Aarau
«Lokalbericht»: Burgers Erstling kommt auf die Bühne

Am 22. Oktober erscheint der im Nachlass aufgefundene Roman «Lokalbericht» von Hermann Burger (1942–1989). Im Theater Tuchlaube ist eine Theaterfassung von Robert Hunger-Bühler zu sehen.

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Das Theater Tuchlaube in Aarau.

Das Theater Tuchlaube in Aarau.

az

Ein heisser Tag Anfang Juli. Während die Stadt sich für das Fest der Feste, den Aarauer Maienzug, rüstet, hofft der Maturand Georg Frischknecht, das Mädchen seiner Träume bezirzen zu können. In seinem bisher unveröffentlichten Roman «Lokalbericht» verwebt Hermann Burger eine schrille Gesellschaftssatire mit einer berührenden Coming- of-Age-Geschichte.

Der 1953 geborene Schauspieler und Regisseur Robert Hunger-Bühler, 2015 mit dem Schweizer Theaterpreis und 2016 mit einem Werkbeitrag des Aargauer Kuratoriums ausgezeichnet, inszeniert den Text als Vier-Personen-Stück. Die Theaterfassung des Romans entwirft ein wortmächtiges und ironisch abgefedertes Panorama einer mittelländischen Kleinstadt, einer Art Seldwyla um die Mitte des letzten Jahrhunderts.

Uraufführung am 22. Oktober

Die Bühnenversion von «Lokalbericht» ist eine Produktion von Kollektiv-20-14 in Koproduktion mit dem Theater Tuchlaube. Die Aufführung steht im Zusammenhang mit den Ausstellungen im Forum Schlossplatz und im Stadtmuseum, die sich aus unterschiedlicher Perspektive dem Roman annähern (Vernissage 21. Oktober). Gespielt wird das Stück in der Tuchlaube an folgenden Daten: 22.10., 20.15 Uhr (Uraufführung); 26.10, 20.15 Uhr (19.30 Uhr: Einführung durch den Germanisten Simon Zumsteg); 28.10., 20.15 Uhr (anschliessend Publikumsgespräch); 29.10., 20.15 Uhr; 30.10., 17 Uhr; 1. 11., 20.15 Uhr. Vorverkauf/Reservationen: www.tuchlaube.ch und aarau info, Metzgergasse 2, 062 834 10 34. (az)

Hauptfigur des Textes ist Burgers Alter Ego, der Maturand Günter Frischknecht. Über ihn kursiert ein Gerücht, das sich wie ein Lauffeuer verbreitet: Er schreibe, und zwar Literatur. Unglücklich verliebt, stellt Frischknecht der Kleinstadtschönheit Isabelle von Arx nach und erlebt am traditionellen Maienzug, der auf einer zweiten Ebene in den Mittelpunkt der Handlung rückt, sein amouröses Waterloo.

Porträt der Spiessbürgerlichkeit

In der Beschreibung des Festes von der «Wetterkonferenz» auf der Zinne bei der Stadtkirche bis hin zum Bankett der Honoratioren und dem paramilitärischen Nachspielen einer historischen Schlacht durch die pubertierenden Schülerkadetten lässt Burger mit spitzer Feder und einer gehörigen Portion Humor ein beinahe Breughelsches Panorama der Spiessbürgerlichkeit lebendig werden. Günter Frischknecht wiederum stürzt sich voll bitterer Melancholie in den Festtrubel. Auf der Maienzug-Chilbi schliesslich erlebt er im Zelt des Magiers Pelligrini eine rauschhafte Apotheose der Selbstauflösung.

Robert Hunger-Bühler, selber in Aarau aufgewachsen, wird die Produktion als Regisseur zusammen mit Sarah Bellin mit einem Ensemble realisieren, in dem sich Schauspieler unterschiedlicher Generationen gegenüberstehen.

Parallel zu den Aufführungen im Theater Tuchlaube widmen das Forum Schlossplatz und das Stadtmuseum Aarau dem «Lokalbericht» eine Doppel-Ausstellung. Während das Forum Burgers literarisches Handwerk ins Zentrum stellt, führt der Ausstellungsteil im Stadtmuseum in den historischen Schauplatz des Romans zurück: ins Aarau der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre. (az)