Turfgeflüster
Hier darf Max Suter die «Einvernommenen» wieder laufen lassen

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Max Suter (rechts), präsentiert von Speaker Fredy «Lupo» Wolf. uw

Max Suter (rechts), präsentiert von Speaker Fredy «Lupo» Wolf. uw

Ueli Wild

Bruno Vogel, der Präsident des Aargauischen Rennvereins ARV, hatte nach einem langen Turfsonntag begreiflicherweise Durst, den er allerdings erst nach der Begrüssung der Ehrengäste löschen konnte. Er machte Gemeinsamkeiten zum gleichzeitig stattfindenden Eidgenössischen Schwingfest in Zug aus, nämlich «die wunderbare Anlage und die prächtige Stimmung». Allerdings gebe es beim Rennsport keine «gestellten Gänge, sondern immer einen Sieger». Mit 7500 begeisterten Zuschauern im Schachen mindestens konnte Vogel trotz der Konkurrenz der «Bösen» im Sägemehlring durchaus zufrieden sein.

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Gespannt war man natürlich auf das erstmalige Auftreten von Max Suter als Nachfolger des legendären Ruedi Vorburger als Moderator der Siegerehrungen. Der Aargauer Kantonspolizist, der im kommenden Frühling beruflich in Pension gehen wird, gestaltete die Premiere auf der Bahn ausgezeichnet, er war gut vorbereitet, sachlich, schnörkellos. Noch etwas verhalten war einzig die Spontaneität, über die sein Vorgänger verfügte, doch dürfte sich dies mit der wachsenden Erfahrung noch geben. Zu einem Spässchen war Suter nur im kleinen Kreis zu haben: «Der Unterschied zwischen polizeilichen Vernehmungen und einer Siegerehrung im Pferdesport besteht darin, dass ich im zweiten Fall die Interviewten wieder laufen lassen darf.»

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Mit rund 77 000 Franken hielt sich der Umsatz trotz spannenden Rennen und ansehnlichen Feldern am Totalisator in Grenzen. Ihren Beitrag dazu geleistet hat Yvonne Rupp, die seit bald vierzig Jahren als freiwillige Helferin an ihrem Wettschalter hoch oben auf der Tribüne arbeitet. Natürlich braucht es auch Turffreunde, die entsprechend einzahlen. Zu diesen zählt die Aarauerin Beatrice Rhyner aus der Telli, die sich schon vor den Renntagen genau ins Bild setzt, was zwar nicht immer, aber häufig zum Erfolg führt.

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Der Name Lorenzaccio dürfte nur noch älteren Turf- freunden ein Begriff sein. Der Galopper war zu Beginn der 1960er-Jahre der heiss geliebte Lokalmatador im Aarauer Schachen und ungekrönter Wettkönig. Ein Sieg im Grossen Preis der Schweiz blieb dem Vollblüter allerdings versagt, es reichte 1963 aber immerhin zum zweiten Rang. Lorenzaccio war im Besitz von Werner R. Britschgi, einem ehemaligen Präsidenten des Aargauischen Rennvereins, an das legendäre Pferd erinnert eine nach ihm benannte Stube im Tribünenrestaurant. Den am vergangenen Sonntag ausgetragene «Preis zum Gedenken an Lorenzaccio» verdankte das Publikum einem anonymen «Freund der Aarauer Pferderennbahn». Dass sich bei der Siegerehrung auch der 93-jährige Hans W. Britschgi auf die Bahn begab, dürfte aber kein Zufall gewesen sein.

Apropos «Freundinnen und Freunde der Aarauer Pferderennbahn»: Unter diesem Namen bildete sich vor zehn Jahren eine lose Gruppe von Kleinsponsoren, die heuer bereits zum 11. Mal ein Rennen finanziert und allen Unkenrufen zum Trotz beachtliche «Steherqualitäten» entwickelt hat. Und laut den beiden damaligen Initianten, der ehemaligen Stadtpräsidentin Jolanda Urech und alt Einwohnerrat Ueli Hertig, denkt der grosszügige Kreis noch lange nicht ans Aufhören.

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Nach Aargauer Mandatsträgern aus dem National- oder Ständerat suchte man am ersten Herbstrenntag vergeblich, immerhin prangten auf den Zufahrtswegen bereits die ersten Plakate für die Wahlen im Oktober. Ganz ohne Wahlsorgen präsentierte sich unter Führung von Präsident Hanspeter Hilfiker der Aarauer Stadtrat, sonnten sich doch im Reiterstadion sechs der sieben Mitglieder der Exekutive der Kantonshauptstadt. Nächste Gelegenheit, sich der Wählerschaft im Schachen bekannt zu machen, ist am Sonntag, 8. September, dann steht der Grosse Preis der Schweiz auf dem Rennprogramm. (hr)