Der Aargauer Produktdesigner Patrick Müller entwirft Objekte für Konfliktgebiete.
Alltagsgegenstände schöner zu machen und zu optimieren, das ist sein Beruf. Der Aarauer Patrick Müller (34) ist Produkt-Designer, konzipiert und entwirft Objekte und Räume. Mit seinen Entwürfen sollen sich die Kunden wohlfühlen, so war das bisher. Damit war Müller auch erfolgreich; gleich mit seinem ersten selbst entworfenen Möbelstück «Lean on desk» hat der gelernte Schreiner zwei deutsche Design-Preise abgeräumt.
Aber dieser eine Auftrag war anders: Müller sollte ein Werkzeug entwickeln, das für den traditionellen Hüttenbau im Südsudan genutzt werden kann.
Müller ist Mitbegründer des Design- und Forschungsteams «Design for one world». Gemeinsam mit zwei Kollegen entwickelt er in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen überlebenswichtige Gegenstände für notleidende Menschen in Konfliktgebieten.
Im Südsudan beispielsweise, wo seit Jahren ein Bürgerkrieg tobt. «Da haben die Menschen oft nicht mehr als die Kleider, in denen sie stecken», sagt Müller. Um ihre Unterkünfte aus Holz und Gräsern zu bauen, brauchen sie aber Werkzeuge.
«Normalerweise benutzen sie Macheten; weil die aber als Waffen gebraucht werden können, dürfen die Hilfsorganisationen sie nicht mehr verteilen», sagt Müller. Die Organisationen brauchen ein Werkzeug, mit dem Gräser geschnitten, das aber nicht als tödliche Stichwaffe genutzt werden kann. Das haben Müller und seine Kollegen nun entworfen. Ein Sackmesser mit kleiner Sichel und kurzer Säge, eine Bedienungsanleitung ist im Holz eingraviert.
Das Werkzeug ist nicht das einzige Objekt, das «Design for one world» für Hilfsorganisationen entworfen hat: Aktuell wird in einem Flüchtlingscamp im Norden von Nigeria ein Handwaschsystem getestet, das die drei mitentwickelt haben. Eine Anlage, die ohne Chemikalien und Energie funktioniert, und in der das Wasser dank spezieller Membrane einen Monat lang in einem geschlossenen Kreislauf verwendet werden kann.
«Es ist eine grosse Herausforderung, solche Objekte zu entwickeln», sagt Müller. Mit jedem Auftrag komme eine lange Liste mit Kriterien, welche die Objekte erfüllen müssen. Kriterien, an die Müller normalerweise nie denken würde.
So dürfen weder Sand noch Sonne dem Objekt etwas anhaben können und der Spiegel über dem Waschtrog muss so montiert sein, dass er nicht geklaut werden kann. «So zu designen ist herausfordernd, aber sinnvoll», sagt Müller. «Ich kann mit meiner Arbeit einen Teil dazu beitragen, dass es Menschen in Not besser geht.»
Die Arbeit für die Hilfswerke ist nur eines von drei Standbeinen. Mit der Raumreaktion GmbH entwickelt Müller gemeinsam mit einer Innenarchitektin und einer Psychologin Räume für Menschen und ihre spezifischen Bedürfnisse in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Arbeit.
Und als PAMU macht Müller im Gemeinschaftsatelier «Zur heiteren Forelle» im «Rüetschi Haus» in Suhr weiterhin Produktdesign. So hat er unter anderem kürzlich für die Versicherungsgesellschaft Mobiliar Umzugskisten entworfen, die nicht im Altpapier landen, sondern zu Möbelstücken umgebaut werden können.