Unterentfelden
Marion Fischer und Barbara Herzog kämpfen für die Tempo-30-Vorlage

Die beiden Frauen haben massgebenden Anteil daran, dass eine Ausweitung des Tempo-30-Bereichs zum Entscheid ansteht. Die Chancen, dass das Warten am 3. Dezember ein Ende hat, scheinen gut zu stehen.

Ueli Wild
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Marion Fischer (links) und Barbara Herzog-Lipp – hier auf der Quellmattstrasse – sind die treibenden Kräfte für Tempo 30.

Marion Fischer (links) und Barbara Herzog-Lipp – hier auf der Quellmattstrasse – sind die treibenden Kräfte für Tempo 30.

Ueli Wild

Sollte an der Gemeindeversammlung vom 3. Dezember der 44 000-Franken-Kredit für die Einführung von Tempo 30 auf allen Gemeindestrassen mit Ausnahme der Suhrenmattstrasse scheitern, wären Barbara Herzog und Marion Fischer sehr enttäuscht. Die beiden haben massgebenden Anteil daran, dass eine Ausweitung des Tempo-30-Bereichs zum Entscheid ansteht. Sie hoffen denn auch, möglichst viele Tempo-30-Befürworter an die Gmeind zu bringen. «Auch solche», wie Barbara Herzog sagt, «die vielleicht nicht so häufig hingehen.»

Marion Fischer wohnt seit zehn Jahren in Unterentfelden. Und sie hat sich immer gefragt, weshalb man hier noch 50 km/h fahren darf. Sie weiss, dass Tempo 30 vor 15 Jahren an der Gmeind gutgeheissen, an der Urne dann aber verworfen wurde. Immerhin: 2012 wurde im Bereich Schule eine recht grosse Tempo-30-Zone eingeführt. An der Sommergmeind 2017 fragte ein Stimmberechtigter beim Gemeinderat an, ob eine Erweiterung geplant sei. «Da haben wir uns eingeklinkt», sagt Marion Fischer, «und nach reger Diskussion total spontan einen Überweisungsantrag gestellt, der jedoch – nicht unerwartet – abgelehnt wurde.» Trotzdem wurde klar, dass das Anliegen im Dorf über einen grossen Rückhalt verfügte. «Im Anschluss an die Gmeind», so Fischer, «tauschten wir Adressen aus und vereinbarten eine erste Sitzung.»

Die parteiunabhängige Gruppe initiativer Familien ohne starre Strukturen, die sich in der Folge bildete, arbeitete von Anfang an eng mit dem Gemeinderat zusammen. Marion Fischer erinnert sich: «Ich ging damals zu Gemeindeschreiberin Susi Campadelli, um mich zu informieren.» Von ihr erfuhr Fischer, dass der Gemeinderat im Anschluss an die Gemeindeversammlung noch mal diskutiert hatte. Ergebnis: Der Gemeinderat wollte die Ausweitung von Tempo 30 vorerst nicht priorisieren. Mit einer Umfrage tasteten die Befürworter deshalb erst einmal ab, wie gross ihr Rückhalt im Dorf wirklich war. Innert kürzester Zeit waren 100 Gleichgesinnte gefunden.

Ausgereiftes Konzept vorgelegt

Die Gemeinderatswahl vom Herbst 2017 wartete die Gruppe noch ab. Anfang dieses Jahres suchte sie dann das Gespräch mit Ammann Heinz Lüscher und dem neuen Gemeinderat und Ressortverantwortlichen Alfred Stiner. Und sie stiess auf offene Ohren: Die beiden versprachen, das Ganze dem Gemeinderat zu unterbreiten. Seit April 2018 wissen Marion Fischer und Barbara Herzog, dass Tempo 30 für die Wintergmeind traktandiert wird. Und dass die Vorlage vollumfänglich dem entspricht, was sie sich wünschen. Dass die Idee gut aufgenommen wurde, hatte, wie Barbara Herzog sagt, im Wesentlichen zwei Gründe. Erstens: «Wir durften ein Konzept präsentieren, das schon sehr ausgereift war – mit Fakten, Zahlen und Vorschlägen, die einer Prüfung standhalten.» Das hatte damit zu tun, dass die Gruppe von einem Verkehrsingenieur beraten wurde: von Stefan Ballmer vom Aarauer Ingenieurbüro Ballmer + Partner. Seine Adresse hatte Susi Campadelli Marion Fischer gegeben. Ballmer arbeitete gratis ein Konzept aus, das man dem Gemeinderat präsentieren konnte. Selber in Unterentfelden wohnhaft, verstand Ballmer diesen Beitrag als Freiwilligenarbeit.

Etwas Zweites war dem Anliegen der Gruppe ebenfalls förderlich: «Die Kosten bei der Einführung von Tempo 30 sind heute», wie Barbara Herzog feststellt, «bedeutend geringer als vor 15 Jahren, als noch andere Vorschriften galten.» Konkret: In Tempo-30-Zonen sind bauliche Massnahmen nur noch erforderlich, wenn die Geschwindigkeit nicht eingehalten wird. «In Entfelden», so Herzog, «erhalten wir also entspannte Tempo-30-Zonen – ohne Hürdenlauf für Auto- und Velofahrer.» Sie schätze Schikanen auch nicht, sagt sie und lacht. «So gesehen, muss ich fast sagen: Gut, haben wir so lange zugewartet.»

Keine Opposition wahrnehmbar

Die Chancen, dass das Warten am 3. Dezember ein Ende hat, scheinen gut zu stehen. Eine organisierte Opposition zumindest ist in Unterentfelden offenbar nicht wahrnehmbar. Für Marion Fischer ist allerdings klar: «Es gibt immer noch Leute, die dagegen sind. Wir haben bis jetzt aber keine Gruppierung ausgemacht, die für ein Nein mobilisieren würde.» Manche hätten noch nicht realisiert, «dass wir nicht wieder Hindernisse auf die Strasse stellen wollen», fügt Barbara Herzog an. Auch dass die Hauptstrasse als Kantonsstrasse vom Tempo-30-Regime ausgenommen werde, sei offenbar noch nicht überall angekommen.

Marion Fischer ist zuversichtlich. Auch weil es in Unterentfelden schon eine grosse Tempo-30-Zone gibt und man auf vielen kleinen Quartierstrassen gar nicht schneller fahren kann. Im Grund gehe es nur um drei vier, längere Strassen, die wirklich betroffen seien. Und für eine Ausweitung von Tempo 30 spricht in Fischers Augen vieles: «Es gibt mehr Verkehrssicherheit, Wohnqualität und Standortattraktivität des Dorfs.» Barbara Herzog sieht es ähnlich: «Die Wohnqualität nimmt zu. Es gibt weniger Lärm, weniger Verkehrsemissionen. Wenn konstant 30 km/h gefahren wird, ohne ‹stop and go›, haben wir eine beruhigte Wohnzone.»