Suhr
Präsidentin von «Zukunft Suhr» kämpft weiter für Fusion: «Wir sehen es komplett anders»

Martha Brem, die Präsidentin von Zukunft Suhr, möchte, dass sich Suhr weiter am Fusionsprojekt Zukunftsraum beteiligt. So könne eine zukunftsträchtige Gemeindeorganisation mit guten und zahlbaren Leistungen für alle entstehen.

Urs Helbling
Drucken
«Manche Behördenmitglieder entfernen sich von ihrer politischen Heimat.» Martha Brem, Präsidentin Zukunft Suhr

«Manche Behördenmitglieder entfernen sich von ihrer politischen Heimat.» Martha Brem, Präsidentin Zukunft Suhr

zvg

Was ärgert Sie mehr, die Tatsache, dass der Gemeinderat Suhr aus dem Zukunftsraum Aarau aussteigen will, oder die kurze Begründung, weshalb er ein Nein beantragt?

Das Erste haben wir bereits geahnt, da sich der Gemeinderat bisher doch sehr bedeckt gehalten hat. Ärgern ist das falsche Wort. Wir sind enttäuscht darüber, dass die Fusionsgegner für ein solch wichtiges Thema nur Floskeln verbreiten à la «Es besteht keine Notwendigkeit zu fusionieren». Die Einwohnerinnen und Einwohner haben eine klare und begründete Stellungnahme verdient, die den Meinungsumschwung begründet.

Hätten Sie sich gewünscht, dass der Gemeinderat das Kollegialitätsprinzip aufhebt und offenlegt, wer wie gestimmt hat?

Klar. Es geht hier um deutlich mehr als einen neuen Anstrich des Gemeindehauses. Die Suhrerinnen und Suhrer möchten wissen, wer dafür oder wer dagegen ist.

Es dürfte ein 3:2-Entscheid gewesen sein: Und vieles deutet darauf hin, dass neben Carmen Suter (bürgerlich unabhängig) und Daniel Rüetschi (FDP) auch Gemeindeammann Marco Genoni von Zukunft Suhr Nein gestimmt hat. Haben Sie Genoni nicht mehr im Griff?

Gewählte Behördenmitglieder dürfen sich ihre Meinung selbst bilden und Entscheide treffen. Manche entfernen sich dabei von ihrer politischen Heimat. Wir erwarten jedoch, dass man offen zur eigenen Meinung steht.

Hat die Nein-Parole nicht auch einen positiven Effekt, weil damit die Debatte so richtig lanciert worden ist?

Ja, dem ist so.

Woher nehmen Sie die Zuversicht, dass Sie die Suhrer an der Gemeindeversammlung anschliessend an einer allfälligen Referendumsabstimmung von den Vorteilen des Zukunftsraumes überzeugen können?

Noch nie wurde eine Fusion so sorgfältig und unter Einbezug der Bevölkerung vorwärtsgetrieben – von der Idee, über das Leitbild bis hin zu den konkreten Umsetzungsvorschlägen. Da wurde auf allen Ebenen viel überlegt und gearbeitet. Der aufwendige Weg von Suhr könnte nun entscheidend sein. Wir mussten über jeden Schritt einzeln abstimmen und hatten so eine dauernde Auseinandersetzung. Das wird sich am Ende für die Befürworter auszahlen.

Finden Sie eine gute Idee, die Gemeindeversammlung am 20. Juni in Form von einer Art Landsgemeinde durchzuführen?

In Zeiten des Coronavirus ist es fraglich, ob diese Form durchführbar ist. Wir sind gespannt, welche Alternativen es geben wird.

Würde Zukunft Suhr bei einem Nein das Referendum ergreifen?

Bei einem knappen Nein an einer Gemeindeversammlung ganz bestimmt.

Warum kämpfen Sie so vehement für die Fusion mit Aarau, den beiden Entfelden und Densbüren?

Wir kämpfen für diese Idee so engagiert, weil daraus eine zukunftsträchtige Gemeindeorganisation entstehen kann mit guten und zahlbaren Leistungen für alle. Die neue Stadt ermöglicht eine nachhaltige Entwicklung und kann regionale Herausforderungen auch regional lösen. Heute scheitern gute Ideen an Gemeindegrenzen, die in der Lebenswelt der Menschen keine Rolle mehr spielen. Die knappe Mehrheit des Gemeinderats sieht keine Notwendigkeit. Wir sehen es komplett anders: Wir möchten aus der Stärke heraus handeln und nicht, wenn die Gemeinde in Not ist.

Wie wichtig ist dabei das Argument des in Aussicht gestellten Steuerfusses von 97 Prozent (Suhr hat aktuell 108)?

Natürlich ist dies für viele Steuerzahler ein wichtiges Argument. Für uns gehört es in den Strauss der vielen positiven Punkte. Erstaunlich finden wir, dass ausgerechnet die Gegner des Zukunftsraums an den Gemeindeversammlungen in Suhr stets Projekte bekämpften, weil diese etwas kosten. Und jetzt sagen die gleichen Leute, Geld spiele keine Rolle?