Biberstein
Käpten Jo verkauft sein schweizweit bekanntes Seemannslokal «Aarfähre»

Schluss mit «Piraten-Frass»: Das landesweit bekannte Bibersteiner Lokal wird Ende März geschlossen. Betroffen sind 30 Angestellte.

Urs Helbling
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Käpten Jo's in Biberstein
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Das Erlebnisrestaurant «Aarfähre» steht vor der Schliessung, weil Markus Schupp (63) alias Käpten Jo Junior im März 2018 in Pension geht.
47 Jahre lang war Schupp in der «Aarfähre» tätig.
 Der verstorbene "Käpten Jo" alias Jo Schupp, Wirt der Aarfähre Biberstein, beim Piratenfrass mit Sohn Markus und Tochter Irene.
«Käpten Jo Junior» mit seinen Gästen beim «Piratenfrass» – hinter ihm liegt eine turbulente Zeit, denn die erfolgreichen Restaurant-Betreiber mussten in all den Jahren auch herbe Rückschläge einstecken.
 Am 03.04.2000 wird der Braunbär Max auf den Transport von Biberstein nach Worbis (Norddeutschland) vorbereitet. Dies war nötig geworden, weil die zwei Bären in ihrem Graben in Käpt'n Jo's Aarfähre nicht genug Platz hatten. Initiiert wurde die Umsiedelung durch die Genossenschaft "Animal Trust".
 Leben im Bärenpark: Bärin Emma und Bär Max in ihrem Exil. Die beiden wurden im April 2000 aus dem Bärengraben Biberstein bei Käpten Jo's Aarfähre in den Bärenpark Worbis (D) gerettet.
 Die Bärin Emma, die im April 2000 mit Bär Max aus dem Bärengraben Biberstein bei Käpten Jo's Aarfähre in den Bärenpark Worbis (D) gerettet wurde. Das Bild entstand im Frühjahr/Sommer 2001.
 Am 03.04.2000 schwebt der Käfig mit dem Braunbären Max auf den Laster für den Transport von Biberstein nach Worbis (Norddeutschland).
 Leben im Bärenpark: Bär Max beim Ausruhen "danach". Sein Liebesleben im Sommer 2001 ist ganz schön strapaziös. Max wurde im April 2000 mit Bärin Emma aus dem Bärengraben Biberstein bei Käpten Jo's Aarfähre in den Bärenpark Worbis (D) gerettet.
Brand in Käpten Jo's Aarfähre am 29. Dezember 2004. Ein Angestellter (53) stirbt an einer schweren Rauchvergiftung, nachdem er von der Feuerwehr aus dem Weinkeller geborgen werden musste.
Brand in Käpten Jo's Aarfähre am 29. Dezember 2004. Der Angestellte war im Weinkeller vom Rauch überrascht und eingeschlossen worden.
 Käpten Jo's Aarfähre am Tag nach dem Brand.
 Käpten Jo in seiner ausgebrannten Aarfähre im Januar 2005. Zwei Wochen nach dem Feuer, das fast alle seiner Attraktionen im Erlebnisgastronomiebetrieb in Biberstein zerstörte.
 Käpten Jo in seiner ausgebrannten Aarfähre im Januar 2005. Zwei Wochen nach dem Feuer, das fast alle seiner Attraktionen im Erlebnisgastronomiebetrieb in Biberstein zerstörte.
 Käpten Jo in seiner ausgebrannten Aarfähre im Januar 2005. Zwei Wochen nach dem Feuer, das fast alle seiner Attraktionen im Erlebnisgastronomiebetrieb in Biberstein zerstörte.
 Das Käpten Jo's rund zwei Wochen nach dem Brand.
 Das Käpten Jo's rund zwei Wochen nach dem Brand.
BIlder aus alten Zeiten der "Aarfähre".
Käpten Jo: Es ist egal Sag wie heisst du (Plattencover)
Käpten Jo: Ja, Ja Im Haifisch / Clap Time (Plattencover)

Käpten Jo's in Biberstein

UHG

«Das wohl schönste und bekannteste Seemannslokal wird altershalber verkauft», heisst es im Internet-Inserat, das die Familie von «Käpten Jo» geschaltet hat. Geschäftsführer Markus Schupp (63), genannt «Käpten Jo Junior», bestätigte gegenüber der «Schweiz am Wochenende», dass das Lokal am 31. März geschlossen wird.

Die Verkaufsverhandlungen sind im Gang, den Zuschlag bekommt laut Inserat der Meistbietende. Die Immobilien-Treuhand schätzt den Verkehrswert auf 3,5 Millionen Franken. Während der Gastrobereich laut der Dokumentation «in gutem Zustand» ist, sind die 19 Zimmer im 1. bis 3. Obergeschoss «stark sanierungsbedürftig». Direkt betroffen von der Schliessung sind rund 30 Angestellte (inklusive Aushilfen).

Erste Erlebnisgastronomie

In den besten Jahren kamen die Gäste carweise aus der ganzen Schweiz. Und die «Aarfähre» war wegen ihrer Attraktionen, etwa dem Zoo, ein beliebtes Ziel für den Sonntagsspaziergang. Seit der Eröffnung des Lokals im Jahr 1971 haben rund 300'000 Personen den legendären «Piraten-Frass» (aktueller Preis 114 Franken) genossen. Inklusive der Spezialeffektshow «Sturm auf hoher See».

Der 1930 geborene Josef «Käpten Jo» Schupp gehörte zu den Erfindern der Erlebnisgastronomie in der Schweiz. Er ist in Buchs aufgewachsen, hat Koch gelernt und ist zur See gefahren. 1965 gründete er im Zürcher Niederdorf die «Haifischbar». Zuerst betrieb er sie als Variété, trat selber als Sänger von Seemannsliedern auf und liess seine Schimpansen vorführen. Später war die «Haifischbar» ein Stripplokal. Im Herbst 2005 zog sich «Käpten Jo» (damals bereits 75) aus Zürich zurück und verpachtete die «Haifischbar».

«Ozeanriese auf Trockendock»

1970 ersteigerte «Käpten Jo» das damalige Fischrestaurant Aarfähre. «Zu günstigen Bedingungen», wie er einmal sagte. «Ich konnte damit beginnen, meinen Traum vom Ozeanriesen auf dem Trockendock zu realisieren.» Er steckte seine ganzen Ersparnisse in den Umbau.

Zu den Attraktionen von «Käpten Jo’s Aarfähre» gehörten neben dem «Piraten-Frass» auch der vielfältige Spielplatz für Kinder, ein kleiner Zoo und das Schiffsmuseum.

Neubeginn nach Millionenbrand

«Käpten Jo’s Aarfähre» machte Biberstein im ganzen Land bekannt. Doch viele Einheimische, insbesondere auch die Vereine, blieben dem Lokal fern – es war nicht ihre Welt. «Käpten Jo» musste sich deswegen keinen Kummer machen: Sein Betrieb hatte hervorragende Jahre. Es gab aber auch Rückschläge. Am 22. September 1981 wurde ein Tierwärter im Kleintierzoo der «Aarfähre» von einem Affen totgebissen. Und am 29. Dezember 2004 starb ein Mitarbeiter bei einem Millionen-Brand. Der 53-Jährige war in einem Kühlraum im Untergeschoss vom Rauch überrascht worden und kam nicht mehr aus dem Gebäude.

Mit den Jahren verloren die wilden Tiere an Bedeutung. Im Frühling 2000 wurden die Bären Emma und Max nach Worbis (D) umgesiedelt. Im letzten Frühling sorgte letztmals eines von «Käpten Jo’s» Tieren für Schlagzeilen: Die Kakadu-Dame Laila (20) ist von einer ehemaligen Miss-Schweiz-Kandidatin geklaut worden.