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An der Handelsschule KV Aarau absolvieren in diesen Tagen rund 550 Schüler ihre Lehrabschlussprüfungen. Wir haben ihnen einen Besuch abgestattet.
Erinnern Sie sich, wie es bei Ihnen war? Donnerstagmorgen, 8 Uhr: 70 Lehrlinge sitzen gespannt an ihren Tischchen. Vielen ist die Nervosität anzusehen. Es geht um alles. Das wissen sie – und auch ihre Eltern und Grosseltern, die zu Hause mitfiebern. In diesen Tagen absolvieren landesweit Zehntausende junger Menschen ihre Lehrabschlussprüfung (LAP). An der Handelsschule KV Aarau sind es rund 550. Aus den Bereichen KV, Detailhandel sowie Pharma-Assistenten und Mediamatiker. Erfahrungsgemäss werden 90 Prozent die LAP bestehen. Das heisst aber auch, zehn Prozent fallen durch.
Am Donnerstagmorgen wurden die Französischkenntnisse der KV-Stifte (B- und E-Profil) getestet. «Eine wichtige Prüfung», erklärt Rektor Erich Leutenegger. Zuerst 20 Minuten «Hörverständnis», dann in zwei Etappen «Leseverständnis» und «Text-Produktion». Alles in allem knapp zwei Stunden – mit 15 Minuten Pause. Wer notfallmässig aufs WC muss, wird von einer Aufsichtsperson begleitet. Es gibt eine Ausweiskontrolle – damit niemand seinen Kollegen an die LAP schickt. Die Prüflinge werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie den Test nicht nach fünf Minuten abbrechen können mit der Begründung, sie hätten Kopfweh. Es könnte ja sein, dass ihnen die Fragen plötzlich zu schwierig erscheinen.
Die Aufsichtspersonen haben ein Formular «Protokoll über unkorrektes Verhalten von Kandidaten» (musste in Aarau diese Woche noch nie ausgefüllt werden). Der Kampf gegen das Spicken wird sehr intensiv geführt. Keine handschriftlichen Notizen in den Wörterbüchern (jeder Dictionnaire wird geprüft), alle Handys müssen ausgeschaltet sein, intelligente Uhren sind nicht erlaubt.
An den KV-Schulen begannen die Prüfungen am letzten Montag. Vereinzelt wurden bereits vorher mündliche Tests abgenommen. Die Prüfungen dauern zwei Wochen. Die Aufgaben sind landesweit die gleichen (es gibt verschiedene Serien für verschiedene Termine). Damit wird garantiert, dass es keine Unterschiede im Test-Niveau gibt. Rektor Leutenegger spricht von einer «fairen Lösung, die dafür sorgt, dass das Anspruchsniveau bleibt». Konkret: Im Kampf um die Schüler können sich Schulen so keine Vorteile verschaffen, indem sie bei Prüfungen besonders grosszügig sind.
Die gesamtschweizerischen Prüfungen sind eine Spezialität der KV- und Detailhandelsschulen. Bei den gewerblichen Berufen ist das nicht so.