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Silvia Dell’Aquila ist unter anderem SP-Einwohnerrätin, DJane und Veranstalterin. Sie beschreibt, wie sie sexistische Rap-Songs, blöde Sprüche und lästige Anmache im Aarauer Nachtleben erlebt.
Ein lustiger Abend im Platzhirsch in Aarau: Einer ist am Rappen, ein paar leichtbekleidete Frauen in High Heels tänzeln als Kulisse hinter ihm, rundherum die fröhlichen Kollegen des Versedrechslers. Das Ganze wird mit einer Kamera aufgenommen und als Videoclip verkauft. Der Titel des Songs: «Alles nume wege de Fötz». Im Intro wird der Song allen Girls, Frauen und Bitches gewidmet, der Songtext besteht aus sexistischen Plattitüden und erzählt von einem netten Jungen, der doch alles macht für sein Girl. Der wenig fantasievolle Refrain ist den weiblichen Genitalien gewidmet.
Während ich fassungslos auf den Bildschirm starre und meinen Ohren nicht traue, mache ich mir Gedanken über den Internationalen Frauentag am Mittwoch, der unter anderem an die immer noch weltweit bestehenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern erinnert. Hat nicht Russland kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das Gewalt gegen Ehefrauen und Kinder zum Bagatelldelikt herabstuft? Und die USA haben einen Präsidenten, der Frauen gerne zwischen die Beine greift. Ob diese das auch möchten, interessiert ihn dabei nicht. Ist das so weit weg von uns? Offenbar nicht.
Das Nachtleben wird auch durch die Anziehung zwischen den Geschlechtern spannend. Man lernt einander kennen, flirtet ein wenig und vielleicht wird später etwas Ernstes daraus. Das ist gut so. Es gibt aber auch die andere Seite, und die ist in Aarau in letzter Zeit öfter zu beobachten. Frauen werden im Ausgang betatscht, beschimpft und respektlos behandelt. Junge Frauen berichten von mehr oder weniger gravierenden Vorfällen, bei denen ihr Nein nicht mehr gilt und ihnen gesagt wird, sie sollen nicht so heikel sein. Es wird zur Normalität, den einen oder anderen blöden Spruch zu hören oder eine lästige Anmache dulden zu müssen.
Als Veranstalterin und DJ ist es mir ein Anliegen, dass sich alle wohlfühlen an Partys, Männer und Frauen und alle mit einem guten Erlebnis zufrieden und sicher nach Hause gehen können. In der Realität allerdings ist im Nachtleben mit unterschwelliger oder offener Aggressivität zu rechnen, was für die Clubszene immer mehr zum Problem wird. Es braucht deshalb eine klare Haltung für mehr Respekt im Nachtleben, eine unmissverständliche Kommunikation sowie Aufklärung und Unterstützung im Falle von Übergriffen – für Frauen und Männer.
Ein Videoclip, in dem Frauen als Objekte dargestellt und beschimpft werden, der in einem Aarauer Lokal gedreht wurde, zeigt klar, dass das Thema Sexismus in unserer Stadt leider ein aktuelles Thema ist. «Ist doch nicht so gemeint», werden die Einen sagen. Doch, es ist genau so gemeint. Es ist wichtig, solches Verhalten nicht zu verharmlosen, sondern es anzuprangern, nicht zu dulden. Und für mehr Respekt zwischen den Menschen, seien sie Frauen, Männer, Schweizer, Ausländer, der Norm entsprechend oder nicht, auch in unserer kleinen Stadt, einzustehen.