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Obwohl es sich bei der Liegenschaft im Aarauer Schachen-Quartier um einen reinen Gewerbebau handelt, ist hier das älteste Gewerbe nicht erwünscht. Der Sex-Club «Empire» musste auf Anordnung der Behörden geschlossen und ein Baugesuch aufgelegt werden.
Im Haus 21 an der Aarauer Schiffländestrasse, gleich visavis vom Parkhaus Flösserplatz, geht es um Körperliches: Bis letzten Sommer war hier das Schlankheitsinstitut «Body Wrap» angesiedelt. Und ab April 2018 ein Bordell. Allerdings musste dieses nach dreieinhalb Monaten wieder schliessen – aus baurechtlichen Gründen.
Im Internet existiert der «Club Empire», der sich auf seiner Website als «Der beste Sex-Club in Aarau» anpreist, noch. Die Fotos zeigen hübsche Zimmer, die zu einem modernen Hotel gehören könnten: viel Weiss und Violett, Blumen, verspielte Gitterbetten, Parkett.
Auch die Öffnungszeiten – täglich, am längsten Freitags von 10 bis 3 Uhr – sind noch vermerkt, ebenso die Preise und die Tatsache, dass bei jedem «Service» die «Softgetränke nach Wahl» offeriert würden. Aber: Wer wissen will, welche «Girls» denn «diese Woche anwesend» sind, findet keine Angaben. Die Sexarbeiterinnen sind längst weg, die Liegenschaft steht wieder leer. Was ist da los im Aarauer Schachen-Quartier?
Nachdem das Bordell im April den Betrieb aufgenommen hatte, regte sich in der Nachbarschaft Unmut. Denn vom Schlankheitsinstitut zum Puff – das konnten einige nicht so einfach hinnehmen. Dem Vernehmen nach wandte man sich an die Stadtverwaltung. Und diese intervenierte: Anfang Juli erliess der Stadtrat ein Nutzungsverbot fürs Sexgewerbe.
Das Problem: Die Liegenschaft steht zwar in einer gemischten Zone für Wohnen und Arbeiten. Sie wurde aber vor etwa acht Jahren als reines Gewerbegebäude bewilligt und gebaut. Und weil die Stadt davon ausging, dass bei einem Sex-Salon auch ein gewisser Anteil Wohnnutzung stattfindet, verlangte sie ein Umnutzungsgesuch.
Dieser «Antrag zur Nutzungsänderung für sexgewerbliche Zwecke» liegt bis Ende August öffentlich auf. Darin sind nicht nur die Dimensionen des Etablissements ersichtlich – es erstreckt sich über das erste sowie zweite Obergeschoss, verfügt über etwa acht Zimmer plus Gemeinschafts- und Sanitärräume sowie Terrasse –, sondern auch ein Begleitschreiben der Hauseigentümerin.
Sie schildert darin, dass sich die Mietersuche zunächst schwierig gestaltet habe. «Als sich Anfang 2018 ein Gespräch mit einem ‹Geschäftsmann› aus dem Rotlichtmilieu ergab, habe ich nach intensivem Überlegen einer Vermietung zugestimmt», so die Frau aus der Region. Ihr sei nicht bekannt gewesen, dass es ein Baugesuch brauche, wenn die Liegenschaft «für sexgewerbliche Zwecke» genutzt werde. «Dass sich bereits so kurz nach Beginn der ‹Betriebsaufnahme› Probleme ergeben würden, damit haben weder meine Mietschaft noch ich gerechnet.»
Mittlerweile ist der Mietvertrag mit der Betreiberin des «Club Empire», A.D., aufgelöst. Selbst wenn das Umnutzungsgesuch bewilligt wird, werde A.D. nicht zurückkehren, sagt die Hauseigentümerin. Ob sie andere Interessenten für den Betrieb eines Sex-Clubs habe, lässt sie offen.