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Die Kreisschulpflege Aarau-Buchs überrascht mit einer Meinungsänderung und einem ebenso überraschenden Rücktritt.
Bis vor drei Wochen, so hat es der Aarauer Hochbau-Stadtrat Hanspeter Thür am Montag im Einwohnerrat gesagt, war man in Verhandlungen mit der Kreisschule Aarau-Buchs. Diese hatte seit langem die Absicht, in der städtischen Liegenschaft an der Heinerich-Wirri-Strasse 3 ihre neue Geschäftsstelle einzurichten. Im Moment ist sie noch in den kleinen Büros der ehemaligen Schule Aarau im «Hammer». Dort wurden die bisherigen Gesamtschulleitungen zentral zusammengeführt. Der Platz sei viel zu knapp, hiess es. Ins Aarauer Rathaus wollte man aus politischen Gründen nicht; also beantragte die Kreisschulpflege im letzten November beim Kreisschulrat die Anmietung des ganzen dritten Stockwerks in der Büroliegenschaft im Gönhardquartier – dem Aarauer Ladenhüter, der sich doch nicht so einfach vermieten lässt wie gedacht und der nun mindestens teilweise saniert werden soll (AZ vom 18.06.).
Konkret war die Anmietung von 657 Quadratmetern Geschossfläche, von Archivraum und von zwei Parkplätzen für 10'943.75 Franken Miete pro Monat geplant (für die knapp 200 Quadratmeter im «Hammer» zahlt man derzeit 4725 Franken). Der Kreisschulrat befand aber, das Geschäft sei zu wenig gut ausgearbeitet, und vor allem würden Alternativen fehlen. Man sprach von «Luxuslösung», «feudalsten Verhältnissen» und einer «sehr stolzen Summe für sehr grosszügige Räumlichkeiten». Also schickte das Schulparlament das Geschäft an die Exekutive zurück, mit dem Auftrag, es zu überarbeiten.
Der Kreisschulrat trifft sich heute Abend wieder (19.30 Uhr, Stäpfli-Schulhaus Aarau Rohr). Die neue Geschäftsstelle ist nicht auf der Traktandenliste. Dass auch ein halbes Jahr nach der Rückweisung noch kein neuer Antrag vorliegt und laut Hanspeter Thür die Kreisschule der Stadt eine Absage erteilt hat, erstaunt auf den ersten Blick. Doch offenbar ist die ganze Sache nun doch nicht so dringend. In einem Schreiben, das die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle um Gesamtleiter Remi Bürgi vor wenigen Wochen den Kreisschulräten verschickt haben, heisst es, man sei nach einer Auslegeordnung zum Schluss gekommen, mindestens bis Ende Schuljahr 2022/23 im «Hammer» zu bleiben.
Dazu hätten mehrere Gründe geführt. Offenbar fehlen auch die zeitlichen Ressourcen, um ein neues Geschäft für den Kreisschulrat auszuarbeiten. «Das Geschäft ‹Geschäftsstelle› ist für uns nicht prioritär», heisst es, man wolle derzeit lieber Zeit für dringlichere Projekte aufwenden. Unklar sei zudem, wie sich die geplante kantonsweite Abschaffung der Schulpflegen sowie die mögliche Überführung der Tagesstruktur-Organisation an die Kreisschule auf den Raumbedarf der Geschäftsstelle auswirken würden. Und: «Die Abklärungen für die neuen Standorte haben aufgezeigt, dass die Mietkosten gut das Doppelte betragen dürften. Angesichts dessen, dass der Gesamtaufwand der Kreisschule eher zunehmen wird, finden wir es nicht angebracht, jährliche Mehrkosten in der Höhe von 50'000 Franken für unsere Infrastruktur zu generieren. «Die Qualität unserer Arbeit leidet nicht unter den begrenzten Raumverhältnissen im Hammer. Wir kommen mit diesen zurecht.»
Gestern hat das Sekretariat der Kreisschule zudem mitgeteilt, dass Kreisschulpfleger Bernhard Grafe (FDP, Aarau) zurücktritt. Es ist bereits der zweite Rücktritt aus dem siebenköpfigen Gremium in diesem Jahr: Boris Meyer (FDP, Buchs) hatte sein Amt aus zeitlichen Gründen abgegeben, nachdem er einen neuen Job als Geschäftsführer angenommen hatte. An seiner Stelle wurde Salvatore Nunziata gewählt. Meyer war zuvor schon mehr als zehn Jahre Mitglied der Kreisschulpflege Buchs-Rohr gewesen. Der nun zurücktretende Bernhard Grafe, Ökonom mit Lehrerdiplom und in der Kreisschulpflege fürs Ressort Personal verantwortlich, wurde erst vor anderthalb Jahren gewählt. «Sein berufliches Vollzeitpensum lässt das anhaltend hohe Engagement für die Kreisschulpflege nicht mehr zu», heisst es in der gestern verschickten Mitteilung.
Der Kreisschulrat, der für die Wahl der Schulpfleger zuständig ist, werde «in den kommenden Wochen über das weitere Vorgehen zur Besetzung der Vakanz entscheiden». Läuft es wie beim letzten Mal, wird der Posten öffentlich ausgeschrieben. Melden können sich Personen aus beiden Gemeinden. Denn die Satzungen geben nur vor, dass die Verbandsgemeinden Anrecht auf je zwei Mitglieder in der Schulpflege haben. Das ist auch nach Grafes Abgang noch gegeben, weshalb sein Sitz nun sowohl an Aarau als auch an Buchs gehen kann. Die Bewerber werden von der Wahlkommission unter dem Buchser Gemeinderat und Kreisschulrat Anton Kleiber begutachtet, die Kommission gibt dann eine Empfehlung ab. An dem informellen und für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen «Infohöck», die der Kreisschulrat jeweils einige Tage vor der offiziellen Sitzung durchführt, können die Kreisschulratsmitglieder den Bewerbern Fragen stellen. Die eigentliche Wahl an der öffentlichen Kreisschulratssitzung ist dann primär noch Show.