Mit einer unüblichen Strategie kann beim Bau von Schulhäusern viel Geld gespart werden, so ein Architekt. Das stösst mehrere Gemeindeammänner aus der Region vor den Kopf. Und sie sehen Vorteile in massgeschneiderten Lösungen.
Schulhäuser können mit einer anderen Planungsstrategie günstiger gebaut werden. Das behauptet ein Architekt aus Schöftland (az vom 7.11.). Das Büro Architektur-Support 2 stellt Schulhausbauten für rund 5 Millionen Franken auf und schilderte die Beispiele aus Rothrist und Reinach.
Diese Ankündigung hat viele Gemeindeammänner in der Region vor den Kopf gestossen. Für sie komme eine derartige Information im ungünstigsten Moment, sagen Ruedi Hediger aus Rupperswil, Silvana Richner aus Hunzenschwil und Dölf Egli aus Schafisheim unisono. In allen drei Gemeinden stehen grössere Investitionen in Schulhausbauten an.
Egli, dessen Schulhausanbau in Schafisheim für geschätzte 11,5 Millionen Franken im Bericht als Beispiel für kostenintensives Bauen zitiert wurde, ist richtiggehend aufgebracht. «Das Vorgehen der Architekten lässt diejenigen, die teurer bauen, dumm dastehen», sagt er. Ein Vergleich mit der Situation in Schafisheim ist seines Erachtens nicht statthaft: «Wir können nicht einfach auf die grüne Wiese bauen, wie dies in Rothrist und Reinach der Fall ist. Wir haben ein über fünfzig Jahre altes Schulhaus zu sanieren, das mit einem An- und Aufbau ergänzt wird. Dieser muss zum bestehenden Gebäude passen.» Das verteuere das Bauprojekt.
Auch Alfred Kölliker, Bildungsgangleiter Bauplanung in der Schweizerischen Bauschule in Unterentfelden, protestiert dagegen, dass Gemeinden Planung und Durchführung an Generalunternehmer auslagern. Kölliker sagt: «Gemeindeexekutiven, welche für grössere Aufträge die im Submissionsdekret gesetzten Limits unterschreiten, verzichten auf jegliche Kontrolle und Optimierung des Gesamtprojekts. Sie nehmen erhebliche Risiken für vertraglich ungeregelte Leistungen auf sich.» Oft würden die notwendigen finanziellen Mittel für Hochbauprojekte in den Budgets als ungefähre Beträge über Jahre fortgeschrieben. «Zum Zeitpunkt der Projektauslösung wird dann festgestellt, dass die Kosten- und Terminvorstellungen der Überprüfung nicht standhalten.» Das Festhalten an unpräzis ermittelten Kosten- und Terminvorgaben sei deshalb unseriös. «Kein Weg führt vorbei an der Federführung der Gemeinde über sämtliche Projektphasen hinweg», findet Kölliker. Das möge aufwendig klingen, führe aber zu einem qualitativ und finanziell optimierten, einwandfreien Bauwerk. Wer die bewährten Pfade der Bauplanungsprozesse verlasse, setze sich dem Vorwurf der Fahrlässigkeit aus und handle gegen die Regeln der Baukunst. (str)
Ins gleiche Horn bläst Silvana Richner. Man müsse die Ansprüche kennen, die an eine Baute gestellt werden, bevor man Kostenvergleiche mache. Auch in Hunzenschwil geht es nicht einfach um die Erstellung von zusätzlichem Schulraum. Das neue Oberstufenschulhaus wird angegliedert an «eine der schönsten Schulanlagen in der Region, deren Qualität erhalten bleiben soll», sagt Richner. Und: «Die Schule steht mitten im Dorf, Hunzenschwil plant, dort ein schönes Dorfzentrum zu errichten.» Doch will man bis nächsten Sommer die Kosten für den Neubau seriös kalkulieren lassen. Vorangeschlagen sind 12,5 Millionen Franken.
Unbequem ist die Situation für Ruedi Hediger. Der Gemeindeammann möchte von den Rupperswilern an der kommenden Gemeindeversammlung in einer Woche einen Projektierungskredit für das Schulhausprojekt von geschätzten 13,9 Millionen Franken. Hediger zeigt sich überrascht von der Tatsache, dass so das Submissionsdekret sozusagen ausgehebelt werden könne. Rupperswil sei dahin gehend orientiert gewesen, dass es für Bauten in dieser Grössenordnung eine Ausschreibung brauche.
Beraten hat die Rupperswiler das Beratungsbüro Kohli + Partner Kommunalplan AG. Dort sagt Ingenieur Heiko Göbel: «Das Vorgehen, soweit für mich erkennbar, widerspricht nicht dem Submissionsdekret, es widerspricht jedoch dem Grundsatz einer wirksamen Wettbewerbsförderung gemäss Submissionsverordnung.»
Dölf Egli ist überzeugt, dass ein Vorgehen, wie es das Schöftler Architekturbüro wählt, vor allem auf der grünen Wiese möglich ist. Dies bedeute zusätzlichen Landverbrauch. Eine Meinung, die Silvana Richner teilt: «Wer kann es sich heutzutage noch leisten, so wenig haushälterisch mit dem Boden umzugehen?», fragt sie.
Daniel Lischer vom Büro Architektur-Support 2 in Schöftland sagt dazu: «Anbauten sind nicht per se unmöglich, aber man kann mit dieser Vorgehensweise nicht alles machen.» Es komme nicht nur darauf an wie gross, sondern auch wie komplex das Projekt sei.
Hingegen würden massgeschneiderte Lösungen, wie in den vorliegenden drei Gemeinden, welche die bestehenden Schulbauten miteinbeziehen, funktionale und stimmige Schulanlagen schaffen, sagt Göbel von Kohli + Partner. «Das bringt langfristig einen Mehrwert.»
Wenn der Wettbewerb umgangen und Ausführung und Bauleitung einem Generalplaner übergebenen werden, hat die Gemeinde dann noch Einfluss auf die Auftragsvergabe bei der Bauausführung? Obwohl es heisst, diesbezüglich könnten die Gemeinden mit dem Generalunternehmer vorgängig Spielregeln aushandeln, befürchtet der Schofiser Gemeindeammann, dass dies nicht geschehen würde. Heiko Göbel sagt: «Wenn dem Generalunternehmer die Ausführungsplanung samt Realisation ohne fachliche Kontrolle durch die Bauherrschaft übergeben wird, besteht keine Preis- und Ausführungskontrolle mehr.» Sonderwünsche von Behörden und Schulen würden mit massiv höheren Kosten in Rechnung gestellt.
Auch was die tatsächliche Kostenersparnis bei einem derartigen Vorgehen anbelangt, gibt sich Kohli + Partner skeptisch: Eine öffentliche Ausschreibung für einen Generalunternehmer (GU) nehme ebenfalls Zeit und Kosten in Anspruch. Hinzu kämen Kosten für die Bauherrenvertretung, welche die Bauqualität im Auge behalte. Diese sei im GU-Modell abhängig von der vertraglichen Abmachung und erfordere eine ständige Kontrolle.
Einen günstigen Mittelweg hatte die Kreisschule Entfelden gewählt: Sie führte wohl einen Architekturwettbewerb für das geplante Schulhaus «Erlenweg 2» durch. Doch mit dem Architekten wurde das Honorar vorgängig abgemacht und wäre nicht an das Gesamtprojekt gekoppelt gewesen. Danach wäre das gesamte Schulhaus-Projekt für Generalunternehmer ausgeschrieben worden. «So hätten wir es uns erspart, extrem viele Werkverträge mit den verschiedenen Handwerkern abschliessen zu müssen», sagt Kreisschulpfleger Georges Brandenberg.
Ebenfalls aus Kostengründen wurde zudem das gesamte Paket mit Planungs- und Ausführungskredit zur Abstimmung gebracht. Bei den beiden Gemeinden wurde im Mai ein Betrag von 14,5 Millionen Franken beantragt. Doch trotz den Sparbemühungen fand das Schulhaus, das an einen Altbau angebaut werden müsste, bei den Entfeldern keine Mehrheit.