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Rund 300 Anhänger des FC Zürich reisten am Samstag trotz gesperrtem Gästesektor nach Aarau. Mehrere hundert Polizisten standen im Einsatz. Die Staatsanwaltschaft prüft nun Anklagen wegen versuchtem Landesfriedensbruch gegen die Zürcher Fans.
Laut Polizeisprecher Roland Pfister benötigte der Einsatz mehrere hundert Polizisten. Den Grossteil der Kosten wird der FC Aarau als Veranstalter übernehmen müssen.
Ob die Anreise der FCZ-Anhänger trotz klarer Anweisung der Polizei rechtliche Folgen haben wird, muss nun die Staatsanwaltschaft klären. Der leitende Oberstaatsanwalt machte sich im Brügglifeld selbst ein Bild von der Situation.
Denkbar sind laut Roland Pfister Anklagen wegen versuchten Landfriedensbruchs. Zu qualifiziertem Landfriedensbruch kam es wohl nicht: Dazu hätten sich die Fans beispielsweise aktiv zur Wehr setzen müssen, etwa mit dem Werfen von Steinen oder Flaschen. Möglich sind zudem Ordnungsbussen, weil sie sich nicht an die polizeiliche Verfügung gehalten haben.
Die Zürcher Südkurve hatte am Freitag aufgerufen, sich um 14.45 Uhr beim Hauptbahnhof Zürich zu treffen. Es empfehle sich, «zivil» anzureisen. Man werde um diese Zeit auf der Website über das weitere Vorgehen informieren. Doch die Fangruppierung des FCZ narrte mit dieser Ankündigung alle: Bereits um 14 Uhr veröffentlichte sie ein Bild, das rund 200 Fans auf dem Parkplatz der Kunsteisbahn neben dem Stadion Brügglifeld zeigte.
Die Unterschrift dazu: «Wie an jedem Spiel versuchen wir, unsere Mannschaft so nahe am Spielfeld wie möglich zu unterstützen.» Viele von ihnen waren in kleinen Gruppen mit dem Zug via Lenzburg nach Suhr gefahren und von dort über einen Waldweg ins Brügglifeld spaziert. Die Polizei war bald mit einem Grossaufgebot präsent und kesselte die Fans auf dem Parkplatz ein. Zur Unterstützung rückten ein Helikopter aus Zürich und ein Wasserwerfer aus Bern an. Gespannt beobachteten die Quartierbewohner das Geschehen aus der Distanz.
Derweil feierten die Fussballfans inmitten der Beamten in Vollmontur ein friedliches Fest mit Dosenbier, Musik, und Fussball. Nur eine warme Mahlzeit war ihnen nicht vergönnt: Mehrere Pizzakuriere konnten ihre Bestellungen nicht ausliefern, sie wurden von der Polizei weggewiesen.
Die Kantonspolizei Aargau und die Stadtpolizei Aarau wurden von den Korps der Regionalpolizei Suret sowie der Kantone Bern, Solothurn und beider Basel unterstützt. Vor allem die Basler konnten sich damit revanchieren: Sie erhalten ihrerseits jeweils bei Champions-League-Spielen des FC Basel Hilfe aus dem Aargau.
Um 15.30 Uhr wandte sich die Polizei via Lautsprecher an die eingekesselte Gruppe: Man wolle einen friedlichen Verlauf. Wer sich freiwillig ausweisen wolle, solle nach rechts treten. Darauf reagierte niemand, einige sassen auf den Boden. Nach einer neuen Frist traten erste aus dem Kreis, wurden durchsucht und abgeführt. Dabei kam es zu keinerlei Ausschreitungen oder Sachbeschädigungen, dennoch war die Situation spürbar angespannt.
Entspannung brachte um 16 Uhr der FC Zürich: Der Team-Car fuhr vor, die Fans begrüssten ihre Mannschaft mit Applaus und Gesängen. Kurz darauf mischte sich FCZ-Präsident Ancillo Canepa unter die Fans, sprach mit ihnen, mahnte zur Ruhe. Auch über die sportliche Situation und gewisse Transfers habe er sich mit den Fans unterhalten, richtete Sprecher Patrick Lienhart später aus. Canepa, der zuvor eigentlich angekündigt hatte, das Spiel in Aarau zu boykottieren, blieb bis nach dem Anpfiff bei den Anhängern seines Vereins und feuerte die Zürcher von ausserhalb des Stadions aus an. Die Polizei liess sie gewähren, führte aber weiterhin immer wieder einzelne Personen ab. Laut Roland Pfister war das Ziel, den Platz bis zum Spielbeginn um 17.45 Uhr zu räumen. Dies gelang zwar nicht, doch sei man bewusst langsam vorgegangen, um nichts zu provozieren.
Rund 100 weitere FCZ-Fans trafen sich unabhängig davon am späteren Nachmittag am Hauptbahnhof Zürich, um gemeinsam nach Aarau zu reisen. Unterwegs verhielten sie sich ruhig. In Aarau wurden sie bereits auf dem Perron abgefangen, in Wartehäuschen festgehalten und kontrolliert.
Ruhig blieb es auch am Bahnhof. Polizisten führten Personenkontrollen und Festnahmen durch. Alle angereisten FCZ-Anhänger wurden in Gewahrsam genommen und in den Stunden nach Spielende nach Zürich zurückgeleitet. Die Sportler halfen den Polizisten: Sie spielten 0:0 unentschieden, eine Eskalation nach Spielende blieb somit auch aus. Canepa lobte die Südkurve für ihr Verhalten. Die Polizei wertete den Verlauf des Grosseinsatzes ebenfalls positiv, ein Fazit will sie heute Sonntag ziehen.