Rupperswil-Auenstein
Heisse Phase der Kraftwerksanierung startet – ab morgen fliesst kein Wasser mehr

Am Mittwoch beginnt in Rupperswil-Auenstein die heisse Phase der 43 Millionen Franken teuren Kraftwerksanierung. Dazu muss dieses faktisch abgestellt werden. Davon betroffen ist auch das Schwimmbad. Im September wird der Bahnstrom-Generator wieder in Betrieb gehen.

Urs Helbling
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Wegen des Umbaus wird das Kraftwerk Rupperswil-Auenstein zwei Monate lang keinen Strom mehr produzieren.

Wegen des Umbaus wird das Kraftwerk Rupperswil-Auenstein zwei Monate lang keinen Strom mehr produzieren.

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Neben dem Wasserkraftwerk Rupperswil-Auenstein haben die Bauarbeiter in den letzten Wochen einen grossen Installationsplatz eingerichtet. Am kommenden Mittwoch wird das Kraftwerk faktisch abgestellt. Im Aarekanal unterhalb des Werks wird kein Plätschern mehr zu hören sein, es hat dann nur noch weitgehend stehendes Wasser, das von der «falschen» Seite her einfliesst. Dafür wird die alte Aare anschwellen: Zwei Monate lang wird sämtliches Wasser durch sie abgeleitet.

Betroffen ist auch das Schwimmbad Rupperswil-Auenstein: Es wird dieses Jahr sein Wasser nicht mehr aufwärmen können, weil die Fernwärmequelle Kraftwerk am 1. Juli versiegt und erst nächstes Jahr wieder bereitsteht.

Die Nähe zu Zürich macht «Rupperswil» attraktiv

Die SBB haben ein eigenes Stromnetz. Sie sind bisher mit 55 Prozent an der Kraftwerk Rupperswil-Auenstein AG (KRA) beteiligt. Die restlichen 45 Prozent gehören der Axpo. Es ist beabsichtigt, dass die SBB deren Aktien übernehmen werden. Beide Partner betreiben bis am Dienstag je eine Turbine. Eine produziert Bahnstrom (16,7 Hertz), die andere Strom hauptsächlich für Haushalte, Industrie und Dienstleistungen (50 Hertz). Ab Frühling 2021 wird nur noch Bahnstrom hergestellt.

Das 1945 in Betrieb genommene KRA ist das einzige Laufwasserkraftwerk der SBB. Die Bahn wird aus ihm zehn Prozent ihres Stroms beziehen (200 Gigawattstunden). Für die SBB ist das Werk Rupperswil-Auenstein attraktiv, weil es in der Nähe ihres Verbrauchsschwerpunktes Zürich liegt.

Einbau eines neuen Generators

Die Bahn investiert 43 Millionen Franken in die Modernisierung des KRA. Der 50-Hertz-Generator wird ersetzt (die Turbine bleibt). Der neue Generator stammt aus Österreich.

In einer ersten, zweimonatigen Phase werden die Arbeiten erledigt, die nur ausgeführt werden können, wenn beide Maschinen abgestellt sind. Im September wird der heutige Bahnstrom-Generator wieder in Betrieb gehen – und das Wasser im Kraftwerkskanal wieder fliessen. Anschliessend erfolgt der Einbau des neuen Generators. Dieser dauert bis im Februar. Der Generator wird in Einzelteilen auf der Strasse angeliefert, vor Ort mit dem extra modernisierten Hallenkran montiert und in Betrieb genommen. Es wird kein Baukran aufgestellt. Am Gebäude selber wird kaum etwas verändert.

Umgehungsgewässer wird deutlich verlängert

Dafür werden Umweltmassnahmen ergriffen, die das Gebiet weiter aufwerten werden. Geplant ist als grösste Massnahme die Erweiterung des bestehenden, relativ neuen Umgehungsgewässers. Es wird deutlich verlängert und in einen Seitenarm des Auenschutzparks geleitet. Zudem wird es eine sogenannte Gewässerschutzsanierung (Sanierung der Fischgängigkeit) geben: Die bestehende Fischtreppe, der Aufstieg vom Kanalbereich ins Oberwasser, wird lachsgängig gemacht.

In Rupperswil-Auenstein wird nicht nur gebaut und das Aktionariat des KRA entflochten, sondern auch die Wassernutzung neu geregelt. Die bisherige «Inanspruchnahme» (ein SBB-Privileg) soll durch eine ordentliche kantonale Konzession abgelöst werden. Die Konzession wird durch den Regierungsrat erteilt. Der Generatoraustausch selbst erfolgt mit einer Plangenehmigung durch das Bundesamt für Verkehr (BAV).

Änderungen am Hochspannungsnetz

Neben der Modernisierung des Kraftwerks gibt es auch Änderungen am Hochspannungsnetz. Die SBB wird in den nächsten Jahren ihre 90 Kilometer lange «Alte Mittellandleitung» zwischen Kerzers FR und Rupperswil (dem Unterwerk im Wald) ersetzen. Die Arbeiten werden auf Lose aufgeteilt und je nach Region aufgelegt. Der solothurnische Abschnitt Oberbuchsiten-Lostorf lag bis am 19. Mai auf.

Weil das KRA künftig keinen Strom mit 50 Hertz mehr produzieren wird, wird ein knapp 400 m langer Leitungsabschnitt der Axpo für den Anschluss des Kraftwerks überflüssig und kann daher zurückgebaut werden. Die entsprechenden Rückbaugesuche liegen bis am Mittwoch, 1. Juli, auf.