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Der HSC Suhr Aarau begeistert: Obwohl deutlich in Rücklage, erzwang er im Playoff-Viertelfinal überraschend ein Entscheidungsspiel gegen Wacker Thun. Vereinspräsident René Zehnder spricht im Interview über die Gründe des Erfolgs und seinen grössten Wunsch.
Nach Anpfiff um 20 Uhr geht es für die Nationalliga-A-Mannschaft des HSC Suhr Aarau um alles. In der Schachenhalle spielt das Team gegen Wacker Thun um den Einzug in den Playoff-Halbfinal. Damit winkt dem Verein, der 1999 als TV Suhr den letzten Meistertitel holte, ein grosser Erfolg.
Nach einem Schuldenberg und dem Abstieg in die NLB vor fünf Jahren gehört der HSC wieder zu den besten Handballteams der Schweiz. René Zehnder, der Präsident des HSC Suhr Aarau, spricht über den Weg zurück zum Erfolg.
René Zehnder: Ja wirklich. Dass wir momentan gegen den amtierenden Schweizer Meister und Cupsieger Wacker Thun so stark spielen, ist sensationell.
In die Schachenhalle passen rund 1500 Personen, heute erwarten wir zwischen 1000 und 1400 Fans. Bei den letzten beiden Heimspielen waren es bereits jeweils über 1000 Zuschauer.
Impressionen vom vierten Playoff-Viertelfinalspiel Wacker Thun - HSC Suhr Aarau:
Ja, wir hatten in der Finalrunde den zweithöchsten Zuschauerdurchschnitt nach Pfadi Winterthur. Wir spielen jetzt bereits das dritte Jahr in der Nationalliga A, und wir wurden immer besser. Da habe ich erwartet, dass Reaktionen seitens der Zuschauer kommen. Ein attraktiver, schneller Handballmatch begeistert, die Leute jubeln von der ersten Minute an. Im Hexenkessel Schachenhalle geht richtig was ab.
Ja. Aber die Zahlen sind nicht explodiert.
Ich würde nicht sagen, dass wir unseren Erfolg einzelnen Spielern verdanken. Handball ist ein Teamsport, und alle müssen ihre Leistung bringen. Sicher gibt es Topskorer, die Goal nach Goal schiessen. Aber diese können von anderen Spielern ersetzt werden, sollte der Topskorer ausfallen.
Wir haben ein paar ausländische Spieler, setzen aber vor allem auf unsere Junioren. Unser Ziel ist es, ihnen im Training alles mitzugeben, was sie als NLA-Spieler umsetzen müssen. Wir wollen bei der Juniorenmannschaft ein hohes Niveau erreichen, damit wir weniger teure Spieler einkaufen müssen. Momentan sind acht eigene Junioren in der NLA-Mannschaft.
Wir haben uns von Jahr zu Jahr gesteigert. Momentan haben wir ein Budget von zirka 900 000 Franken zur Verfügung. Das ist, verglichen mit den früheren finanziell schwierigen Zeiten des Vereins, viel. Aber verglichen mit anderen Vereinen, die ein Budget von 1,5 Millionen Franken und mehr haben, ist es immer noch relativ wenig. Ich bin trotzdem happy damit.
Wir können mehr Heimspiele ausrichten, und über das Catering kommt auch mehr Geld rein. Ausserdem unterstützt uns der Schweizerische Handball-Verband finanziell, wenn Spiele im Fernsehen übertragen werden – und das wird heute Abend der Fall sein. Es gibt aber auch zusätzliche Ausgaben. Zum Beispiel die Prämien für die Spieler. Beenden wir die Saison auf dem 6. Rang, sind die Kosten dafür weniger hoch als auf dem 3. Rang.
Mein Traum ist es, dass wir Schweizer Meister werden. Wenn wir das Spiel heute gewinnen, sind uns keine Grenzen gesetzt. Wir haben einen 5-Jahres-Plan, der immer nach oben korrigiert wird – bis wir Meister sind. Aber wie gesagt, das ist ein Traum. Es muss alles stimmen. Diese Saison hatte unsere Mannschaft wenige Verletzte, eine breite und stabil aufgestellte Mitte und eine super Verteidigung. Darüber bin ich glücklich. Und es tut gut, dem Schweizer Meister Wacker Thun die Stirn zu bieten.
Doch, das ist sie. Aber das ist nicht schlimm für uns. Wir haben ein treues und grosses Publikum, das uns unterstützt.
Es ist logisch, dass der FC Aarau mehr Sponsoren bekommt als wir. Aber ich möchte hier nicht von Konkurrenz reden, eher von einer guten Zusammenarbeit. Wir haben ein gutes Verhältnis zum FCA, laden uns gegenseitig zu den Spielen ein. Sie machen ihr Ding und wir unseres.
Wenn wir attraktiven Handball spielen, läuft die Suche besser. Es ist einfacher, Verträge mit den Sponsoren zu verlängern. Trotzdem ist es jedes Jahr schwierig, die budgetierten Einnahmen zu erreichen. Deswegen bin ich sehr dankbar für die Hilfe der Freiwilligen und die Unterstützung der Gemeinden Aarau und Suhr.
Handball ist zwei Mal eine halbe Stunde Nervenkitzel. Bei dem Sport geht etwas ab. In der Schachenhalle habe ich einen Stammplatz. Von da aus sehe ich meinem Sohn Manuel Zehnder zu. Er ist jetzt 19 und spielt im NLA-Team. Ich begleite ihn beim Handball, seit er vier Jahre alt ist. Seine Entwicklung mitzuerleben, treibt mich auch an und begeistert mich.
Ich wünsche mir, dass es so weitergeht, die Sponsoren uns weiterhin unterstützen, dass sich kein Spieler verletzt und dass wir eine grosse HSC-Familie bleiben.
Wie es damit weitergeht, ist unklar. Die einen wünschen sich, dass die Halle saniert wird, andere hoffen, dass sie so bleibt, wie sie ist. Für mich steht fest: Die Schachenhalle ist die geilste Halle zum Handballspielen. Der Hexenkessel von Aarau.