Kolumne
Mehr als ein Team

Fussballerin Siria Berli macht sich Gedanken darum, was es heisst, zusammen nicht nur eine Aufgabe zu erledigen, sondern ein Ziel zu erreichen.

Siria Berli*
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Frauenfussball im Schachen in Aarau am 28.8.2021. FC Aarau vs. FC Luzern. Die Nummer 16 vom FC Aarau Flavia Naef und Siria Berli freuen sich nach dem Spiel.

Frauenfussball im Schachen in Aarau am 28.8.2021. FC Aarau vs. FC Luzern. Die Nummer 16 vom FC Aarau Flavia Naef und Siria Berli freuen sich nach dem Spiel.

M.Wuertenberg

Was macht eigentlich ein gutes Team aus? Das habe ich in den letzten Monaten herausgefunden. Letzten Sommer sind wir mit unserer Fussballmannschaft, Red Boots Aarau, von der Nationalliga B in die höchste Liga der Schweiz aufgestiegen. Zuvor waren wir die Tabellenführer, dann die Underdogs. Eine völlig neue Situation für jede von uns. Spiele erhielten mehr Andacht, wurden live übertragen oder sogar im Fernseher ausgestrahlt. Plötzlich steht man als einzelne Person – aber auch als Team – deutlich mehr in der Öffentlichkeit.

Mehr Zuschauer, mehr Aufmerksamkeit, mehr Druck. Druck, den man sich selbst macht. «Heute muss ich gut spielen.» – «In diesem Spiel müssen meine Pässe besser ankommen.» – «Nächste Woche muss ich ein Tor schiessen.» Gedanken, die man sich neben und auf dem Platz macht. Gedanken, die einen beschäftigen. Gedanken, die es erschweren, die volle Leistung auf den Platz zu bringen. Gedanken, die einem den Spass nehmen. Man weiss es, und dennoch ist es nicht einfach so möglich, sich diesen Druck zu nehmen.

Zur Person

Siria Berli (20) geht in die Sport-Kanti, ist Co-Captain der Red Boots Aarau und Kleinunternehmerin. Sie wohnt in Birrwil.
Siria Berli (20) geht in die Sport-Kanti, ist Co-Captain der Red Boots Aarau und Kleinunternehmerin. Sie wohnt in Birrwil.

Für das braucht man ein Team. Ein Team wird definiert als eine Gruppe von Personen, die gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten. Bei uns: der Ligaerhalt. Doch für ein funktionierendes, starkes Team gehört so viel mehr dazu. Wir hatten keine Aufgabe, sondern ein Ziel. Und wir wussten, dass wir dies nur gemeinsam erreichen konnten. Ohne Fingerpointer, ohne Vorwürfe, ohne Negativität. Wir haben einige Spiele hervorragend gewonnen und andere miserabel verloren. Doch stets als Team und stets gemeinsam.

«Nehmt euch diesen Druck weg», war ein Satz, den wir anfangs oft von unserem Trainer gehört haben. Eine Aussage, die für mich über die Saison hindurch zu einem Motto wurde. Ohne Druck zu spielen. Doch das funktionierte auch nur, weil wir dies als Mannschaft umgesetzt haben. Wenn eine Spielerin mal nicht 100 Prozent geben konnte, hat eine andere Spielerin diese benötigten extra Sprints gemacht. Es war ein gegenseitiges Unterstützen vor und neben dem Platz. So konnten wir die Last, die jede Spielerin anfangs auf ihren Schultern spürte, auf die Gruppe verteilen und gemeinsam handhaben. Und wo stehen wir jetzt? Wir haben unser Ziel erreicht, den Ligaerhalt geschafft und uns für die Playoffs qualifiziert. Und das nur, weil wir verstanden haben, was es heisst, ein Team zu sein.