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Die Konkurrenz im Schweizer Cross-Country-Biker-Team ist riesig. Um sich für Olympia zu qualifizieren, wird sogar intern eine Qualifikation in der Qualifikation gefahren. Nach Esther Süss dürfte sich dabei nun auch Florian Vogel qualifiziert haben.
Sich als Schweizer Cross-Country-Biker für die Olympischen Spiele zu qualifizieren ist genauso hart, wie an den Spielen selbst ein Diplom zu gewinnen. Im letzten, für die Olympia-Selektion relevanten Weltcup in La Bresse (Fr), fuhren die weltweit führenden Swiss Biker quasi eine für die Fahrer überraschende Qualifikation in der Qualifikation.
Eine Art Trials, wie man sie nur von Weltmächten im Sport wie den USA kennt. Vor dem Start hiess es demzufolge, dass die besten zwei in diesem letzten Quali-Rennen in London dabei sind. So kam es, dass die Schweizer, notabene in Abwesenheit von Chef und Weltcup-Leader Nino Schurter, letztlich die Plätze drei (Näf), vier (Vogel), fünf (Giger), sechs (Sauser) und zehn (Lukas Flückiger) belegten.
Ränge sechs, acht und vier
Der Aargauer Florian Vogel hat ergo auch diesen mentalen Hochleistungstest bestanden. Die Selektions-Kriterien von Swiss Olympic (Top-8-Rang im Weltcup) hat der 30-Jährige mit den Rängen sechs, acht und vier in den letzten drei Weltcups eh längst erfüllt.
Vogel ist der einzige Schweizer, der sich neben Schurter dreimal unter den Top acht klassieren konnte. «Ich gehe schon davon aus, dass diese Leistungen für eine Olympia-Selektion ausreichen sollten», sagt der Schweizermeister.
Definitiv entscheiden werden in den nächsten Tagen auf Antrag von Swiss Cycling die Selektionäre von Swiss Oympic. Es würde freilich verwundern, wenn in London nicht das Trio Schurter, Näf, Vogel die Schweizer Farben vertreten sollte.
Ziel ist nicht Qualifikation
Die Hypothese, dass allenfalls Fabian Giger noch an Vogels Stelle ins Olympia-Team berufen wird, bereitet Letzterem nicht extrem Bauchweh. Giger hätte Vogel in La Bresse wohl geschlagen, wenn er durch einen platten Reifen nicht viel Zeit eingebüsst hätte. Auch in Nove Mesto, eine Woche zuvor, war der 24-jährige St. Galler als Siebter einen Platz vor Vogel klassiert.
«Wenn man so wollte, dann könnte man auch ins Feld führen, dass ich in Pietermaritzburg ohne Sturz, respektive in Houffalize ohne den schlechten Startplatz viel besser hätte abschneiden können», kontert Vogel. Für den gelernten Polygrafen spricht zudem nebst seiner Konstanz auch die Tatsache, dass die Strecke in London seiner aggressiven Fahrweise entgegenkommt.
Und was seine Formkurve angeht hält Florian Vogel fest: «Es war nicht mein Ziel, mich für Olympia zu qualifizieren. Mein Ziel ist eine Medaille in London.» Da spricht mächtig, so aber auch trainiertes, Selbstbewusstsein. Vertrauen ins Ich, dass man als Schweizer Spitzenmountainbiker auch haben darf. «Wer in London für die Schweiz fährt gehört zu den Medaillenkandidaten», so Vogel. Wo er recht hat, hat er recht.
Im luftleeren Raum
Mit Esther Süss wird in London definitiv eine Teamkollegin von Florian Vogel starten. Die 38-Jährige vom RC Gränichen hat sich ihr erstes Olympia-Ticket mit dem vierten Rang beim Weltcupauftakt in Pietermaritzburg geholt. Seither blieben Spitzenresultate im Weltcup indes aus. «Das stimmt mich aber nicht nachdenklich. Die Form stimmt schon», sagt Süss.
Schliesslich sei sie zuletzt immer wieder in Stürze verwickelt gewesen und habe zudem die nötige Vorsicht walten lassen, um jedes Verletzungsrisiko möglichst auszuschliessen. Trotzdem fiel sie bei ihrer Fahrt auf den 23. Rang in La Bresse gleich viermal auf das steinige Terrain. «Aber es ist alles heil geblieben», räumt die Marathon-Weltmeisterin von 2010 ein.
Marathon-Wettkämpfe wird Süss vorderhand ad acta legen und erst nach Olympia, auf die WM Anfang Oktober in Ornans (Fr) hin, wieder ins Visier nehmen. «Bis zu den Olympischen Spielen steht für mich Cross Country im Vordergrund.
Marathon-Rennen machen langsam und ich muss ja spritzig werden», freut sich Süss auf ihre ersten Olympischen Spiele. Spiele, welche die Küttigerin noch gar nicht so richtig einzuordnen weiss. «Irgendwie fühle ich mich wie im luftleeren Raum», sagt sie. Sie wisse gar nicht so, was jetzt auf sie zukomme. Allein in den nächsten Wochen dürften London und die fünf Ringe im Leben der Lehrerin definitiv zusehends plastischer werden.