In Küttigen gibt der Sportplatz Ritzer zu reden. Genauer: das geplante neue Garderobengebäude. Es ist nötig, weil das alte Gebäude erstens viel zu klein ist für den stark gewachsenen FC Küttigen und zweitens in marodem Zustand. Schon im Frühling 2016 wurde ein konkretes Projekt für einen Neubau vorgestellt, es trägt den sinnigen Namen «Halbzeit». Mittlerweile ist man allerdings schon deutlich in der Nachspielzeit – und noch immer ist von der Garderobe nichts zu sehen. Mehr noch: Der ursprünglich für die Wintergmeind 2017 angesagte Verpflichtungskreditantrag wird nun doch erst 2019 vor die Stimmbürger kommen.
Das habe mehrere Gründe, sagt Gemeindeammann Tobias Leuthard. Erstens sei da seit Anfang Jahr die Frage gewesen, ob der Aargauer Turnverband im Gebiet Ritzer ein Turnzentrum errichten wolle. Erst letzte Woche war bekannt geworden, dass es nun doch in Lenzburg gebaut wird (AZ berichtete).
Leuthard lässt durchblicken, dass der Gemeinderat darüber nicht ganz unglücklich ist – man sei dem Projekt ambivalent gegenübergestanden. «Zwar wäre Synergiepotenzial vorhanden gewesen, aber insbesondere die Erschliessung und die ortsplanerische Einpassung wären schwierig geworden.»
Zweitens überlege man nun, ob man den bestehenden Schutzraum (Zivilschutzkeller) unter dem Gemeindehaus «Auf Stock» sanieren soll, was etwa 1,2 Mio. Franken kosten würde – oder ob es doch mehr Sinn macht, einen Teil des neuen Garderobengebäudes zu unterkellern und dort die notwendigen Schutzräumlichkeiten zu erstellen.
Drittens, so Leuthard weiter, hätten insbesondere die Ortsparteien und die Finanzkommission gefordert, dass die detaillierte Betriebskostenaufstellung und die Nutzungsreglemente als Entscheidungsgrundlage für den Baukredit bereits bereit liegen müssten. Der Gemeinderat hält ausserdem fest, dass das Garderobengebäude nicht nur durch den FC genutzt werden soll, sondern auch von weiteren Institutionen und Privaten gemietet werden kann.
Viertens sei die Vereinbarung mit dem FC bezüglich Nutzungsgebühren und Beteiligung an den Baukosten noch nicht in trockenen Tüchern, erklärt der Gemeindeammann. Bislang war davon die Rede gewesen, dass von den rund 3,3 Mio. Franken für den Neubau je 250'000 vom FC Küttigen und vom Swisslos-Fonds kommen.
Der Gemeinderat – der nach wie vor betont, man werde sich bemühen, die Kosten auf 3 Mio. Franken zu reduzieren – sähe es jedoch gerne, wenn der FC Küttigen einen höheren Betrag beisteuern würde. «Der FC hat sich nach intensiven vereinsinternen Diskussionen schliesslich zur Decke gestreckt und dem Gemeinderat unterbreitet, den Betrag auf 275'000 Franken zu erhöhen sowie für den Gastro-Bereich alles Mobiliar im Gegenwert von rund 25'000 Franken mit einzubringen», teilt der Verein mit.
Der Verein hat kürzlich ein umfangreiches Statement zur Sache verfasst und im Dorf gestreut. Offenbar will man damit den Projekt-Gegnern begegnen, welche die Kosten für zu hoch halten und der Gemeinde vorwerfen, den FC gegenüber anderen Vereinen bevorzugt zu behandeln. In der Stellungnahme steht auch, dass sich der FC bereit erklärt hat, einen Drittel der jährlichen Betriebskosten, maximal 18'000 Franken, zu bezahlen. «Dies entspricht 10 Prozent des kompletten Vereinsbudgets und es wird wohl kein anderer Verein im Dorf 10 Prozent seines Budgets für Betrieb und Unterhalt aufwenden.»Der Gemeinderat, so heisst es aber auch im Schreiben, fordere nun jedoch mindestens einen Beitrag von 300'000 Franken an die Baukosten und jährlich rund 25'000 Franken an die Betriebskosten. Darüber zeigt sich der FC gar nicht erfreut. Ammann Tobias Leuthard betont in diesem Zusammenhang, man werde vom Verein nichts verlangen, was dieser nicht stemmen könne.
Insgesamt bemängelt der FC das Vorgehen der Gemeinde. «Es wurden seitens Gemeinderat plötzlich und kurzfristig höhere Anforderungen an den FC gestellt sowie zu klärende Punkte ins Feld geführt, welche entweder nicht unmittelbar vor dem Verpflichtungskredit en détail zu klären sind (das Nutzungsreglement kann auch vor Inbetriebnahme noch finalisiert werden) oder aber schon längst hätten geklärt werden müssen (öffentlicher Schutzraum).»
Der Gemeindeammann räumt ein, dass in der Kommunikation nicht immer alles optimal gelaufen sei: «Ich kann diese Kritik nachvollziehen und entgegennehmen.» Namens der Behörden betont Tobias Leuthard: «Der Gemeinderat bedauert die weitere Verzögerung des Projektes und ist sich der teilweise desolaten infrastrukturellen Situation auf dem Ritzer bewusst. Wir werden das Projekt nun möglichst rasch vorantreiben, damit wir den Verpflichtungskredit beantragen und bald mit dem Bau beginnen können.»