Das Gais Center feiert diese Woche seinen sechsten Geburtstag. Wieso das kein Grund zum Feiern ist und was sich in Zukunft ändern könnte.
Da feiert man Geburtstag, und niemand kommt. Ein Grund, sich zu überlegen, ob man vielleicht irgendetwas falsch gemacht hat. Und ganz generell eine triste Erfahrung.
Das Aarauer Gais Center ist sich das fast schon gewohnt. Das Einkaufszentrum im Torfeld-Süd-Quartier wird diese Woche sechs Jahre alt und hat es noch immer nicht geschafft, die shopping-willigen Aarauer in grosser Zahl in seine Hallen zu locken. Das lassen die Zahlen vermuten, welche die Gais-Center-Betreiberin Wincasa AG Mitte Mai veröffentlicht hat. Im Schnitt haben die zehn berücksichtigten, von Wincasa betriebenen Einkaufszentren gegenüber dem Vorjahresquartal noch einmal 1,8 Prozent an Umsatz verloren. Für das Gais Center selber gibt Wincasa keine Zahlen bekannt. Zentrumsmanager Beno Feuz sagte aber auf Anfrage, die Gais-Zahlen seien «leicht rückläufig». Kein gutes Zeichen für ein Einkaufszentrum, das schon in den Jahren zuvor mit Umsatzproblemen kämpfte.
Es haut irgendwie einfach nicht hin mit dem erträumten Shopping-Mekka hinter dem Bahnhof. Da nützte auch die Ende Dezember lancierte «Gais, Gais, Baby»-Werbekampagne nichts. Gais, um es im Werbeslang zu sagen, ist einfach nicht geil. Das Shopping-Center im Zentrum eines potenziellen Trendquartiers, das werden soll, aber eben noch nicht ist, wirkt wie ein grauer Riese, der irgendwie zu früh angekommen ist und sich jetzt die Zeit totschlägt in der Hoffnung, es werde bald alles anders.
Was aber fehlt dem Geburtstagskind zum Erfolg? Gais-Manager Beno Feuz macht die schwierige Lage im Detailhandel verantwortlich für die Flaute. Online-Shopping und Einkaufstourismus bereiten den einheimischen Zentren zusehends Sorgen. «Hinzu kommt, dass seit Juli 2013 Strassenbauarbeiten vor dem Gais Center die Zu- und Wegfahrt zum Teil erheblich beeinträchtigt und Kunden abgeschreckt haben.» Handkehrum nehme man die Entstehung des Quartiers «als positive Veränderung wahr» und sei zuversichtlich, «dass auch das Gais Center in Zukunft davon profitieren wird».
Vor Ort ist man weniger optimistisch. «Ich warte seit Jahren darauf, dass endlich alles besser wird», sagt David Anthony, der im Gais Center das «Sri Ganesh Continental Foods»-Lädeli betreibt. «Ich möchte schon lange jemanden einstellen, setze aber schlicht zu wenig um.» Anthony ist seit der Center-Eröffnung vor sechs Jahren im Gais, weiss aber nicht, wie lange er noch bleibt. «Die Rechnung geht nur sehr knapp auf.»
Unerfreut ist auch die ältere Dame, die vor einem geschlossenen Schuhgeschäft steht und gerade den handgeschriebenen Zettel an der Tür liest. «Aus Personalgründen heute von 12 bis 13.30 Uhr geschlossen», steht da. «Das Gais Center ist fast ein bisschen ‹vörig› hier draussen. Ich gehe viel lieber in der Stadt einkaufen», sagt die Seniorin. Ihr fehlt im Gais ein Schweizer Detailhändler, etwa eine Migros oder ein Coop. «Es ist fast unangenehm hier, weil man praktisch allein ist beim Einkaufen», ergänzt sie und schlendert weiter.
Seit die mit finanziellen Problemen kämpfende Modekette Blackout ihre Filiale im Gais geschlossen hat, steht eine weitere Ladenfläche leer. Und das obwohl die FIBA Real Estate AG, die das Center gebaut hat, ursprünglich davon ausging, dass spätestens im Herbst 2010 alle Verkaufsflächen vermietet sein würden. Wincasa schreibt auf seiner Homepage, freie Verkaufsflächen «an einem so zentralen Standort» seien «eine Seltenheit».
Und trotzdem: Es ist nach wie vor unklar, wer in die leerstehenden Ladenlokale einziehen wird. Man sei daran, die Flächen zu vermarkten, und prüfe, «welcher Mietermix für die Zukunft» passe, sagt Center-Manager Beno Feuz.