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So feierten die Freisinnigen die Wahl von Hanspeter Hilfiker und ihr Comeback an der Spitze des Stadtrates
«Super! Wir haben all unsere Ziele erreicht.» Die FDP-Parteipräsidentin und im September neu in den Stadtrat gewählte Suzanne Marclay-Merz war gestern ganz euphorisch. In der Stunde des grossen Erfolgs gehen Nuancen gerne vergessen, oder müssen nachgereicht werden. Ja, für eine bürgerliche Mehrheit im Einwohnerrat habe es nicht gereicht, ergänzte Suzanne Marclay-Merz. «Aber immerhin gab es keinen weiteren Linksrutsch.» Und: «Die FDP hat erstmals seit langer Zeit wieder einen Sitz dazugewinnen können.»
An der Wahlfeier in der «Spaghetti Factory» war aber nicht das gute Abschneiden bei den Einwohnerratswahlen, sondern die Rückeroberung des Stadtpräsidiums das Hauptthema. Hanspeter Hilfiker gewann gegen Daniel Siegenthaler. Er erzielte 3289 Stimmen – 144 mehr als sein Konkurrent (bei einer Stimmbeteiligung von 46,4 %). Er sagt: «Ich bin froh, dass es so herausgekommen ist. Ich wusste, dass es sehr knapp wird.» Und: «Es war ein schöner, fairer Wahlkampf. Es hat keine Schlammschlacht gegeben – das war mir wichtig.» Hilfiker kann auch schon ganz schön diplomatisch sein. An die Adresse des Unterlegenen erklärte er: «Ich freue mich, dass ich jetzt dann im Stadtrat mit Daniel Siegenthaler zusammenarbeiten darf.»
Hat Hilfiker je an seinen Wahlchancen gezweifelt? «Ich habe immer geglaubt, dass es möglich ist.» Und nach dem ersten Wahlgang, nach dem Rückzug von Angelica Cavegn Leitner, habe er Rückmeldungen aus dem «Pro Aarau»-Umfeld bekommen, dass er mit Cavegn-Stimmen rechnen könne. «Es war ein interessantes halbes Jahr», zog Hilfiker eine Bilanz über den Wahlkampf.
Wer bekommt den 227 300-Franken-Job? So erlebte Hilfiker die entscheidende halbe Stunde. Kurz vor Mittag kam er ganz alleine ins Rathaus, wo Daniel Siegenthaler bereits zusammen mit seiner Familie wartete. Hilfiker behauptet, er sei «nicht speziell nervös» gewesen. Mag sein – die aussenstehenden Beobachter haben es eher anders erlebt. Dann wurden die beiden Kandidaten in den 1. Stock gerufen, wo ihnen Hans Jürg Podzorski, der Leiter des Wahlbüros, in Anwesenheit von Stadtpräsidentin Jolanda Urech und Stadtschreiber Daniel Roth das Wahlresultat bekannt gab. Aus dem relativ angespannten Gesicht von Jolanda Urech will Hilfiker gelesen haben, dass er es geschafft hat – Sekunden später wusste er es. Die FDP hat das vor vier Jahren verlorene Stadtpräsidium zurück.
Hilfiker ging um 13 Uhr zu Bekannten, liess sich «Züri-Geschnätzlets» auftischen und danach in der «Spaghetti Factory» feiern. Dort gab es neben einem langen Applaus den zweiten Blumenstrauss des Tages. Zu den ersten Gratulanten gehörte Werner Schib (CVP), der mit einem Mini-Vorsprung von 24 Stimmen gegen Hanspeter Thür (Grüne) die Wahl zum Vizepräsidenten gewonnen hat. Auch die SP schickte eine Delegation – angeführt von Einwohnerratspräsidentin Lelia Hunziker.
Heute Montag, 14 Uhr, wird Hanspeter Hilfiker die Stadtratssitzung vorzeitig verlassen. Er muss auf den Zug. Mit dem Flugzeug gehts danach Richtung Süden. Wohin mag der neue gewählte Stadtpräsident nicht verraten. Klar ist, dass er am Montag, 4. Dezember, zurück in Aarau sein muss. Dann trifft sich der künftige Stadtrat zum ersten Mal. Es geht unter anderem um die Ressortverteilung. Hanspeter Hilfiker leitete bisher «Kultur und Sport». Es wird allgemein erwartet, dass Hanspeter Thür (Grüne) diese Aufgabe übernehmen wird. Neuer Vorsteher «Hochbau und Raumplanung» (bisher Lukas Pfisterer, FDP) dürfte Daniel Siegenthaler (SP) werden). In diesem Departement ist die Stadion-Frage angesiedelt. Für Suzanne Marclay Merz bleibt wohl «Öffentliche Sicherheit, Öffentliche Anlagen und Entsorgung» (bisher Regina Jäggi, SVP). Sie wird sich rasch mit den Problemen bei der Feuerwehr und mit dem bei Wirten höchst umstrittenen neuen Reglement über die Nutzung des öffentlichen Raums befassen müssen.