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Es war kein Tag wie jeder andere. Obwohl der Maienzug abgesagt wurde, war er dennoch überall zu finden.
Dieser Tag schwankt. Zwischen Festtag und Arbeitstag, zwischen Maienzug und Freitag, zwischen Freude und Wehmut. Da donnern vom Alpenzeiger die Kanonenschüsse und scheppern an der Glassammelstelle im Quartier die Aludosen in den Lastwagen. Zeitgleich. Da stellen die Ladenbesitzer ihre Ware auf die Strasse und nippen weissgewandete Damen an ihren Flutes.
Nebeneinander. Stadtein, stadtaus fahren die Busse, mit Blumen geschmückt, am Graben parkieren die Handwerker, im Telliring hetzt ein Hund seine Runden. An ein Gitter montiert ein riesiges Banner, wohl eine alte Aufnahme von der Schanz, darüber der Spruch: «s schönste debii esch wemmer sech gseht». Das sitzt.
Es ist kein Maienzug. Und doch ist er überall. In Restaurants und Gärten, auf den Schulhöfen und beim Bäcker. Oder auf dem Kindsgi-Weg. So, wie im Gönhard. Da marschiert eine Handvoll Kinder los, bekränzt und mit Sträusschen. Davor hat Peter Roschi mit drei Bläser-Kollegen aufgespielt, mitten auf der Strasse, später tönt die Aarauer Stadtmusik aus den Boxen; ein Live-Spiel war nicht möglich, nicht corona-konform.
Aber die Kinder, die feiern ihren Maienzug, als wäre es immer so. Mit stolz gereckten Häuptern marschieren sie gen Kindergarten Goldern zu, zwitschern den Stadtsong in Endlosschlaufe und mit Inbrunst. Und aus den Fenstern stecken die Anwohner die Köpfe, manche stehen am Strassenrand und klatschen, und dann ist es da, das Maienzug-Gefühl.
Danach verteilen sie sich. Die Kinder feiern in den Schulen den Ferienbeginn, die Erwachsenen gehen auf den Brunnenrundgang, in den Apéro oder zum Vorbereiten des Banketts. Denn das findet statt, hundertfach, auf Quartierstrassen und in Gärten, in den Altstadtgassen und am Küchentisch, selbstgekocht oder geliefert. Und wie viele sich schön herausgeputzt haben, eine Freude ist es!
Maienzug ist dieses Jahr nicht im Telliring, nicht auf der Schanz, nicht im Schachen. Er ist überall.