Seengen
Totenäpfel und Handpressen: Trotz Zertifikatspflicht waren die Mosttage im Schloss Hallwyl ein Publikumsmagnet

Im Hof von Schloss Hallwyl haben am Wochenende die Mosttage mit Herbsttag stattgefunden. Ein Hit waren die verschiedenen Sorten.

Sibylle Haltiner
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Hermann Graser mit seinem Lieblingsapfel, dem Begginger Glockenapfel.

Hermann Graser mit seinem Lieblingsapfel, dem Begginger Glockenapfel.

Sibylle Haltiner / Aargauer Zeitung

34 Apfelsorten hatte Hermann Graser an die Mosttage im Schloss Hallwyl mitgebracht. Sein Stand mit den roten, gelben oder orange-bräunlichen Früchten war eine der Hauptattraktionen des Herbstmarktes im Schlosshof. Einige wiesen Schorfflecken auf, andere zeigten Hageleinschläge. Grasers Äpfel sind nämlich nicht gespritzt und wachsen auf Hochstammbäumen in seinem Baumgarten in Dürrenäsch. Viele seiner insgesamt 126 Apfelbäume tragen von «ProSpecieRara» betreute Sorten.

Der 6-jährige Lian dreht an der roten Kurbel und raspelt damit die Apfelstücke klein.

Der 6-jährige Lian dreht an der roten Kurbel und raspelt damit die Apfelstücke klein.

Sibylle Haltiner / Aargauer Zeitung

Hermann Graser erzählte den Besucherinnen und Besuchern gerne etwas über die Geschichte des Apfels und seine Vielfalt. «In der Schweiz gibt es rund 2000 Sorten», berichtete er. «Die Leute staunen über diese grosse Zahl und auch über die unterschiedliche Beschaffenheit, die vielen Formen und Farben.» Auch Grasers Äpfel haben unter den schwierigen Wetterbedingungen in diesem Jahr gelitten. «Nur zwei Drittel der Bäume haben getragen», erzählte er.

Hermann Graser präsentiert seine 34 Apfelsorten anschaulich mit Name und Beschreibung.

Hermann Graser präsentiert seine 34 Apfelsorten anschaulich mit Name und Beschreibung.

Sibylle Haltiner / Aargauer Zeitung

Von den 34 Sorten, die er mitgebracht hatte, präsentierte Graser anschaulich je zwei Exemplare zusammen mit einer Beschreibung und dem Namen. «Zetzwiler Holzapfel», «Eierlederapfel» oder «Totenapfel von Hellikon» heissen sie beispielsweise. «Viele Besucherinnen und Besucher sind begeistert von diesen Bezeichnungen», berichtete Hermann Graser und fügte hinzu, dass dieselben Äpfel in verschiedenen Regionen vorkommen und daher oft mehrere Namen tragen.

Most für die Menschen, Trester für die Kühe

Viel Publikum versammelte sich auch um die Mostpresse. Der Hallwiler Hans Urech hatte seine rund 20-jährige hydraulische Packpresse aufgestellt. Rund 50 Harassen Äpfel, ungespritzt und von Hochstammbäumen, standen zum Vermosten bereit. «Wichtig ist, dass die Früchte sauber und gesund sind», erklärte Urech. Vier Personen waren damit beschäftigt, die Äpfel kleinzuschneiden und faule Stellen zu entfernen, damit die Mosttage-Besucher erfrischenden, süssen Most, frisch ab Presse, geniessen konnten. Rund zwei Drittel Ertrag gebe es aus den Äpfeln, so der erfahrene Moster. «Die Ausbeute hängt von der Apfelsorte ab. Der Trester, der übrig bleibt, ist eine Delikatesse für Kühe und Schafe.»

Süss und frisch fliesst der Most aus der Presse.

Süss und frisch fliesst der Most aus der Presse.

Sibylle Haltiner / Aargauer Zeitung

Kinder durften sogar selbst Hand anlegen und mit einer kleinen Handpresse die Apfelstücke raffeln und anschliessend pressen, damit der goldgelbe Saft herauslief. Die kleinen Helferinnen und Helfer standen Schlange, um am Rad zu drehen, das die Raffel in Bewegung setzte, oder den Hebel zuzuschrauben, der die Platten zusammendrückte, zwischen welchen die Apfelstücke lagen. Alle Kinder durften danach ihren Trinkbecher unter den Moststrahl halten und das süsse Getränk gleich versuchen. Auch Lian aus Hildisrieden half tüchtig mit. «Ich habe schon einmal zugeschaut, wie Most gemacht wird, aber noch nie selbst mitgemacht», erzählte der 6-Jährige. «Es war schon ein bisschen streng, den Hebel zu drehen, aber der Most ist sehr süss und frisch.»

Produkte aus der Region und Samenbomben für die Natur

Die Mosttage im Schloss Hallwyl werden vom Museum Aargau und der Stiftung Kultur Landschaft Aare-Seetal (KLAS) organisiert. Stiftungspräsidentin Gabi Lauper war erfreut, dass das Fest trotz Zertifikatspflicht so viele Besucherinnen und Besucher anzog. «Neben dem Erlebnis des Mostens, das wir den Kindern ermöglichen, zeigen wir hier auch die Vielfalt der regionalen Produkte», erklärte sie.

Die regionalen Produkte und die spezielle Marktatmosphäre im Schlosshof gefallen den vielen Besucherinnen und Besuchern.

Die regionalen Produkte und die spezielle Marktatmosphäre im Schlosshof gefallen den vielen Besucherinnen und Besuchern.

Sibylle Haltiner / Aargauer Zeitung

Mit Naturprodukten wie Honig, geflochtenen Körben, gedrechselten Holzobjekten oder Schaffellen ergänzten verschiedene Anbieter aus der Region das Angebot des Herbstmarktes. Zudem liess der Landschaftsschutzverband Hallwilersee Kinder aus Erde Samenbomben formen, die im Frühling Rasen oder Steingärten zum Blühen bringen sollen.