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Sieben Kantischüler der Alten Kanti Aarau setzen zusammen mit Bäcker Marc Jaisli dem Aarauer Seidenfabrikanten Johann Rudolf Meyer ein essbares Denkmal. Zu kaufen gibt es das Gebäck in den Jaisli-Filialen, beim Tourismusbüro und im Webshop.
Wer schon einmal das unterirdische Aarau besucht hat, weiss, wie es riecht: feucht und leicht modrig. Neu duften die Meyerschen Stollen aber verführerisch nach Schokolade und Vanille – zumindest die des Miniunternehmens Internos (lat. «unter uns»). Zusammen mit Bäcker Marc Jaisli (Buchs und Aarau) haben sieben Schülerinnen und Schüler der Alten Kanti eine süsse Bauwerk-Imitation kreiert.
Entstanden ist die Kuchenidee im Rahmen des Schwerpunktfaches Wirtschaft und Recht. Dessen Konzept sieht vor, dass die Schüler in kleinen Gruppen ein Jahr lang eine eigene Firma nach den Regeln von Young Enterprise Switzerland (YES) führen.
«An ein Gebäck als Produkt haben wir gleich gedacht», sagt David Kutschera, 18, zuständig für die Administration des Miniunternehmens. Auch dank des Wortspiels setzte sich der Einfall durch.
Für die ersten Prototypen des essbaren Meyerschen Stollens experimentierten Vera Brantschen und Jana Röösli (beide 18), zuständig für die Finanzen und ebenfalls die Administration, mit klassischen Christstollen-Rezepten. «Wir haben einige Samstage mit Backen verbracht», sagt Jana Röösli. Das definitive Rezept hat Bäcker Marc Jaisli nach den Wünschen der Schülerinnen ausgearbeitet. Das Spezielle dabei: Der Schokokuchen mit Krokant heisst nicht nur wie das unterirdische Gewölbe, er sieht auch so aus. Schneidet man den Stollen auf, offenbart sich das helle Innere – wie bei einem Tunnel.
Zu kaufen gibt es das Gebäck in den Jaisli-Filialen (gestern buk Marc Jaisli die ersten 200 Stück) und beim Tourismusbüro aarauinfo. «Wir haben auch lokale Kafi und Läden angefragt», sagt Vera Brantschen. Ausserdem betreiben die jungen Unternehmer einen Webshop. Hier setzen sie – wie auf der eigens gestalteten Produktverpackung – auf Storytelling. «Wir wollen an die Taten von Johann Rudolf Meyer erinnern, der die Meyerschen Stollen bauen liess und unsere Schule mitgründete», sagt David Kutschera. Bei Kaffee und Kuchen sollen die Leute über den Seidenfabrikanten (1768–1825) ins Gespräch kommen – ein essbares Denkmal.
Die Interessengemeinschaft (IG) Meyersche Stollen freut die Initiative der Kantischülerinnen und -schüler: «Wir unterstützen und begleiten das originelle Projekt gerne mit unseren historischen Kenntnissen», sagt Co-Präsidentin Hélène Klemm. Probiert habe sie das neue Stollengebäck nicht, «ich freue mich jedoch auf den ersten Bissen».
Coronabedingt habe die IG den Kantischülern noch nicht alle Zusammenarbeitswünsche – etwa einen Videodreh in den Stollen – erfüllen können. «Ganz sicher können wir das später nachholen.»