Imam die Gebete und unterrichtet Kinder, Jugendliche und Erwachsene in religiösen Themen.
Die Imame werden an staatlich anerkannten Universitäten in unterschiedlichen Ländern ausgebildet. Wichtig ist dabei die breit abgestützte Anerkennung dieser universitären Ausbildung in der muslimischen Gemeinschaft. In der Schweiz selber werden bis jetzt leider keine Muslime ausgebildet. Die Ausbildung zum Imam entspricht einem Studium auf Universitätsstufe. Wir wünschen uns aber sehr, dass in absehbarer Zeit in der Schweiz eine anerkannte Ausbildung zum Imam angeboten werden kann.
Dieses Thema wurde in unseren Gemeinschaften intensiv diskutiert. Gemäss unseren Imamen darf aus Gründen des Respekts keine ausgestreckte Hand in der Luft gelassen werden, egal, ob sie einem Mann oder einer Frau gehört. In unseren Gemeinschaften kennen wir das Problem, dass Personen einander den Handschlag verweigern, aber sowieso nicht.
Uns bekümmert die Verbindung unseres Glaubens mit negativen Ereignissen im Ausland. Wir möchten als Menschen wahrgenommen werden und uns nicht für die Taten anderer, verirrter Personen im Ausland rechtfertigen müssen. Daneben beschäftigen uns natürlich auch die allgemeinen Themen aller Bürger: Gesundheit, Arbeit, Familie, Ausbildung ...
Ja, wir sind sehr froh, dass wir in diesem freien Land leben und unsere Religion praktizieren können. Störend sind leider die manchmal vorwurfsvollen Blicke und Äusserungen mancher Politiker, die uns stigmatisieren wollen. Wir haben Gewalt und Terror stets verurteilt. Manchmal erscheint es uns, als dies einfach nicht gehört werden will.
Letztlich ist es eine Frage des Willens und der Überzeugung. Bei normaler Aktivität ist das Fasten körperlich völlig problemlos. Kranke, Gebrechliche und hart Arbeitende sind vom Fasten entbunden.