Suhr
«Ich habe keine Ahnung, ob ich jetzt lernen soll» – KV-Lehrtochter sorgt sich um Lehrabschlussprüfung

KV-Lehrtochter Sara Costantino aus Suhr macht sich Sorgen wegen ihrer Lehrabschlussprüfung. Ohne klaren Entscheid ob und wann die Prüfungen stattfinden, gehe ihr wertvolle Vorbereitungszeit verloren.

Daniel Vizentini
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Die 20-jährige Sara Costantino regt sich auch über ihre Altersgenossen auf.

Die 20-jährige Sara Costantino regt sich auch über ihre Altersgenossen auf.

zvg

Eigentlich steht Sara Costantino kurz vor ihrer Lehrabschlussprüfung (LAP). Die 20-Jährige aus Suhr macht eine KV-Lehre an der Privatschule KAZ in Aarau nach dem sogenannten 4-2-Modell: Die ersten vier Semester hat sie durchgängig Schule, dann folgen zwei Semester Praktikum. Diesen Sommer endet ihre Schulzeit, die schriftliche LAP war auf Anfang Juni angesetzt. Dann kam der Ausnahmezustand wegen des Coronavirus.

Laut Bundesrat fallen die schulischen Abschlussprüfungen nun weg, stattdessen gilt eine Erfahrungsnote aus den in der normalen Schulzeit abgelegten Prüfungen. Bekannt gegeben hat er diesen Entscheid erst am letzten Donnerstag. Zudem ist es bei den KV-Lehren offenbar wiederum anders, jedenfalls in der Schule von Sara Costantino. Heute Mittwoch sollen nun sie und ihre Schulkollegen über das definitive Vorgehen informiert werden. Diese Ungewissheit lässt ihr fast die Haare zu Berge stehen. «Ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch», sagt sie, natürlich etwas übertrieben.

Ihre Besorgnis hat aber einen klaren Grund: Ohne einen klaren Entscheid zögert sich alles hinaus, damit geht ihr wertvolle Vorbereitungszeit verloren. «Ich habe keine Ahnung, ob ich jetzt lernen soll oder nicht», bringt sie die Situation auf dem Punkt. «Für mich ist die Situation jetzt schlimm», wobei sie im Vergleich zu ihren Schulkollegen noch eher entspannt sei. «Die sind noch mehr am Durchdrehen», sagt Sara Costantino mit Humor. «Die Zeit, die wir eigentlich zum Lernen hätten, würden wir gerne nützen. Jetzt haben wir praktisch drei Wochen verloren.»

Weiterhin lieber Unterricht in der Schule als online

Klarheit herrscht bei ihr immerhin bezüglich ihrer praktischen LAP: Diese wird sowieso erst in einem Jahr stattfinden, wenn sie ihr einjähriges Praktikum beendet hat. Auch ihr veränderter Alltag mit der Umstellung auf Online-Unterricht und sogar Online-Prüfungen sei für sie eher entspannt, hätte laut ihr sogar «auch ein wenig strenger sein können». Ohne die tägliche Fahrt nach Aarau bleibt ihr mehr Zeit, die schulischen Aufgaben konnte sie bequem von zu Hause aus erledigen. «Ich konnte meine selbstständige Arbeit in Ruhe schreiben, das war gut», sagt sie. Trotzdem bevorzugt sie klar den klassischen Präsenzunterricht in der Schule, wo sie den Lehrpersonen gleich vor Ort Fragen stellen kann. «Ich musste kürzlich eine Erörterung darüber schreiben», erzählt sie. Immerhin: Online-Unterricht sei natürlich immer noch besser als gar keiner. «Das wäre noch schlimmer gewesen.»

Dank Corona habe sie in den letzten Wochen auch mehr Zeit für sich gehabt, kam dank eigenem Fitnessraum zu Hause zu genug Bewegung, verbrachte mehr Zeit mit ihren Eltern – Saras Vater ist der in der Region beliebte Pizzaiolo «Gigi» –, konnte mit ihrem Freund spazieren gehen. «In dem Sinn war es gut, vor allem am Anfang. Wegen der LAP wurde ich aber zunehmend unruhiger. Ich will endlich wissen, was nun läuft.»

Grundlos draussen «rumhängen» kommt für sie nicht in Frage

Als 20-Jährige gehört Sara Costantino klar nicht zur Coronarisikogruppe. Angst habe sie demnach nicht vor dem Virus, «aber Respekt». Ihre Mutter gehöre zur Risikogruppe, deshalb erledigen sie oder ihre Schwester die Einkäufe für die Familie. Sonst gehe sie kaum noch raus, ein «Rumhängen» ohne Grund komme nicht in Frage. «Ich bin jung, mir passiert nichts, aber wenn alle so denken, schleppen sie das Virus irgendwann mal nach Hause», sagt sie. Über ihre Alterskollegen, die die Pandemie nicht ernst nehmen, regt sie sich entsprechend auf. «Hier in Suhr spielen Jugendliche Fussball bei der Schule, obwohl das Feld gesperrt wurde. Die Polizei ist sehr präsent und verwarnt sie, aber sie nehmen es nicht ernst.»