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Mit der Verschiebung des Hübscher-Hauses wurde zwar ein Stück Stadtgeschichte gerettet. Stadtbaumeister Jan Hlavica ist mit dem Resultat aber nicht restlos glücklich. Er stört sich am Schandfleck, der damit geschaffen wurde.
Jan Hlavica: Um das nachvollziehen zu können, muss man sich in diese Zeit zurückversetzen: Man hatte sich vom Krieg erholt, erlebte den grossen technischen Fortschritt; kurz danach ist man auf den Mond geflogen. Und wenn man auf den Mond fliegen kann, kann man auch ein Haus verschieben. Von diesem Standpunkt aus kann ich die Euphorie sehr gut verstehen.
Heute kann man immer noch auf den Mond fliegen, aber man tut es nicht, weil es sich nicht lohnt. Damals herrschte die Überzeugung, dass nichts unmöglich ist. Das war der Zeitgeist. Der Blick zurück zeigt, dass in der Euphorie vieles gemacht wurde, das der Stadt gutgetan hat. Aber auch, dass diese Euphorie vieles unwiderruflich vernichtet hat. Nicht nur durch das Abreissen zahlreicher Häuser, sondern auch durch die Verschiebung des Hübscher-Hauses.
Ich will das nicht werten. Aber Hausverschiebungen machen nur dann Sinn, wenn etwas sehr Wertvolles vor etwas Unausweichlichem gerettet werden kann. Ob der Bau des Warenhauses unausweichlich war, will ich nicht beurteilen. Immerhin war man sich hier der historischen Bedeutung des Hauses bewusst.
Das Haus war früher Teil einer ganzen Häuserzeile. Bei der Verschiebung wurde es losgelöst, es steht heute in einem völlig anderen Kontext. Die heutige Hauptfassade zum Kasinopark hin war früher die Seite zum Innenhof. Eine Fassade, die niemand zu Gesicht bekommen sollte, ebenso die Seitenfassaden. Man sieht dem Haus an, dass es einzig für die Ansicht vom Graben aus gebaut wurde. Das Gleiche gilt für das Oboussier-Haus nebenan: Auch das war Teil eines grossen Komplexes mit weitläufigen Hintergärten. Heute stehen beide Häuser als Bürger-Villen frei im Park. Diese Situation ist falsch, das ist eine Ballenberg-Situation.
Wenn man schon einen solchen Kraftakt stemmt und ein Haus zugunsten eines Neubaus verschiebt, hätte man der Seitenfassade des Warenhauses unbedingt mehr Bedeutung schenken müssen. Der Hinterhof des Warenhauses mit der Warenanlieferung ist heute die bestfrequentierte Verbindung zwischen Altstadt und Igelweid und gleichzeitig die optisch schlimmste Ecke der Innenstadt. Das ist katastrophal.
Die Stadt verkraftet das, sie verkraftet es seit 50 Jahren. Aber es ist eine Wunde, die man heilen kann – und muss.
Beschränkt, wir können mit dem Grundeigentümer die Situation analysieren und anregen, dass etwas passiert. Der Grundeigentümer muss es als Chance sehen, seine Liegenschaft aufzuwerten.
Zurzeit nicht. Aber ich möchte das Jubiläum der Hausverschiebung für eine Verbesserung nutzen. Diese Zeile braucht einen klaren Abschluss und einen attraktiven Aussenraum zwischen Graben und Igelweid.
Wir fänden bestimmt eine bessere Lösung. Man könnte die Anlieferung beispielsweise einhausen.