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Am kommenden Wochenende finden in Aarau die ökumenischen Kirchentage statt. Pfarrerin Dagmar Bujack erklärt im Gespräch mit der az, wie das Projekt zustandekam und was die Besucher erwarten dürfen.
Dagmar Bujack: Es gibt eine Art ökumenischen Konvent, den Aarauer Allianz-Konvent – eine Gruppe, die sich seit Jahren trifft und alle zwei, drei Jahre eine gemeinsame grössere Veranstaltung aufgleist. In diesem Konvent sind die Kirchgemeinden dabei, die nun mitmachen. Es gibt auch Freikirchen, die nicht zu diesem Konvent gehören. Bei diesen haben wir früher auch schon mal angeklopft, doch die sagten dann: «Da bleiben wir eher draussen.»
Nein. Die Aarauer Kirchentage sind die Nachfolgeveranstaltung von «Aarau liest die Bibel», die wir dreimal durchgeführt haben. Wir wollten das Ganze nun ein wenig offener gestalten und kompakter machen – dass sich das Ganze nicht mehr über mehrere Wochen erstreckt, wie das früher der Fall war, sondern über zwei, drei Tage.
... Ja, wir lehnen uns an Lukas 14 an, aber wir nehmen den Text nicht wortwörtlich. Es geht um die Gastfreundschaft in dem Sinn, dass wir, die verschiedenen Konfessionen, uns einmal sagen: Wir müssen gegenseitig lernen voneinander, einander gastfreundlich auf- und wahrnehmen. Wir Konfessionen führen ja derart ein Eigenleben, dass es für uns wichtig ist, gegenseitig mal die Türen aufzumachen – das Gemeinsame zu betonen. Freundschaften entstehen nicht nur, aber auch durch Begegnung und Abbau von Berührungsängsten. Daher gibt es auch einen Tag der offenen Tür bei der neuapostolischen Gemeinde. Und es gibt auch eine Führung quer durch alle beteiligten Gemeinden in der Stadt.
Ein Mann lädt zahlreiche Gäste zu einem Festmahl ein. Doch dem Diener, der die Einladung überbringt, geben alle einen Korb. Der Diener kehrt mit diesem Bescheid
zurück. Da wird sein Herr zornig. Er schickt ihn wieder in die Stadt, auf dass er die Armen, die Krüppel, die Blinden und die Lahmen von der Strasse hole. Da das Haus noch immer nicht voll ist, muss der Diener weitere Menschen auf den Landstrassen ansprechen. Der Herr aber sagt: «Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen.» (UW)
Wir rufen den Leuten zu: «Kommt und geniesst! Geniesst die Gemeinschaft, das gemeinsame Essen!» Das steht auch in dem Gleichnis vom grossen Gastmahl. Da geht es um das Geniessen im Reich Gottes. Heisst: zusammen sein, gemeinsam feiern. Für jene, die nicht kommen, gilt ein Stück weit: Ich lasse jedem Menschen auch seine Eigenverantwortung. Ich muss akzeptieren, dass einer kommen will und der andere nicht. Aber die Einladung an sich steht.
Eine solche hat in dem Sinn mitgeschwungen, dass wir vor dem Hintergrund dieser ganzen Grosswetterlage – Flüchtlingsbewegungen, Migration, Asyl – auf das Thema gekommen sind, letztes Jahr, als das ganz brisant war. Es stellt sich die Frage: Was bedeutet es, christlich gesehen, Gastfreundschaft zu üben? Sicher wird diese Frage auch in den Tischreden auf die
eine oder andere Art angesprochen.
Genau, es wird ein feines dreigängiges Essen in der Kirche geben. Wir schaffen die Stühle auf die Seite und dann wird gedeckt. Zudem gibt es Musik. Natürlich sind wir nicht so reich, dass wir alles umsonst machen können. Wir werden eine Kollekte erheben.
Ein professioneller Anbieter, der «Schützen». Wir haben Offerten eingeholt, und am Schluss wars eben der. Alle Mitarbeitenden der beteiligten Gemeinden werden auf dem Platz sein und die Gäste bedienen. Am Samstagmittag sind es dann ganz andere Gruppen, die für das Essen auf dem Kirchplatz sorgen: die philippinische Gemeinschaft der katholischen Pfarrei, die Heks-Gartenfrauen und die arabische Gemeinde der Methodisten.
An den Aarauer Kirchentagen (16.–18. 9.) beteiligen sich die Reformierte Kirchgemeinde, die Pfarrei Peter und Paul, die Christkatholische Kirchgemeinde, die Minoritätsgemeinde, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Heilsarmee, die Neuapostolische Kirche und das Theologisch-diakonische Seminar. Am Freitag steht das grosse Gastmahl (Stadtkirche, 19 Uhr) im Zentrum, am Samstag die lange Nacht der Kirchen und am Sonntag der ökumenische Bettagsgottesdienst (Kirche Peter und Paul, 10 Uhr). Infos auf den Websites der einzelnen Gemeinden. (UW)
Ja, auch vom Gedanken her, dass das gemeinsame Essen – sich gegenseitig gastfreundlich begegnen, zusammen an einem Tisch sitzen – etwas Wichtiges
im christlichen Sinn ist.
Wir alle vom Team haben gesagt: «Das ist ein Versuch. Wir probieren das und schauen mal, wie unsere Gemeindeglieder reagieren.» Es ist uns bewusst, dass es hier nicht einfach ist, die Gemeindeglieder zu mobilisieren. Beim Gastmahl werden wir etwas über hundert Leute sein. Vielleicht kommen auch ein paar mehr. Bei den zehn Ateliers am Samstag ist es schwierig abzuschätzen, wie viele Leute da kommen werden. Sicher wird sich das Ganze stark verteilen. Am Sonntag ist Bettag. Das ist dann wieder traditionell. Und die vier Chöre singen seit Jahren am Bettag.
In Österreich lief das sehr gut. So haben sich bei uns Mitarbeitende der Landeskirchen gesagt: «Das probieren wir auch.» Wir wollen zeigen, dass wir nicht verstaubt, sondern offen sind, dass es bei uns auch sehr lebendig zugehen kann. So war für uns klar: Die lange Nacht der Kirchen bauen wir ein in unser Programm. Und hier in Aarau sind, anders als sonst im Kanton, nicht nur die Landeskirchen, sondern alle acht Gemeinden dabei, die auch am Kirchentag mitmachen.
Impressionen vom Stadtkirchenfest Aarau im Sommer 2012:
Wir sind völlig offen. Wenn jemand kommt und sagt: «Ich gehöre keiner Konfession mehr an», dann sage ich: «Wenn du interessiert bis und Lust, keine Berührungsängste hast, dann sei willkommen!» Auch wenn jemand am Freitagabend ganz spontan zum Gastmahl kommen möchte und sagt: «Doch, mich interessieren die Tischreden, die Musik, die Begegnungen», dann kann man auch ganz spontan kommen!