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Der kommunale Gesamtplan Verkehr soll den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr fördern und den Autoverkehr eindämmen.
Trotz Traktandum «Verkehr»: Das aktuelle Baustellen- und Stauchaos in Suhr war nicht eigentlich das Thema am Informationsforum vom Montagabend. Trotzdem war der Umbau von Tram- und Bernstrasse gleich einem Gespenst im Hintergrund dauernd präsent. «Was jetzt verbessert wird», sagte etwa Gemeinderat Thomas Baumann, «sind die Kantonsstrassen – wenn das fertig ist, sollten wir eine flüssigere Verkehrssituation haben, je nachdem, wie der Verkehr wächst. Was wir aber nicht haben, ist ein guter innergemeindlicher Verkehr.» Es fehle auch eine Abstimmung von Siedlungsentwicklung und Verkehr.
Baumanns Thema war daher der Kommunale Gesamtplan Verkehr (KGV), für dessen Erarbeitung die Sommergmeind am 14. Juni 150'000 Franken sprechen soll. Ein solches Planwerk lasse sich eben nur unter Einbezug von Spezialisten – sprich Planungsbüros realisieren – begründete Gemeinderat Baumann den Kreditantrag. Fünf Prozent der Kosten trägt der Kanton. Die Aufträge möchte der Gemeinderat 2019 erteilen, in der Hoffnung, das Ganze 2020 in Kraft treten zu lassen.
Der KGV – ein völlig freiwilliges Unterfangen – ist das Instrument, mit dessen Hilfe der Gemeinderat den «guten innergemeindlichen Verkehr» möglich machen will. Er wird vom Gemeinderat verabschiedet und tritt in Kraft, wenn ihm der Kanton seinen Segen erteilt hat. Die Gemeindeversammlung ist nur für die Bewilligung des Projektierungskredits zuständig; auf den fertigen KGV hat sie, wie Baumann am Informationsforum auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum hin bestätigte, keinen Einfluss mehr.
Was den Inhalt des Planwerks angeht, kommt die Bevölkerung im Rahmen der Mitwirkung zum Zug. Vorgesehen ist nebst dem Beizug eines Expertenteams auch die Einsetzung einer Begleitgruppe, in der nach Baumanns Worten verschiedene Interessengruppierungen vertreten sein sollen. Baumann beschwichtigte: «Wir werden nichts beschliessen, das Ihren Vorstellungen widerspricht.»
Der Vertreter des Gemeinderates machte deutlich, welche Vorstellungen dieser von einem Kommunalen Gesamtplan Verkehr hat. Grundsätzliches Ziel ist es, den Velo- und den Fussgängerverkehr sowie den ÖV zu fördern und im Gegenzug den Autoverkehr einzudämmen. Zu jeder einzelnen der vier Verkehrsformen wird ein Einzelplan erstellt. Nein, das heisse nicht, dass man die Autofahrer schikanieren wolle, betonte Baumann. Es gehe einfach darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, «dass man lieber mit dem Velo geht – dass man den inneren Schweinehund überwindet». Was umso eher möglich sei, als das Gelände in Suhr ja, einmal abgesehen vom Chilehübel, flach sei. Und schliesslich gebe es auch E-Bikes.
Mit dem KGV soll auch eine Parkplatzbewirtschaftung möglich werden. Der Gemeinderat trägt sich, wie Baumann durchblicken liess, mit dem Gedanken, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass auch Private wie «Pfister» dazu verpflichtet werden können, eine Parkgebühr einzuführen.
Ein Kommunaler Gesamtplan Verkehr ist behördenverbindlich. Und zwar für die kommunalen wie für die kantonalen Behörden. In den Voten aus dem Publikum, das den «Mona-Lisa»-Saal des Vinci-Schulhauses nahezu füllte, holte das Gespenst des aktuellen kantonalen Strassenbauprojekts die KGV-Frage wieder ein. «Jetzt sind wir ja viel zu spät», hiess es etwa. «An dem, was jetzt gemacht wird, will der Kanton wohl kaum wieder etwas ändern.» Ein anderer Votant wurde in diesem Zusammenhang konkreter, getrieben von der Frage, wie man als Fussgänger dereinst über die Tramstrasse zur Post im Suhre Park hinüber gelangt: Die Tramstrasse mit den künftigen drei Spuren sei längst fertiggestellt, wenn der KGV Wirkung entfalte. Gemeinderat Baumann räumte ein, dass das Planwerk für Tram- und Bernstrasse zu spät kommen. «Aber die Ost- und die Südumfahrung kommen noch.»
Auf die Frage aus dem Publikum, ob sich Suhr die Ost- und die Südumfahrung überhaupt leisten könne, antwortete Gemeindepräsident Marco Genoni, der Kanton habe den Auftrag, den Kostenverteiler zu erstellen. «Die Zahlen sollten noch 2018 vorliegen.» Im Übrigen würden nicht nur Suhr und der Kanton zur Kasse gebeten, sondern auch benachbarte Gemeinden wie etwa Gränichen.
Auf einen A1-Halbanschluss im Bereich Weltimatt angesprochen, bestätigte Genoni, das Bundesamt für Strassen (Astra) sich nicht mehr komplett dagegen sperre. Mit einer solchen Lösung sei jedoch, falls es soweit komme, frühestens in zehn, fünfzehn Jahren zu rechnen. Der Gemeindepräsident liess freilich durchblicken, dass man in Suhr einem neuen Autobahnanschluss mit gemischten Gefühlen begegne: Vielleicht würde es nicht nur für die Wynentaler, sondern auch für die Aarauer attraktiv, diesen Anschluss zu benutzen. «Dann», so Genoni, «haben wir die Tramstrasse wieder voll.»
Zwei Sätze sagte Genoni auch zur aktuellen Baustellensituation. Ob nun für die Dauer der Bauzeit eine provisorische Passerelle über die Bernstrasse den Fussgängern den leichteren Zugang zum Bahnhof ermögliche, wollte ein Fragesteller wissen. Dafür, machte der Gemeindepräsident deutlich, habe der Kanton bis jetzt kein Musikgehör gezeigt. Und: Nächste Woche stehe wieder ein Treffen mit Projektleiter Alex Joss an. Dort könne die Passerelle wieder thematisiert werden.