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Trotz viel Kritik sagen Parteien und Verbände Ja zum S-Bahn-Konzept 2016-2021. Der Planungsverband Region Aarau ist jedoch alles andere als zufrieden. Dieser möchte, dass in der Kantonshauptstadt mehr Schnellzüge halten.
Mit selten scharfer Kritik fährt der Planungsverband der Region Aarau der Regierung und den SBB an den Karren. Die Anhörung zum S-Bahn-Konzept 2016–2021 kommt dem Verband wie gerufen, um seinen Fahrplan-Frust loszuwerden.
Drei politische Vorstösse nützten bisher wenig: Die als Druckmittel eingesetzte Einsprache gegen den Eppenbergtunnel ist hängig, die Petition an die SBB und das Postulat von FDP-Grossrat Lukas Pfisterer zeigten kaum Wirkung.
«Höchst ungenügend» seien die Antworten von SBB-CEO Andreas Meyer und von Baudirektor Stephan Attiger. Denn Aarau hat ein spezielles Problem: zu viele S-Bahnen.
Hub in Olten statt in Aarau
Das Konzept mit künftig stündlich sechs bis sieben S-Bahnen Aarau–Olten sei «eine Kapitulation vor der Verweigerung der SBB für mehr Schnellzughalte in der Hauptstadt des viertgrössten Kantons». Aarau würde gern auf zwei bis drei S-Bahnen stündlich verzichten und diese durch Schnellzughalte ersetzen. Der geplante Hub in Olten sei unattraktiv.
Das Überangebot an S-Bahnen substituiere den Fernverkehr – und bestrafe die Region zusätzlich finanziell. Aarau müsste «absolut unangemessen und unverhältnismässig» zusätzlich 230 000 Franken Abgeltung jährlich bezahlen – zu den schon heute zu hohen 4,1 Millionen Franken.
Der Planungsverband fordert, die ungerechte Verteilformel sei zu überarbeiten. Beim Regio-Express Wettingen–Olten müsse sich der Kanton Solothurn finanziell beteiligen. Trotz ihrer Kritik kommen die Aarauer zum Schluss, für die übrigen S-Bahnen sei der Ausbau «zur Förderung des öV absolut notwendig».
Direktzüge sind überall wichtig
Die Planungsverbände aus Baden, Brugg, Fricktal, Zofingen und Zurzach schickten positive Signale nach Aarau, mit Ausnahme der Freiämter Verbände. Diese reklamieren, es gebe zu viele Regionalzüge auf der Linie Hendschiken–Muri. Das wichtigste Anliegen von Direktzügen nach Aarau, Zürich und Zug werde durch den S-Bahn-Ausbau eher eingeschränkt.
Von den Parteien äussern sich die Grünliberalen zum Fernverkehr und fordern, die Halte in Aarau, Baden und Lenzburg müssten bleiben, das Freiamt und das Fricktal besser angebunden werden. Die BDP sieht für «das Freiamt und die Region Zofingen deutliche Verbesserungen». Der Halbstundentakt der S3 Aarau–Zürich sei für viele Pendler wichtig.
Das grösste Ausbau-Konzept der S-Bahnen im Aargau sieht Verbesserungen auf den Halbstundentakt ab 2016 bis 2021 vor. Für die S3 Aarau-Zürich wird damit eine alte Forderung des Aargaus erfüllt. Besser wird der Takt auf den Strecken Zofingen-Aarau, Zofingen-Lenzburg, ebenso für die Verbindungen ins Freiamt und ins Zurzibiet. Zudem ist eine neue S-Bahn von Muri zum Campus Brugg-Windisch geplant. Der Ausbau kostet 163 Mio. Franken, 69 Millionen gehen für Substanzerhalt zulasten der SBB. Von den verbleibenden 94 Millionen berappt der Aargau die Hälfte: 40 Mio. Franken mit dem Grosskredit, rund 7 Millionen Franken die Gemeinden. Mit dem Vierspur-Ausbau Aarau-Olten (Eppenbergtunnel) investieren die SBB im Raum Aargau-Solothurn 1,1 Milliarden Franken. (Lü.)
Sicherheit wichtiger als Takt
Auch die SVP begrüsst Konzept und Grosskredit (siehe Box) grundsätzlich, findet aber, der Taktfahrplan dürfe nicht das Mass aller Dinge sein. Richtung Bund und SBB schickt die grösste Partei eine geballte Ladung Kritik: Unterhalt des Netzes vernachlässigt, 1,8 Milliarden Franken Nachholbedarf, Bahnunfälle mit Verletzten und Todesopfern, Bürokratie der SBB-Infrastruktur.
Statt den Fahrplan zu verdichten, müssten das Bundesamt für Verkehr und die SBB ihre Hausaufgaben machen.
Die FDP ist im Prinzip einverstanden mit dem Konzept und dem Grosskredit, will aber von der Regierung mehr Informationen über die Frequenzen pro Zeiteinheit. Um zu sehen, ob ein dichter Takt sinnvoll sei.
Auch der Aargauische Gewerbeverband (AGV) erwartet zu diesem Thema mehr Auskunft in der Botschaft ans Parlament. Für die zusätzlichen S-Bahnen müsse man die Buslinien ergänzen und die Anschlüsse sichern, betonen FDP und AGV.
Grüne wollen teurere Mobilität
Das duale System in der Verkehrspolitik sei gescheitert, man dürfe die Strassen und den öffentlichen Verkehr nicht gleichzeitig ausbauen, schreiben die Grünen. Sonst nehme der übermässige Verbrauch von Boden laufend zu. Der öffentliche Verkehr sei zu fördern und die Mobilität zu verteuern.
Die SP bedauert, dass wegen fehlender Kapazitäten keine weiteren Verbesserungen im Regionalverkehr möglich seien. Für die CVP ist es wichtig, dass erste Verbesserungen schon im Dezember 2017 realisiert werden. Mit Überzeugung ist die EVP bei der Sache, weil «der öffentliche Verkehr viel energieeffizienter ist und weniger Land beansprucht».