Aarau
Mehr Zirkus in Aarau: Warum das Festival «Cirqu» eine Chance sein könnte

Roman Müller schwebt in Aarau ein Festival vor, das nicht zu übersehen ist. Ein Festival für zeitgenössischen Zirkus soll sich in der Kantonshauptstadt etablieren. Das könnte für Aarau eine grosse Chance sein.

Nadja Rohner
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«Cirqu» zeigt zeitgenössischen Zirkus, etwa mit dem Stück «4×4 ephemeral architectures» von Gandini Juggling. ZVG/Bigfish

«Cirqu» zeigt zeitgenössischen Zirkus, etwa mit dem Stück «4×4 ephemeral architectures» von Gandini Juggling. ZVG/Bigfish

Baden macht es vor: Wenn in der Stadt das internationale Animationsfilm-Festival «Fantoche» oder das «Figura» stattfinden, dann ist das nicht zu übersehen.

Gross prangen die Plakat-Banner quer über der Bahnhofstrasse, die Stadt zieht mit. Die Badener kommen gwundrig schauen, die Welt ist aber auch zu Gast.

So etwas schwebt auch Roman Müller vor. Ein Festival für zeitgenössischen Zirkus soll sich in Aarau etablieren. Zwar ging Ende Juni die fünfte Runde Zirkus in der Alten Reithalle zu Ende. Aber erst seit 2015 läuft dieser unter dem Label «Cirqu», initiiert vom Künstler und Artisten Müller (Tr’espace) in Zusammenarbeit mit Peter-Jakob Kelting vom Theater Tuchlaube. Ab 2017 soll das Festival regelmässig alle zwei Jahre stattfinden.

Was soll der Zirkus?

Zirkus, das klingt nach Trapez, mitreissender Musik, blinkenden Lämpli und Pferdenummern. Aber das wäre der «traditionelle Zirkus», wie Müller es nennt.

Was zeitgenössischer Zirkus ist, das kann er aber nicht auf Anhieb erklären. Nüchtern betrachtet, handelt es sich um ein Zusammenkommen verschiedener Formen von Theater, Musik, Akrobatik, Tanz – und ein bisschen Magie.

Dieses Jahr zum Beispiel, da standen Jongleure, Balletttänzerinnen und die Argovia Philharmonics gemeinsam auf der Bühne.

«Das Programm beinhaltet Inszenierungen, die sich durch Eigenständigkeit und innovativen Charakter auszeichnen und im weitesten Sinne mit Zirkus verbunden sind; es wird eine grosse Spannweite unterschiedlicher Formate und Ästhetiken gezeigt», wirbt «Cirqu».

«Weit gereiste Bühnenstücke, die den neuen Zirkus überall auf der Welt geprägt haben, sind genauso Bestandteil des Programmes wie aktuelle Produktionen, die zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen sind.»

Für die Zuschauer ist das eine Wundertüte. «Man muss sich darauf einlassen können – stolpern kann man höchstens über die eigenen Erwartungen», sagt Roman Müller.

Dass «Cirqu» dieses Jahr schon 1400 Zuschauer hatte (letztes Jahr waren es noch 800), interpretiert er damit, dass das Vertrauen des Publikums gestiegen sei: «Sie wissen nicht genau, was sie erwartet – aber sie wissen: Es wird gut.»

Alte Reithalle ist «sensationell»

Müller, der ursprünglich «aus der Ecke Sarmenstorf» kommt, ist weit gereister Künstler und Artist. Dass er jemals selber ein Festival auf die Beine stellen würde, die Veranstalterseite und nicht nur die Künstlerseite kennen lernt, daran hätte er nie gedacht.

Aber dann stand er zum ersten Mal in der Alten Reithalle und wusste: Das ist der ideale Ort, um ein Festival wie «Cirqu›» aufzuziehen.

«Die Halle ist sensationell, und das Gelände rundherum grandios», sagt Müller, sprühend vor Begeisterung und noch ganz unter dem Eindruck des soeben zu Ende gegangenen Festivals.

Er plant nun, das Festival ab 2017 im Zwei-Jahres-Rhythmus durchzuführen, jeweils etwa 10 Tage lang. «Nicht öfter», sagt er, «ich will genug Zeit haben, die einzelnen Darbietungen auszusuchen und das Programm zusammenzustellen.»

Müller weiss: Mit seinem Festival könnte er eine echte Nische füllen. Denn noch gibts im deutschen Sprachraum nichts Vergleichbares. Zeitgenössischer Zirkus ist in Frankreich seit langem bekannt und breitet sich nun langsam aus. «Da entsteht eine unglaubliche Dynamik», ist Müller überzeugt.

Er wünscht sich nun, dass auch die Stadt Aarau die Chance erkennen möge, die sich hier biete, und das Festival unterstützt.

«Natürlich brauchen wir Geld», sagt Roman Müller, wobei es für die Finanzierungen auch Stiftungen oder etwa den Swisslos-Fonds gebe. «Aber schön wäre eben auch, die Stadt würde sich mit dem Festival identifizieren.»

Dazu fühlt der Festivalleiter viele Gespräche, da und dort, lässt sich extra viel Zeit dafür und vertraut darauf, die Menschen für seine Vision zu begeistern.

Er hat bereits etwas Erstaunliches erreicht: «2017 steht da hinten ein Zelt für 350 Personen», sagt er, und zeigt aufs Kasernengelände hinter der Reithalle. «Wir dürfen mit unseren Vorstellungen für mindestens fünf Tage auf den militärischen Teil des Geländes.»