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Es ist ein Zirkus, vielfältig wie jeder –und doch noch spezieller: Im Zirkus neben dem «Lindenfeld» treten Pflegebedürftige, Schweizer und Asylbewerberkinder auf – so gut es eben geht.
Gelächter und Stimmengewirr übertönen das Zwitschern der Vögel. Eine Schar Kinder kommt aus dem rot-gelben Zirkuszelt gerannt. Sie verschwinden im «Lindenfeld» und verteilen sich dort ungeduldig in ihre Gruppen.
Das Pflegezentrum «Lindenfeld» in Suhr hat sich für eine Woche in einen Zirkus verwandelt. In Zusammenarbeit mit dem Circus Balloni konnte eine Zirkuswoche für Kinder aus der Umgebung und aus dem Asylzentrum, sowie Bewohnerinnen und Bewohner des Lindenfelds organisiert werden.
Die 45 teilnehmenden Kinder konnten zwischen den Workshops Fakir, Clown, Akrobatik, Zaubern und Jonglieren wählen. Ein paar schauen jetzt gespannt auf die Hände des Zauberers. Sie wollen keine Bewegung verpassen, damit sie sich danach selbst an den Tricks versuchen können.
Sobald Teamchef des Circus Balloni ein Startzeichen gibt, stürzen sich alle auf die Materialkiste, schnappen sich Becher, Tücher, Schnüre und Vasen und beginnen sofort mit dem Üben. Voller Elan verbessern sie die Ausführung und Aussprache der Zaubersprüche. Von Mal zu Mal klappt es besser. Ein Mädchen zeigt einem Bewohner des «Lindenfeld» stolz ihren neuerlernten Zaubertrick, bei dem eine Vase urplötzlich an einer Schnur hängen bleibt und nicht wie erwartet zu Boden fällt.
Viele der Bewohner des Pflegezentrums haben Schwierigkeiten mit der Feinmotorik. Aufgrund dessen beobachten und bewundern sie mehrheitlich die Darbietungen der Kinder. «Die Bewohner haben Freude, wenn sie uns zuschauen können», sagt auch die zehnjährige Kaya. Dennoch sind einige der rund 150 Personen, die im «Lindenfeld» betreut werden, in der Lage mitzuhelfen. Oft können sie mit einfachen Aktionen, wie an einem Ende eines Seiles ziehen, an einem Zaubertrick mitwirken. «Wenn es die Gesundheit erlaubt, werden rund 20 Bewohnerinnen und Bewohner an den drei Aufführungen mitmachen können», so Martina Schär, die Sachbearbeiterin Marketing des Pflegezentrums. Das Zelt wird rappelvoll sein, denn die Auftritte sind bereits alle ausverkauft.
Der Umgang zwischen den Kindern und den Bewohnern sei ausgesprochen natürlich, so Schär. Ohne jegliche Ängste gehen die Buben und Mädchen auf die Betreuten zu und zeigen ihre Fortschritte der Zaubertricks oder am Trapez. Für die Bewohner und Mitarbeiter ist das Projekt ebenfalls ein Erlebnis. Eine demente Frau konnte sich ausnahmsweise an den vorangehenden Tag in der Zirkuswoche erinnern. Normalerweise vergisst sie alles, das länger als zwei Stunden zurückliegt. Einen besseren Beweis für den Erfolg der Zirkuswoche gibt es wohl kaum.