Siria Berli, Captain der «Red Boots» (vormals FC Aarau Frauen) über den Film «The Social Dilemma» und Bildschirmbenachrichtigungen.
Haben Sie in den letzten Wochen schon einmal Ihre durchschnittliche Handy-Bildschirmzeit nachgeschaut? Ich jedenfalls schon. Ich dachte immer, dass ich meinen Handykonsum im Griff habe, doch dem ist wohl nicht ganz so – ups. Ich war mir gar nicht mehr bewusst, wie viel Zeit ich an meinem Smartphone verbringe. Habe ich mein Handy oder mein Handy mich im Griff? Solche Fragen sind mir in den letzten Wochen durch den Kopf gegangen. Eine Frage, die nicht nur Jugendliche beschäftigen sollte. Denn genau wie ich, werden wahrscheinlich auch Sie tagtäglich von Ihrem Mobile beeinflusst.
Keine Frage, der Zugang zum Internet und den sozialen Medien bietet uns extrem viele Chancen und Möglichkeiten. Vor allem in dieser Zeit, wo wir uns kaum noch mit Freunden auf einen Kaffee treffen können. Da ist man froh darüber, dass man am Freitagabend statt bei einem Drink an der Bar auch in einem Videoanruf vom Sofa aus miteinander plaudern kann. Daher will ich überhaupt nicht behaupten, dass unser Smartphone nur Gefahren mit sich bringt. Ganz im Gegenteil: Hätten wir nicht so einfachen Zugriff auf das Internet und diverse Apps, würde ich mit meiner ältesten Schwester, welche seit zwei Jahren in Hawaii lebt, via Briefpost kommunizieren.
Doch besonders in der Zeit von Corona ist mir klar geworden, wie abhängig ich von meinem täglichen Begleiter bin. Nebst all den Plattformen wie Instagram, Facebook, Snapchat, TikTok, LinkedIn und den bestimmt zehn weiteren Apps befinden sich nun auch all meine Schulsachen auf meinem Laptop und Mobiltelefon. Da kann man sich gut vorstellen, wie ständig irgendwelche Benachrichtigungen das Handy aufblinken lassen. Deshalb habe ich vor zwei Wochen all diese Benachrichtigungen ausgeschaltet. Und wissen Sie was? Ich vermisse sie gar nicht. Zu oft will man nur kurz nach einem Wort googeln und schon landet man auf Facebook oder TikTok, wo man die nächsten 30 Minuten damit verbringt, durch den Verlauf zu scrollen und irgendwelche Feriendestinationen zu liken.
Zur Person
Es ist jedoch gar nicht so einfach, diesen Versuchungen zu entkommen, denn dahinter stecken Algorithmen, die cleverer sind als Menschen. Wie wir tagtäglich durch das Internet beeinflusst und manipuliert werden, stellt der Netflix-Film «The Social Dilemma» sehr ausführlich und verständlich dar. Daher kann ich nur empfehlen, an einem Abend anstelle von «Bachelorette» oder «1 gegen 100» diesen Film zu schauen. Nur weil ich die Benachrichtigungen ausgeschaltet habe, heisst das jedoch nicht, dass ich keine Zeit mehr auf den sozialen Medien verbringe. Mir macht es auch Spass, durch die Videos und Bilder zu wischen und meine Freunde unter irgendwelchen lustigen Bildern zu markieren. Ich versuche jedoch, bewusster darüber zu entscheiden, wann ich mir diese Auszeit nehmen will und wann es nur als Ablenkung und Zeitvertreib dient, damit ich nicht an die riesige Grammatik-Prüfung in Französisch denken muss, für die ich noch Einiges lernen sollte.
Wie bei so vielem im Leben bin ich der Meinung, dass man sich einfacher bewusster werden sollte, was das Internet und vor allem der Handy-Konsum nebst all den Chancen mit sich bringt. Wahrscheinlich lesen Sie diese Kolumne auch gerade auf dem Handy. Von daher hoffe ich, dass Ihnen die Kolumne gefallen hat und Sie diese nicht als Zeitverschwendung ansehen ;-)