Seit 20 Jahren greift das Forum Schlossplatz Themen aus Kunst, Kultur und Gesellschaft auf. Die Leiterin mag vor allem eine Bank.
Die Bank steht unter der alten, mächtigen Linde vor dem Haus zum Schlossgarten. Eine Bank, zusammengezimmert aus Abschrankungen, die man sonst für Baustellen verwendet. Nadine Schneider (47), Leiterin des Forum Schlossplatzes, mag diese Bank, weil sie damit eine Lebensweisheit verbindet: die Kunst des Wartens. Das Baukonstrukt zeige, wie vorübergehend, vergänglich dieser Zustand sei – wie das Leben selbst.
Die Kunst des Wartens. So hiess eine der Ausstellungen, die in der 20-jährigen Geschichte des Forum Schlossplatz stattgefunden hatte. 1994 wurde die Kulturinstitution in der altehrwürdigen Villa inmitten eines prächtigen Parks und neben dem Stadtmuseum Schlössli eröffnet. Dank einer Gruppe Kulturvisionäre, die in Aarau eine Kultur-Begegnungsstätte erschaffen wollte, und dank der Ortsbürgergemeinde Aarau: 1988 kaufte sie das Gebäude – ein im 18. Jahrhundert durch die Schultheissenfamilie Hunziker erstelltes Gartenhaus – und sanierte es aufwändig.
Jährlich finden im Forum Schlossplatz mehrere Ausstellungen mit Rahmenprogrammen statt. Ethnologische, soziologische Themen finden in den Räumen ebenso Platz wie gesellschaftliche oder kulturelle. So versteht sich das Haus als Ort des Austausches. Als Ort offener Diskussionen, Debatten, aber auch als Ort des Rückzuges, Innehaltens. «Unsere Ausstellungen sollen Denkanstösse vermitteln. Wir geben keine Antworten, sondern laden die Besucher ein, mit uns nach Antworten zu suchen», sagt Nadine Schneider.
Schlange im Garten
Mit Ausstellungen über Länder wie Iran, Weissrussland oder Eritrea ging das Forum Schlossplatz auf aktuelle Zeitfragen ein. Stets hätten diese Länder einen gesellschaftlichen oder politischen Bezug zu Aarau, dem Aargau oder der Schweiz hergestellt.
Die Kulturinstitution beleuchtete grosse, zeitlose Themen: «vom Staub», ‹‹Fremd und zu Hause in der Schweiz», «Kulturgüter Heute – für Morgen», «Angst». Bei letzterer Ausstellung hielt man eine Schlange im Haus. Sie entwischte und versetzte die Leute wortwörtlich in Angst und Schrecken. Bedeutende Schriftsteller, Malerinnen, Verleger, Fotografen erhielten bei der Kulturinstitution Raum. Durch sein Engagement hat sich das Forum Schlossplatz eine eigenständige Position in der Schweizer Kulturlandschaft verschafft. Nicht ohne Stolz zeigt Nadine Schneider auf den Representations-Saal. Hier würde der Stadtrat Aarau Gäste aus dem In- und Ausland empfangen.
20 Jahre – zu verlockend, um lediglich ins Archiv hinunter zu steigen und in der Vergangenheit zu forschen. Die Kulturinstitution wollte vielmehr Neuland betreten und gab dem jungen talentierten Schriftsteller Pino Dietiker aus Aarau eine Plattform, sich literarisch mit dem Thema Platz auseinanderzusetzen. Naheliegend für das Forum Schlossplatz: In seinem Namen kommt das Wort Platz zweimal vor, im «Schlossplatz» und im «Forum», das in der römischen Antike für den zentralen Platz eines Ortes stand. Auch da trafen sich Menschen, um sich geistig auszutauschen, wie es die Besucher im Forum Schlossplatz hoffentlich noch lange tun werden.
Morgen Sonntag, 14. September, zwischen 11 und 16.30 Uhr, feiert das Forum Schlossplatz sein 20-jähriges Bestehen mit einem Platzfest. www.forumschlossplatz.ch