Eliane Huber (18) hat diesen Sommer ihre Lehre als Ofenbauerin abgeschlossen – als einzige Frau. Warum eigentlich?
Es dürfte keine andere 18-Jährige in der Schweiz geben, die mehr Fotos von Öfen auf ihrem Handy hat als Eliane Huber. Die Begeisterung, mit der die frisch ausgelernte Ofenbauerin aus Obergösgen zeigt, was sie mit ihrem Team von Weber Ofenbau (Erlinsbach AG) geschaffen hat, ist ansteckend. Die Fotos seien nützlich, wenn sie gefragt werde, was sie arbeite, erzählt die junge Frau und lacht. «Ich baue Öfen, in die du Holz reintun kannst, damit es warm wird», erkläre sie jeweils. Immerhin: Unter «Ofenbauerin» können sich ihre Kolleginnen und Kollegen mehr vorstellen als unter «Hafnerin», was bis vor wenigen Jahren die offizielle Berufsbezeichnung war.
Ausbildungsbetriebe haben es schwer, Nachwuchs-Ofenbauer zu finden. Eliane Huber ist eine von nur 16 Lernenden, die dieses Jahr an der Berufsschule in Dagmersellen abgeschlossen haben – wenig überraschend ist sie die einzige Frau. Nächstes Jahr werden es insgesamt neun Absolventen sein, höchstens. «Es sind von Jahr zu Jahr weniger», sagt Eliane Huber bedauernd, «dabei ist dieser Beruf so vielseitig wie kaum ein anderer. Wir können zum Beispiel mauern, gipsen und Plättli legen.» Und: «Ofenbauer wird es immer irgendwie brauchen; die Leute hören nicht plötzlich auf, mit Holz zu heizen oder sich schöne Öfen in die Stube bauen zu lassen.»
Dabei war der Berufswunsch für Eliane Huber alles andere als klar. Sie schnupperte als Schreinerin, Hochbauzeichnerin, Behindertenbetreuerin. Zum Beruf Ofenbauerin kam sie letztlich durch Zufall: «An der Berufsmesse in Olten stand ganz einsam ein Stand, der hatte Kacheln ausgestellt. Das Material hat mich interessiert. Ich kam ins Gespräch mit dem Standbetreiber und durfte bei ihm eine Schnupperlehre machen.» Und doch habe sie hinterher «scho chli lang» überlegt, ob sie das wirklich schaffe. Denn es ist ein körperlich anstrengender Beruf.
«Mein Chef hat mir Mut gemacht. ‹Verbibääbelet› haben sie mich nicht, aber ich muss nicht gerade die allerschwersten Steine alleine herumschleppen.» Dabei gebe es schon Tage – wenn ein Cheminée abgebrochen und andernorts wieder aufgebaut werden muss – , an denen sie gesamthaft «ungelogen anderthalb Tonnen Material rumtrage – oder zwei Tonnen, wenns hochkommt». Unglaublich, dass Eliane Huber nach Feierabend auch noch leidenschaftliche Rettungsschwimmerin ist und ein bis zwei Mal pro Woche für internationale Wettkämpfe trainiert. Oder in der Damenriege Obergösgen turnt. «Es gibt aber schon Tage, da bewege ich mich nach Feierabend nicht mehr viel.»
Eliane Huber mag nicht nur das Grobe an ihrem Beruf («Wände rausschlagen ist toll»), sondern auch das Technische und das Kreative. Cheminéeöfen werden individuell nach Kundenwunsch designt. Kurz vor dem Gespräch mit der AZ hat sie ein altes Schwedenöfeli restauriert. Was macht sie am liebsten? Eliane Huber überlegt. «Es ist schon schön, wenn man einen Speicherofen selbstständig bauen kann, Stein um Stein, schön nach Plan. Und ihn dann, wenn das Finish gemacht ist, dem Kunden zu übergeben, macht Freude.»
Noch bis zum Wintereinbruch bleibt Eliane Huber in ihrem ehemaligen Lehrbetrieb. Dann zieht es sie für eine Saison nach Davos. Als Skilehrerin. «Ich wollte doch mal noch einen eher sozialen Beruf ausprobieren», sagt sie. Ob sie zurückkehrt? «Es gefällt mir immer noch», sagt sie und lacht. Auch ihr Chef sähe es wohl gerne, wenn sie wiederkäme: «Aus dem anfänglichen Sonnenschein ist in drei Jahren eine überzeugende Ofenbauerin geworden», betont Jürg Weber.