Der Menziker Autor Hans Schaub stellt im «Huus 74» seinen sechsten Roman vor. «Mein Vater kam aus dem Reagenzglas» thematisiert die Leben zweier junger Menschen, die ohne Liebe und Zuwendung aufgewachsen sind. Eine erfundene Geschichte basierend auf Erlebtem.
Es ist eine furchtbare Vorstellung: Steckenbleiben im Lift. Über Stunden eingesperrt mit einer gänzlich unbekannten Person, wegen eines Stromausfalls in absoluter Dunkelheit.
Doch so furchtbar die ersten Momente sind, so spannend wird die Ausnahmesituation, so einmalig: Joel und Maya, beides junge Menschen mit schwierigen Familiengeschichten, erzählen sich aus ihren Leben, von Leid und Not, von Einsamkeit und vom Verlassensein, von Gewalt, von Verzweiflung und Mut.
Diese Geschichte ist erfunden – und ist es doch nicht ganz: Hans Schaub (77), seit 13 Jahren in Menziken daheim, hat sie geschrieben. «Mein Vater kam aus einem Reagenzglas» ist sein sechster Roman. Am 5. Mai feiert er im «Huus 74» in Menziken Vernissage.
Die Entstehungsgeschichte des neuesten Romans ist lang; vor vier Jahren hat Schaub die erste Version geschrieben. Einfach drauflos. Und als Experiment: Nahezu das gesamte Buch ist in direkter Rede gehalten. «Eine spannende, spontane und vor allem ergiebige Art des Erzählens», sagt Schaub. Es habe ihm ganz neue Möglichkeiten eröffnet, ihm viel mehr Freiheit gelassen.
Wenngleich Schaub die Situation einer Nacht im blockierten Lift nicht kennt, so kennt er doch Szenen aus dem Leben der beiden Protagonisten: die Erlebnisse mit überforderten, übergriffigen Eltern, mit Ämtern, mit Institutionen, die sich um das Auffangen Betroffener kümmern.
Schaub war lange Jahre lang Gemeinderat und Sozialvorstand in einer Zürcher Gemeinde. «Da habe ich viel gesehen und gehört, das nun schemenhaft in diese Geschichte mit eingeflossen ist.» Verschlüsselt und anonymisiert natürlich, Rückschlüsse seien keine möglich.
Schaub möchte, dass seine Leserinnen und Leser nach der letzten Seite gewisse Verhaltensweisen kritischer betrachten, empfindsamer reagieren. «Ich wünsche mir, dass sie mit offenen Augen durchs Leben gehen, sensibilisiert auf Missstände.»
Damit Geschichten über in Institutionen misshandelte Kinder und Erwachsene fortan der Vergangenheit angehören. Doch bei all dem Trübsal: Schaubs Roman fehlt auch eine romantische, versöhnliche Message nicht. «Es gibt ein Happy End», verspricht er.
Für ihn selbst habe das Schreiben ebenfalls etwas «Augenöffnerisches», sagt er: «Es ist meine Möglichkeit, Feststellungen kritisch zu hinterfragen und ein Verständnis für das Verhalten anderer Leute zu entwickeln.» Und dieses Schreiben macht ihm so viel Freude, dass er innert der 13 Jahre seit dem Verkauf seines Unternehmens nicht nur die sechs Romane, sondern auch den Ratgeber «Nachfolgeplanung im KMU» geschrieben hat. Er lacht. Wenn er mal angefangen habe, dann laufe es eben. «Wenn ich schreibe, dann hört der Tag nicht auf.»
Buchvernissage im «Huus 74» in Menziken am Donnerstag, 5. Mai, 19 Uhr. Anmeldung erwünscht (bis 2. Mai): schaub.hans@bluewin.ch oder 079 779 11 17