Die Chocolat Frey AG in Buchs ist die einzige Kaugummiproduzentin in der Schweiz. Ein Blick in das Innere der Fabrik und des «Chäutsch».
Man riecht ihn in Buchs von weitem. Diesen süsslichen Geruch, manchmal etwas minzig, dann wieder fruchtig. Der Duft ist aus der Kaugummiproduktion entwichen. Sie ist Teil der Chocolat Frey, die 1950 von der Migros übernommen wurde. 1967 zog die Firma von Aarau an den heutigen Standort in Buchs.
Seither produziert die Chocolat Frey Süsswaren wie Schokolade und Bonbons für die Migros. Um dem Konzept von Eigenmarken treu zu bleiben, wurde 1974 die Kaugummiproduktion aufgenommen. Bis heute ist die Chocolat Frey Chewing Gum die einzige Kaugummiproduzentin in der Schweiz.
Betritt man die Kaugummifabrik, wird der Geruch sehr intensiv. 300 Kilo klebrigen Kaugummiteig kneten die Maschinen aufs Mal. Er besteht aus Gummimasse, Zuckerersatzstoffen und Aromen. Wenn daraus eine feste Masse entstanden ist, wird sie flachgewalzt und in akkurate weisse Rechtecke unterteilt. Vom Teig bis zur Einlage – so heissen die Kaugummis ohne Beschichtung – dauert es gewöhnlich weniger als eine Stunde.
Die Kaugummis werden hier in Buchs in Kilogramm gerechnet. Mehr als 5000 Tonnen produziert die Firma pro Jahr. Umrechnen ist nicht ganz einfach, da es verschiedene Kaugummi-Formate gibt.
Aber das sind ungefähr 3,3 Milliarden Kaugummis. Etwa 80 Prozent der Kaugummis aus Buchs werden nicht hierzulande gekaut, sondern sind für den Export bestimmt. Kunden wie Supermärkte im Ausland können in Buchs Kaugummis bestellen.
Michel Perret ist als Entwickler bei Chocolat Frey für die Rezepturen zuständig. Wer glaubt, Minze sei einfach Minze, liegt gewaltig falsch. «Es gibt Dutzende von verschiedenen Minzearomen, aus denen wir die Kombination wählen, die dem Geschmackswunsch des Kunden entspricht», sagt Perret.
Die Geschmacksrichtungen Spearmint und Peppermint beispielsweise sind zwei verschiedene Pflanzen. «Spearmint ist Grüne Minze und schmeckt eher krautig und sehr natürlich», sagt Perret. Bei Peppermint dagegen sei der Mentholgehalt höher. Das Pepper – Pfeffer – im Namen deutet es schon an. Diese Kaugummis sind erfrischend und können sogar etwas scharf wirken.
So wie es verschiedene Minzepflanzen gibt, haben die Menschen von Finnland bis Spanien unterschiedliche Vorstellungen, wie ein Minzkaugummi zu schmecken hat. «In Spanien haben sie es gerne etwas schärfer», sagt er. Und auch ganz aussergewöhnliche Geschmackswünsche hat er in Kaugummis verpackt. Zum Beispiel einen salzigen Lakritz-Gout. Oder eine Teer-Note.
Beide Geschmacksrichtungen sind in Skandinavien äusserst beliebt. Beim Gedanken an Letzteren verzieht auch Entwickler Perret das Gesicht. In Asien dagegen ist die Geschmacksrichtung Traube gefragt. Aber auch für die Schweiz darf Michel Perret mit neuen Geschmackssorten experimentieren.
Für die Marke Skai hat er einen Kaugummi mit Ingwernoten entwickelt. «Nur Ingwer wäre aber etwas zu ungewöhnlich gewesen», sagt Perret. Deshalb hat er noch Himbeere hinzugefügt.
Nach dem ersten Produktionsschritt sind die Kaugummis noch nackt. In einem weiteren Produktionsschritt erhalten sie ihre Beschichtung, die für ein glänzendes Äusseres und den richtigen Knack beim Draufbeissen sorgt. In riesigen Tonnen werden die Kaugummis unablässig gedreht und mit der flüssigen Mischung besprüht, die später aushärtet.
Tausende von Kaugummis rauschen hier in einem stetigen Fluss die Tonnenwand hinunter – ein Anblick so meditativ wie die Wellen des Ozeans. In der Fachsprache heisst die glänzende Hülle Dragierung.
Sie hat nicht nur optische Gründe: «Die Dragierung sorgt unter anderem dafür, dass die Aromen im Kaugummi sich nicht verflüchtigen, und sie schützt den Kaugummi vor dem Austrocknen», sagt Michel Perret. Er bezeichnet sich als Kaugummi-Fan. «Aber weil ich bei der Arbeit pro Tag etwa 10 bis 20 Kaugummis kaue, darf es privat auch mal einer weniger sein.»
Neben den vielen verschiedenen Aromen bleibt allen, die schon einmal einen Kaugummi aus einem Wollpullover oder aus den Haaren herausoperieren mussten, besonders in Erinnerung: Er klebt. Muss das sein?
«Die Basis des Kaugummis besteht aus lebensmittelgeeigneten Polymeren», erklärt Perret. «Und die beginnen zu kleben.» Je poröser die Oberfläche, desto besser klebt der Kaugummi. Im Mund verhindert der Speichel, dass er sich anklebt. Und dort gehört er schliesslich auch hin.