Suzanne Galliker spricht im Interview über die Probleme von Messen und die Notwendigkeit einer neuen Bewilligung in Aarau.
Suzanne Galliker: Die Uhren- und Schmuckmesse ist eine Fachmesse primär für Händler. Organisatorin ist die Messe Schweiz, die ganz anders funktioniert als wir privaten Veranstalter. Wir sind eine Gewerbemesse: für die Besucher eine Erlebnisveranstaltung und für die Aussteller ein Marketing- und Verkaufsinstrument.
Eine Messe an und für sich ist kein veraltetes Format. Doch wir Veranstalter müssen uns ständig anpassen – jedes Jahr. Zum Beispiel bei der Preispolitik. Leider haben wir im Moment einen etwas schlechten Groove, etwa wegen der Ereignisse rund um die Baselworld.
Das sind Veranstaltungen der Messe Schweiz, die eine andere Philosophie hat als wir. Sie hatten zudem im städtischen Raum mit einer viel grösseren Konkurrenz zu kämpfen.
Ich könnte problemlos 260 Aussteller haben. Aber dann habe ich viel mehr Verpflegungsstände, viel mehr Wein. Der Aussteller-Mix ist sehr wichtig: Wir wollen das Niveau mindestens halten. Das gelingt uns dank grosser Anstrengungen. Doch es ist nicht mehr so, dass wir, wie noch vor zwei Jahren, aus Platzmangel guten Ausstellern absagen müssen. Wir sind dieses Jahr praktisch ausgebucht.
Bis am kommenden Mittwoch, 14 Uhr, muss im Aarauer Schachen alles aufgestellt sein: Es ist für die Messeleiterin Suzanne Galliker (55) die 8. AMA, insgesamt die 43. Die Publikumsmesse ist ein Wirtschaftsfaktor. Alleine die Veranstalterin, die AMA Messe+Kongress AG, setzt pro Austragung deutlich über eine Million Franken um. Dazu kommen die Ausgaben der Aussteller – und natürlich die Käufe und Aufträge der Kunden. Im Gegensatz zu früher gehen letztere häufig erst in den Wochen nach der Ausstellung ein.
Natürlich – auch weil sie uns Besucher bringen. Bei der AMA sind wir zum Glück gut in der Region verankert.
40'000 Personen wären perfekt. Das hatten wir an der ersten Austragung im Schachen. Wir hätten insbesondere am Mittwoch und Donnerstag gerne etwas mehr Leute. Am Samstag und Sonntag sind die Frequenzen immer sehr hoch.
An der AMA wirtet die AMA – ausser im Buureland. Das hat ökonomische Gründe. Wegen des grossen Aufwandes rechnet sich das für einen Wirt alleine nicht. Da muss der Veranstalter helfen.
Wir stellen den Küchenchef und das gesamte Personal an. Leute aus der Region. Gastronomieleiter ist dieses Jahr neu Dominik Müller vom Alterszentrum Lindenhof Oftringen, das schon einige Jahre dabei ist. Das «Chalet», das wir 2018 hatten, gibt es nicht mehr. Dieses Jahr bauen wir in der Halle 3 ein sehr schönes Restaurant, die «Brasserie».
2011 fand die AMA letztmals in der Keba statt. Dann zog sie in den Schachen. Eine wichtige Rolle spielt dort die 2008 für 2,8 Millionen Franken erstellte Reithalle. Sie steht auf Land der Ortsbürgergemeinde (auf dem alten Schiessareal). Im Baurechtsvertrag für die Reithalle ist ausdrücklich festgehalten, dass die Innenräume der Halle und ihre unmittelbare Umgebung ausschliesslich für «equestrische, also pferdesportliche, Zwecke» zur Verfügung stehen. Der Stadtrat hat für die zweckfremde Nutzung durch die AMA bereits zwei Mal eine Ausnahmebewilligung erteilt. Zuerst für drei, dann für weitere fünf Jahre (bis 2019). 2013 erklärte der damalige Stadtrat Beat Blattner: «Die Bevölkerung hätte es nicht verstanden, wenn diese Traditionsmesse hätte wegziehen müssen.»
Hoffentlich. Denn wir haben einfach zu wenig Parkplätze. Das ist unser grosses Problem. Wir kommen mit den Behörden besser klar, wenn wir im Schachen weniger Autos haben. Darum investieren wir erhebliche Mittel in den öV, etwa den Gratis-Shuttle vom Bahnhof.
In der Vergangenheit war es so, dass ich dem Verein einen Mitgliederbeitrag zahlte und «aarau info» an der AMA einen Stand mietete. Praktisch ein Nullsummengeschäft. Jetzt haben wir eine Partnerschaft. «aarau info» macht nun unsere Infostelle – eine bessere Lösung kann es gar nicht geben.
Es ist nicht super, aber wir können leben davon. Nicht gehen würde es, wenn wir nur die AMA hätten. Es ist ein grosser Vorteil, dass der Wigra-Chef aus der Region stammt und ihm die AMA eine Herzensangelegenheit ist.
Wenn der Stadtrat die Bewilligung nicht verlängert, ist die AMA gestorben.
Ja, Anfang Februar.
Dann sind wir gestorben. Das ist ganz klar. Ich gehe nicht mehr auf die Suche nach einem anderen Gelände – weil es in der Region Aarau keines gibt.
Aarau würde dann auch zu den Städten gehören, die keine Publikumsmesse mehr haben. Das lokale Gewerbe würde Aufträge verlieren und die beiden Vereine, die Betreiber der Reithalle und der Pferderennbahn, regelmässige Mieteinnahmen. Es gibt im Raum Aarau wirklich keinen besseren Platz als den Schachen – auch wenn man uns da relativ viele Auflagen macht. Wir haben sie in der Vergangenheit stets eingehalten und gaben zu keinen Reklamationen Anlass. Ich wiederhole die Aussage vom letzten Jahr: Die AMA gehört nach Aarau.