Reinach
Drei Jahre nach seinem Rücktritt will Thomas Brem zurück in den Gemeinderat – diesmal als Ammann

Bis zu seinem Weggang sass Thomas Brem acht Jahre lang für die SVP im Gemeinderat. Jetzt tritt er als Parteiloser an. «Gemeindepolitik ist meiner Meinung nach sowieso nicht Parteisache», sagt er.

Natasha Hähni
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Thomas Brem sass schon von 2010 bis 2018 im Gemeinderat.

Thomas Brem sass schon von 2010 bis 2018 im Gemeinderat.

Valentin Hehli / WYS

Wenn, dann richtig – so ähnlich hat Thomas Brem seine Rückkehr in den Gemeinderat geplant. 2018 verabschiedete er sich von seinem Amt, um einem vielversprechenden Jobangebot nachzugehen. Jetzt, drei Jahre später, will er wieder zurück in den Gemeinderat. «Als ich sah, dass Martin Heiz nicht mehr antreten wird, beschloss ich, auch gleich als Gemeindeammann zu kandidieren», sagt der 53-Jährige.

Acht Jahre lang war er für die SVP als Gemeinderat in Reinach tätig. Da die Partei aber nicht zwei Kandidaten im Rennen um das Ammannamt unterstützen würde und Bruno Rudolf als Präsident der Ortspartei der SVP in diesem Rennen schon gesetzt war, entschied Brem sich dazu, parteilos anzutreten. «Gemeindepolitik ist meiner Meinung nach sowieso nicht Parteisache», sagt er.

2018 erhielt Brem ein Job-Angebot von der Deutschen Bahn. «Mein Gebiet wäre ursprünglich Karlsruhe gewesen. Wegen einer Umstellung der Infrastruktur hätte er aber bis nach Köln pendeln müssen. «Das kam für mich nicht in Frage.» Seinen Bubentraum, Lokführer zu werden, hatte er knapp zehn Jahre zuvor aufgegeben. Nach anderthalb Jahren merkte er, dass der Job doch nichts für ihn ist. «Dieser Schichtbetrieb war der Horror», erinnert er sich.

Bereits aus dem Gemeinderat ausgetreten und ohne eine feste Anstellung, entschied sich Brem mit 51 Jahren noch mal bei null anzufangen und eine eigene Firma zu gründen. «Viele sagten mir, ich sei verrückt»,
so Brem. «Brem Bahntechnik» wurde im November 2018 gegründet und beschäftigt an ihrem Standort in Villmergen mittlerweile 15 Angestellte.

Mittlerweile sei die Firma so weit, dass Brem sich seine Arbeitszeit einteilen kann. Für ein politisches Amt – oder ein Hobby: «Ich baue gerne.» Das Problem dabei sei, dass man ­irgendwann fertig ist. «Deshalb bin ich zurzeit auf der Suche nach einem neuen Projekt in Reinach», erzählt er. Wenn das Hobby mal keine Hypothek ­beinhalten soll, fährt er gerne mit seinem Cabriolet, geht mit seinen Hunden und seiner Frau spazieren oder Essen. «So wächst zwar das Bäuchlein, aber man lebt ja nur einmal», findet der gelernte Netz­elektriker.

Reinachs Qualitäten müssen gezeigt werden

Wachsen tut auch die Reinacher Bevölkerung. Das Problem dabei: «Wir ziehen das falsche Segment von Steuerzahlern an.» Das liege unter anderem daran, dass die Gemeinde relativ viele alte Blöcke und Liegenschaften aus den 1960er- und 1970er-Jahren hat. Diese werden sehr günstig vermietet.

Hochwertige Steuerzahler seien zum Beispiel wichtig, um den hohen Steuerfuss (115) zu senken. Mit 5,8 Millionen Franken erhält Reinach über den interkantonalen Finanzausgleich so viel Geld, wie keine andere Gemeinde. «Wir hängen gefährlich stark am Tropf», so Brem.

Das Jugendfest als gutes Beispiel

Zudem helfe der hohe Ausländerausteil von über 40% auch nicht, wenn es ums Anwerben von neuen Firmen, Ein-wohnerinnen und Einwohnern gehe – auch wenn das Zusammenleben in der Gemeinde selber kein Problem sei.

«Wir kommen hier gut miteinander klar. Der typische Schweizer schaut aber leider auch heute noch zuerst auf den Steuerfuss und dann auf den Ausländeranteil, wenn er vorhat, in eine Gemeinde zu ziehen», sagt Brem. Reinach attraktiv zu vermarkten sei deshalb relativ schwierig.

Ein Ort, an dem das friedliche Zusammenleben der vielen Nationen in Reinach gut sichtbar ist, sei das Jugendfest: «Dann stehen alle Schlange für Cevapcici!»