Kolumne: Leben in Aarau
Was Innovation heisst und wieso wir sie brauchen

Kolumnist Yannick Berner über Sprudelwasser, Patente und die Steuergesetzrevision.

Yannick Berner *
Drucken
«Nur ganz wenige Produktideen erlangen die notwendige Marktreife und Patentfähigkeit», sagt Yannick Berner über das Familienunternehmen, das er und seine Schwester Jessica in der 3. Generation übernehmen.

«Nur ganz wenige Produktideen erlangen die notwendige Marktreife und Patentfähigkeit», sagt Yannick Berner über das Familienunternehmen, das er und seine Schwester Jessica in der 3. Generation übernehmen.

Chris Iseli

Talenten, Erfinderinnen, Pionieren und Unternehmerinnen verdanken wir unseren attraktiven Wirtschaftsstandort. Denn Firmen, wie Industrie- & Pharmaunternehmen, unterhalten wichtige Produktionsstätten und Forschungseinrichtungen im Aargau. Sie entwickeln täglich neue Produkte und schaffen Arbeitsplätze. Darauf dürfen wir stolz sein. Viele setzen sich dafür ein, dass dies so bleibt. Mit dem Motto «Die Zukunft gehört den Jungunternehmern mit innovativen Geschäftsmodellen» unterstützt der Verein «genisuisse» seit über zehn Jahren Start-ups mit einem kostenlosen dreijährigen Profi-Coaching. Dieses nutzen auch die fünf Freunde, von denen sich vier von der Alten Kanti Aarau kennen, als sie mit ihrem Produkt Bottle+ den PET-Flaschen den Kampf ansagten. Mit Bottle+ kann man unterwegs sein eigenes Sprudelwasser herstellen. Die Vorbestellungen sind im Webshop bereits angelaufen.

Zur Person

* Yannick Berner (29) ist Betriebswirt, FDP-Grossrat und Geschäftsleitungsmitglied im Familienunternehmen. Er wohnt in Aarau.
* Yannick Berner (29) ist Betriebswirt, FDP-Grossrat und Geschäftsleitungsmitglied im Familienunternehmen. Er wohnt in Aarau.

In der Produktentwicklung sind die Innovationen für die Öffentlichkeit am sichtbarsten. Lassen Sie es mich kurz am Beispiel unseres Familienunternehmens erläutern. Hinter einer Produktinnovation steckt oft ein jahrelanger kostenintensiver Prozess, der viel Durchhaltevermögen – und auch etwas Glück – bedarf. Nur ganz wenige Produktideen erlangen die notwendige Marktreife und Patentfähigkeit. Selbst diese beinhalten noch keine Garantie, dass sich ein nachhaltiger, kommerzieller Markterfolg entwickelt. Wir haben in unserer Firma ein eigenes Testcenter aufgebaut, um Prototypen beispielsweise aus dem 3D-Drucker auf ihre Tauglichkeit hin zu prüfen und den Prozess zu beschleunigen. Und dennoch bleibt es bis am Schluss eine Lotterie, ob sich ein Produkt im Markt bewährt. Unsere Firmen gehen somit grosse Risiken ein, um sich auf dem internationalen Wettbewerb bewähren zu können.

Der Aargau hat auf Anfang 2020 zwei wichtige Möglichkeiten geschaffen, um solch innovative Firmen steuerlich zu entlasten und den Standort zu fördern. Einerseits erlaubt die sogenannte «Patentbox» dem Kanton, die Gewinne der Unternehmen aus dem Verkauf patentierter Produkte tiefer zu besteuern und minimiert somit die Risiken für eine Neuerfindung. Zusätzlich können Firmen steuerliche Sonderabzüge für Forschungs- und Entwicklungskosten geltend machen. Trotz des beachtlichen administrativen Aufwandes lohnt es sich. Dieses Angebot hilft innovativen Unternehmen, im internationalen Umfeld zu überleben und zu wachsen. Und es dient dem Werkplatz Aargau, fördert Arbeitsplätze und verstärkt schlussendlich nachhaltig das Steuersubstrat des Kantons.

Sie fragen sich bestimmt an dieser Stelle, warum ich so ausführlich über Innovationen und deren Aufwände schreibe. Nun liebe Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, wir stimmen Mitte Mai über die kantonale Steuergesetzrevision 2022 ab. Davon werden Sie als Privatpersonen direkt profitieren: Höhere Pauschalabzüge entlasten Familien, Paare und Einzelpersonen. Gleichzeitig werden im Aargau ansässige, ertragsstarke und innovative Unternehmen – wie in anderen Kantonen längst üblich – entlastet. Damit erhält der Aargau endlich einen wettbewerbsfähigen Steuertarif und wird als Wirtschaftsstandort attraktiver – nicht zuletzt auch als Wohnort. Das ist definitiv eine Win-win-Situation für alle.