Startseite
Aargau
Aarau
Die Bewältigung des Keba-Debakels hat Auswirkungen auf das altehrwürdige Stadion. Die Platzgenossenschaft kämpft.
Unter dem Titel «Gerät das Brügglifeld in den Keba-Strudel?» berichtete die AZ vor einem Jahr über einen Zwischenschritt im Verfahren um die Baubewilligungen für die Kunsteisbahn Aarau (Keba) und die daneben liegenden Fussball-Trainingsplätze. Es ist jetzt so weit: «Wir müssen nun für den Schutz des Stadions kämpfen», erklärt Peter Gloor, Präsident der Platzgenossenschaft Brügglifeld Aarau (PGB). Es droht keine unmittelbare Schliessung, aber eine starke Nutzungseinschränkung: Im Extremfall kann der FC Aarau nicht einmal mehr alle Heimspiele auf dem Brügglifeld austragen. Grund: der Lärm.
Das Verfahren ist ausserordentlich komplex. Im Gefolge des Keba-Debakels haben die Stadt Aarau als Besitzerin der Eisfelder und der Fussballplätze zwei Baugesuche sowie die Keba Region Aarau AG ein Baugesuch für den definitiven Betrieb eingereicht. Diese sind von der Standortgemeinde Suhr Mitte September bewilligt worden – allerdings mit Einschränkungen.
In diesem Verfahren spielt neben den Baugesuchsstellerinnen, der Stadt Aarau sowie der die Keba Region Aarau AG (Präsident Daniel Lüscher) auch die Platzgenossenschaft Brügglifeld Aarau (Präsident Peter Gloor) eine Rolle. Letztere war anfänglich nur tangiert, weil sie im Auftrag der Stadt Aarau die Fussballplätze betreut. Doch dann hat der Gemeinderat Suhr das Verfahren – wohl als Konzession an die Einsprecher – auf das Stadion Brügglifeld ausgedehnt. Das heisst, das Fussballstadion wurde integriert und damit Teil des Problems. Die Brügglifeld-Besitzerin, die Platzgenossenschaft, wurde so zur betroffenen Nebenpartei. Sie erwartet, dass sie vom Gemeinderat Suhr demnächst eine Verfügung bekommen wird.
Der aktuelle Stand: Die Beschwerdefrist gegen die drei Baubewilligungen ist abgelaufen. Gemäss Auskunft des kantonalen Departementes Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) sind alle mittels einer oder zwei Beschwerden angefochten worden. Beschwerdeführer sind die Stadt Aarau und die Platzgenossenschaft Brügglifeld. Der Kampfeswille der Anwohner, der Einsprecher, scheint etwas erlahmt zu sein.
Sowohl seitens der Keba als auch des Fussballs sind die nun genehmigten Betriebszeiten unbestritten. Aber es geht um das Lärmmonitoring, mit welchem die Lärmsituation gemäss den neuen Betriebszeiten überprüft werden soll, und zwar die Lärmsituation inklusive des Fussballstadions Brügglifeld, obwohl das Fussballstadion nicht Gegenstand der Baubewilligungsverfahren gewesen ist. Ausserdem ist Gegenstand der Beschwerden die Auflage, dass der Lärm aus der Bewirtschaftung der Trainingsfelder um 5 Dezibel sinken muss. Also etwa die Rasenmäher, die Wassersprenger, die Bodenbearbeitungsmaschinen leiser werden müssen.
Aus Sicht der Platzbetreiber stellen sich drei Probleme: Erstens ist nicht bekannt, was die Ausgangsbasis ist. Also von wo die 5 Dezibel abgezogen werden müssen. Zweitens ist fraglich, ob die 5 Dezibel überhaupt durchwegs erreicht werden können, da es sich um teilweise stark mechanische Arbeiten handelt (etwa beim Löcherbohren in den Rasen). Und drittens geht es um viel Geld: Alleine der Maschinenpark für die Rasenpflege hat einen Wert von mindestens 250'000 Franken (zum Teil im Besitz von Auftragsnehmern).
Warum ist das Brügglifeld tangiert? Aus Sicht der Anwohner ist es ebenfalls Lärmverursacher. Dazu hat der Lärmgutachter geschrieben: «Die seltenen Ereignisse im Fussballstadion Brügglifeld (Fussballspiele Anm. der Red) führen rund ums Stadion zu teils deutlichen Überschreitungen der Immissionsrichtwerte am Tag sowie am Abend. (...) Die Interessen des Lärmschutzes stehen in einem direkten Konflikt mit dem öffentlichen Interesse an den Spielen der 1. Mannschaft des FC Aarau im Stadion Brügglifeld.» Ein Problem sind etwa die Lautsprecherdurchsagen (immer häufiger mit Musik). Auch hier geht es letztlich um Geld: Profiteur beziehungsweise Leidtragender ist der FC Aarau, der mit der Nennung von Sponsoren Einnahmen generiert.
Es ist davon auszugehen, dass der Gemeinderat Suhr Betriebseinschränkungen verfügen wird. Ob es sogar so weit kommt, dass nur noch 15 Spiele durchgeführt werden dürfen, wie aus dem Kreis der Anwohner gefordert worden ist? Klar ist, dass für die Platzgenossenschaft und damit den FC Aarau viel auf dem Spiel steht. Darum wehrt sie sich in der Lärmfrage.
Klar ist weiter: Viele dieser Problem wären gelöst, wenn es das neue Stadion im Torfeld gäbe. Doch das kann dauern – im schlechtesten Fall bis 2028.