Startseite
Aargau
Aarau
Mit einer Rodung nimmt die über 100 Millionen Franken teure Sanierung der Aarauer Telli-Blöcke nächste Woche Fahrt auf. Eine App hält die Bewohnerinnen und Bewohner auf dem Laufenden.
Zwischen den «Staumauern» an der Delfterstrasse und der Rütmattstrasse in der Aarauer Telli gräbt die Eniwa den halben Park um. Das ist nötig, weil die Wohnzeilen Telli B und C, beide an der Delfterstrasse und beide im Besitz der AXA, an die Fernwärme angeschlossen werden. Und das steht wiederum im Zusammenhang mit der anstehenden Sanierung der beiden Häuser: Tiefgaragen, Treppenhäuser, Lifte, Wohnungen, Fassaden, Gebäudehüllen werden neu gemacht. Ein Riesenprojekt für über 100 Millionen Franken; «eine der grössten energetischen Sanierungen der Schweiz», schreibt die AXA. In Zahlen: 581 Wohnungen, 700 Parkplätze. Die Fläche der Fassaden, die ausgetauscht werden, entspricht drei Fussballfeldern. 1800 Fassadenelemente, 1200 Türen, 9,5 Kilometer Balkongeländer. 16250 Tonnen Betonelemente müssen bewegt werden. Das Projekt ist so gigantisch, dass die Suche nach Baufirmen, die das stemmen können, nicht einfach war. «Die Schwierigkeit bestand darin, dass die Unternehmen die nötige Anzahl Mitarbeitende für die entsprechende Zeit haben müssen, und dass wir die Firmen in der Region finden können», so AXA-Sprecher Urban Henzirohs.
Nächste Woche gehen die Vorbereitungsarbeiten los: Der Bereich zwischen Delfterstrasse und Neuenburgerstrasse wird gerodet, weil dort die Tiefgarage unter dem Park liegt, deren Decke saniert werden muss. Die eigentlichen Sanierungsarbeiten starten im Frühling und dauern bis im Sommer 2023.
Diese Woche wurden die Bewohner nochmals umfassend darüber informiert, was sie erwartet. Man kann der AXA und der Verwaltung Wincasa zugutehalten, dass sie sich in diesem Bereich nicht lumpen lassen. Die Kommunikationsaktivitäten wurden hochgefahren, es gibs Infoabende und Hochglanzbroschüren zum Umbau, zweimal pro Woche ein «Mieter-Café» in der eingerichteten Musterwohnung (anwesend sind neben der Verwaltung auch Sozialarbeiter), neu ist zudem eine «Crossiety»-App mit den allerneusten Infos zum Umbau zum Download bereit.
Im Gegensatz zu anderen Projekten gab es keine Leerkündigungen: Die Mieter können während der Sanierung in ihren Wohnungen bleiben. Nur während etwa acht bis zehn Tagen müssen sie raus; dann nämlich, wenn die Fassaden abgebrochen werden und Lüftungen eingebaut werden. Die Möbel bleiben drin, Logistiker rücken sie zur Seite; Wertsachen können die Mieter derweil einlagern.
Von Familien und fitten Bewohnern wird zwar Mithilfe erwartet, wer aber Unterstützung beim Packen braucht, bekommt sie. Die Lifte sind während sechs bis zehn Wochen nicht benutzbar. Die AXA erhebt derzeit, welchen Mietern es nicht zumutbar ist, die Treppe oder den Lift im Nachbarhaus (es bestehen Verbindungsgänge) zu nehmen. «Wir unterstützen die Mieterschaft mit diversen Services», sagt Henzirohs. Zum Beispiel: Einkäufe tragen. Wer unbedingt einen Lift braucht, kann eine Ersatzwohnung im Haus beanspruchen. Die AXA übernimmt alle Kosten, die den Mietern durch die Sanierung entstehen (Zügelunternehmen fürs Möbelrücken, Hotel wenn nötig, etc.).
Aufgrund der Immissionen können die Bewohner mit einer Mietreduktionen rechnen: «Diese bewegt sich voraussichtlich im Rahmen einer Monatsmiete, kann aber je nach Ablauf der Arbeiten und individuellen Einschränkungen variieren und auch höher ausfallen», sagt AXA-Sprecher Urban Henzirohs.
Nach der Sanierung steigen die Mieten. «In erster Linie wollte man die Mieterstruktur erhalten und den Mieterinnen und Mietern ermöglichen, in ihrer Wohnung zu bleiben. Auf der anderen Seite stehen natürlich die Versicherten der AXA, deren Vorsorgegeld unter anderem in die Telli investiert ist und die eine entsprechende Rendite für die Verzinsung ihrer Guthaben erwarten. Insofern musste man die richtige Balance zwischen Rendite und Mieterverträglichkeit finden.»